Mini Shopaholic: Band 6
wir haben fast alles eingepackt.
»Nein!« , sage ich spröde. »Was sollte denn wohl nicht stimmen?«
Luke mustert mich einen Moment, dann seufzt er. »Oh, Gott. Jetzt verstehe ich. »Er stellt die Tüten ab und nimmt mich in die Arme. »Ich weiß, dass der Tag heute für dich nicht einfach ist. Natürlich wird es schön, wenn wir erst unser eigenes Zuhause haben, aber hier waren wir auch sehr glücklich! Eine Ära geht zu Ende.«
»Es geht nicht um das Ende einer Ära!«, möchte ich ihn anschreien. Wieso sollte mich das interessieren? Es geht um: »Wieso hast du mich nicht dem berühmten Filmstar vorgestellt?«
Ich kann nicht fassen, dass wir eine dermaßen einmalige Gelegenheit verpasst haben. Wir hätten längst alle zusammen essen gehen können. Wahrscheinlich hätten wir uns richtig gut verstanden. Sage und ich hätten Telefonnummern ausgetauscht und wären total gute Freundinnen geworden, und sie hätte mich in ihr Haus nach Malibu eingeladen, wo sie diesen pink gekachelten Swimmingpool hat. Der sieht einfach unglaublich aus.
Ich sehe uns förmlich, auf Luftmatratzen dümpelnd, mit Smoothies in der Hand, über das Leben plaudernd. Sie hätte mir erklären können, wie sie diese unfassbare Farbe in ihr Haar bekommt, und ich hätte ihr genau erklären können, was mit ihrem letzten Freund schief gelaufen ist. (Denn ich bin kein bisschen der Meinung dieses Kolumnisten von Reat! Die Trennung war nicht unvermeidlich!) Und dann hätten wir shoppen gehen können und wären von Paparazzi fotografiert worden und hätten mit Kopftüchern oder irgendwas einen total neuen Trend ausgelöst.
Aber Luke schließt mich aus. Vorsätzlich. Er hat keine Überraschungsparty verdient. Ich bin so übellaunig, dass ich es ihm fast sagen möchte.
»Becky?« Ich blicke auf und sehe Jess in der Auffahrt. »Viel Glück mit eurem neuen Haus«, sagt sie nüchtern. »Hier ist unser Einzugsgeschenk.«
Sie reicht mir eine riesige, pralle Tüte aus dickem, braunem Papier, und ich spähe hinein. Verdammt. Was ist das?
»Wow, danke! Ist das ... Zuckerwatte?«, sage ich unsicher.
»Dämmmaterial«, sagt Jess. »In diesem Land sind die Häuser erschreckend schlecht isoliert. Verarbeitet es in eurem Dach! Es spart Energie.«
»Ausgezeichnet!« Sanft tätschle ich die Tüte.
»Und wie geht es dir? Wir haben uns lange nicht gesehen.«
»Ich war bei Freunden zu Besuch. Ich versuche, nicht länger als eine Nacht am Stück hier zu sein.« Jess spricht leise, mit düsterer Stimme. »Sie treibt mich in den Wahnsinn. Tom auch.«
»Janice?«, flüstere ich mitfühlend zurück. »Redet sie immer noch davon, dass ihr endlich ein Baby kriegen sollt?«
»Schlimmer! Sie weiß, dass sie nicht mehr davon anfangen darf, weil Tom sie niederbrüllt. Also ist sie zu anderen Maßnahmen übergegangen.«
»Was für Maßnahmen denn?«, sage ich neugierig.
»Neulich hat sie mir diesen Kräuterdrink gemacht. Sie meinte, ich würde so einen abgespannten Eindruck machen. Aber ich traue ihr nicht, also habe ich im Netz nachgesehen. Es ist eine natürliche Fruchtbarkeitsarznei. Ein Aphrodisiakum. Sie sieht empört aus. »Tom hatte schon drei Becher davon getrunken!«
»Gibt‘s ja nicht!« Ich möchte lachen, aber Jess ist so wütend, dass ich mich nicht traue.
»Ich wünschte, wir würden auch in unser eigenes Heim ziehen.« Wehmütig betrachtet sie den Möbelwagen.
»Und warum tut ihr es nicht?«
»Wir wollen in ein paar Wochen nach Südamerika zurück.« Jess zuckt mit den Schultern. »Es wäre Unsinn. Und dafür haben wir kein Geld übrig. Aber ich sage dir, wenn sie noch einmal so was anzettelt ... «
»Kommt und wohnt bei uns!« Mitfühlend drücke ich ihren Arm. »Es wird bestimmt lustig, und ich verspreche dir, dass ich dir kein Fruchtbarkeitsmittel verabreiche.«
»Wirklich?« Jess macht ein überraschtes Gesicht. »Aber Mum und Dad sagen, man darf euch erst besuchen, wenn euer Haus fertig ist.«
»Äh ... so ungefähr.« Ich räuspere mich.
Ich hatte noch keine Gelegenheit, Jess die Lage zu erklären. Ich rufe sie nachher an, wenn wir in unserem gemieteten Haus sind.
»Abfahrbereit?«, ruft Luke. Er hat unser Auto gestern am neuen Haus geparkt, damit wir im Möbelwagen mitfahren können. Das ist das Allercoolste überhaupt. Der Wagen hat vorn zwei Sitzreihen, sodass wir alle Platz finden, sogar Minnie. Sie sitzt schon mit ihrer Snackbox angeschnallt im Kindersitz und schenkt dem Fahrer eine Rosine nach der anderen. (Er heißt Alf und scheint
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