Mini Shopaholic: Band 6
Jedes Mal, wenn ich vorgeschlagen habe, dass Luke und ich uns auch irgendwo was mieten könnten, hat sie getan, als wollten wir absichtlich Geld an einen Vermieter zahlen, nur um sie zu kränken. Und wenn ich sage: »In ganz Europa wohnen die Leute zur Miete«, rümpft sie nur die Nase und sagt: »Europa!«
»Becky, gibt es denn ein Problem?« Mum hört auf, Zuckerguss zu verteilen, und sieht mich an.« Zieht ihr nun aus oder nicht?«
Ich kann ihr nicht die Wahrheit sagen. Wir werden eben einfach ausziehen müssen. Irgendwie.
« Selbstverständlich ziehen wir aus!«, sage ich gutgelaunt. »Selbstverständlich! Ich habe nur gesagt, es könnte zu einer Verzögerung kommen. Wird es wahrscheinlich aber nicht. In drei Wochen sind wir weg.« Und damit haste ich aus der Küche, bevor sie noch was fragen kann.
Okay. Mir bleiben also drei Wochen, um das Problem mit dem Haus zu regeln. Oder eine andere Lösung zu finden. Oder eine Jurte zu kaufen.
Mein Gott, sind Jurten teuer. Ich habe gerade mal online nachgesehen. Mehrere tausend Pfund für ein bisschen Plane. Ich weiß also nicht, ob wir das machen sollen. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, was wir machen sollen.
Aber darüber will ich jetzt nicht weiter nachdenken, denn mein erster Tauschhandel steht bevor. Mum und Dad sind unterwegs, Luke hat ein Geschäftsessen, und Minnie liegt im Bett, also habe ich freie Bahn. Ich bin echt aufgeregt. Das ist der Beginn eines gänzlich neuen Lebens. Null-Konsum, grün, fairer Tauschhandel mit Leuten, die in der näheren Umgebung wohnen. So, wie es eben sein sollte. Wahrscheinlich werde ich nie wieder shoppen gehen. Die Leute werden mich Die-Frau-Die-Niemals-Shoppen-Geht nennen.
Meine erste Tauschpartnerin - namens Nicole Taylor kommt um sieben mit einem Festzelt vorbei, und ich gebe ihr dafür zwei Marc-Jacobs-Taschen, was ein fairer Tausch ist, besonders da ich sie nie benutze. Ich habe sie in Seidenpapier eingewickelt, in die Originalschachteln gelegt und großzügigerweise sogar noch einen Marc-Jacobs-Schlüsselring oben draufgelegt. Problematisch könnte nur werden, das Festzelt in die Garage zu kriegen, falls es richtig groß ist. Aber das kriegen wir bestimmt irgendwie hin.
Danach kommt ein Feuerschlucker namens Daryl, der seine Dienste für ein Luella-Täschchen anbietet (was mir etwas komisch vorkommt, aber vielleicht will er es ja für seine Freundin oder so). Und ein Jongleur, der ein Paar Gina-Sandalen bekommt. Und eine Frau, die Kanapees zubereitet und dafür einen Missoni-Mantel möchte. (Es tut mir etwas leid, dass ich den weggeben muss, aber den von Banana Republic, den ich anfangs angeboten habe, wollte kein Einziger haben.)
Am aufgeregtesten bin ich wegen des Feuerschluckers. Er hat gesagt, er würde es mir vorführen. Ich frage mich, ob er wohl im Paillettenkostüm erscheint! Es klingelt an der Tür, und begeistert laufe ich hin. Das muss das Festzelt sein!
»Hallo!« Ich reiße die Tür auf und erwarte mehr oder weniger ein großes, hochzeitsmäßiges Festzelt vorn auf dem Rasen, voll beleuchtet.
»Hi.« Ein dürres Mädchen steht auf der Stufe und mustert mich schräg. Sie ist nicht älter als sechzehn, mit glatten Haaren, die zu beiden Seiten ihres blassen Gesichts herabhängen, und sie scheint kein Festzeit dabeizuhaben, es sei denn, sie hätte es ganz klein zusammengefaltet.
»Du bist Nicole?«, sage ich unsicher.
»Yeah.« Sie nickt, und ich rieche Kaugummi.
»Du bist gekommen, um ein FestzeIt gegen zwei Marc Jacobs-Taschen einzutauschen«
Es folgt eine lange Pause, als müsste sie darüber nachdenken.
»Kann ich die Taschen sehen?«, sagt sie.
Das läuft nicht ganz so wie erwartet.
»Kann ich denn das Festzeit sehen?«, erwidere ich. »Wie groß ist es? Kriege ich da zweihundert Leute rein? Ist es gestreift?« Es folgt eine weitere, längere Pause. »Mein Dad hat ne Zeltfirma«, sagt sie schließlich. »Ich kann Ihnen eins besorgen, echt jetzt.«
Sie kann mir eins besorgen? Was ist denn das für ein bescheuerter Tauschhandel? »Du solltest es doch mitbringen!«, sage ich genervt. »Na ja, konnte ich ja wohl schlecht, oder?«, sagt sie schmollend. »Aber ich besorg Ihnen eins. Wann brauchen Sie es denn? Sind das da die Taschen?« Begehrlich hat sie die Marc-Jacobs Tüten zu meinen Füßen ins Auge gefasst.
»Ja«, sage ich zögernd.
»Darf ich mal sehen?«
»Na gut.«
Sie packt die erste Tasche aus - eine große, graue - und schnappt nach Luft, mit leuchtendem Gesicht. Unwillkürlich
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