Minus 0: Märchen-Thriller (German Edition)
hinaus, die hinunter segelten und über den Zungenspitzen der Flammen verglühten.
„DU HÄTTEST IHM NICHT TRAUEN DÜRFEN!“, schrie Zack Willi zu, der immer noch paralysiert neben sich stand.
„Wir müssen hier raus!“, schrie Lüc und spannte die Zügel an.
„Gute Idee!“, sagte Frederick. „Und wie?“
Die Flammen verteilten sich über den Benzinteppich in wenigen Augenblicken. Das Feuer fraß sich an den roten Vorhängen hinauf bis zur Decke, wo die modrigen Dachbalken angesteckt wurden. Die toten V3er auf dem Boden verschmorten in Windeseile und mit jedem zerstörten Gegenstand oder verschlungenem Körper, wurde das Feuer stärker und stärker, größer und größer. Das Theater verwandelte sich in einen lodernden Vorhof zur Hölle.
24
Fast drei Jahre waren vergangen, seitdem der Pinguin den kleinen Jungen „Jack“ das erste Mal traf.
Während dieser Zeit war der Junge gewachsen und wurde reifer. Der Pinguin lehrte ihn den Fern- und Nahkampf. Er lehrte ihn Kartentricks, wie er zu Geld kam und er lehrte ihn, wie ein echter Mann zu reden.
Es verging kein Tag, an dem der kleine Jack nicht mit dem Pinguin übte, der ihn an jedem Tag neue Lektionen lernte. Die Beiden schienen voneinander zu lernen. Der Pinguin lehrte ihn zu kämpfen, wie ein Tier kämpft, wenn es um sein eigenes Überleben ging. Im Austausch erklärte Jack ihm die Welt der Menschen. Die Informationen aus der Sicht eines Jugendlichen waren für den Pinguin sehr hilfreich, der mit seinem scharfen Verstand die Informationen mit dem Wissen über die Menschheit, welches er sich sonst nur über schwere Lektüre sich aneignete, kombinierte. In den drei Jahren wurde der Pinguin zu einem ausgezeichneten Redner und Manipulator, dem es ein leichtes war, die Dorfgemeinde, die ihn einst hasste, auf seine Seite zu schlagen.
Jack stand mit verbundenen Augen auf dem mit Pilzen überwucherten Holzstamm und achtete auf das Signal des Pinguins. In der linken Hand hielt er einen Fächer von Messern, in der rechten ein einziges, das er zum Wurf ausholte.
Der Pinguin kündigte mit einem lauten Ruf jeden Apfel an, den er in die Höhe schmiss.
„3...2...1!“, schrie der Pinguin und warf den nächsten Apfel in die Luft.
Jack konnte die Luftbahn nicht sehen, sondern nur erahnen, dennoch warf er das Messer mit einer tödlichen Präzision auf den Apfel und traf diesen, ehe er den Boden berührte.
„Sehr gut“, lobte der Pinguin.
Jack ging wieder in Stellung und wartete auf das nächste Signal. Diesmal wollte der Pinguin ihn testen. Er verzichtete auf das gewohnte Signal und warf einen Apfel in die Luft. Der Junge ahnte erst nichts von diesem Trick, doch als der Apfel das Maximum seiner Flugbahn erreichte, spürte Jack, dass sich etwas vor ihm befand. Er warf das Messer und auch diesmal durchbohrte die Klinge den saftigen, roten Apfel.
„Nimm die Binde ab“, sagte der Pinguin. „Ich hab genug gesehen. Deine Messerkunst ist mehr als perfekt.“
Jack nahm die Binde von seinen Augen und freute sich. „Wirklich? Können wir morgen endlich starten?“
„Du bist mehr als bereit. Friedel wird morgen am Ufer auf uns warten.“
Jack sprang von dem Baumstumpf hinunter. „Wie werden wir es machen? Wir werden wir sie alle töten?“
„Ich hab einen Revolver und du deine Messer“, sprach der Pinguin. „Der Wal braucht nur mit seiner Flosse auszuholen und schon steht das halbe Dorf unter Wasser. Den Rest erledigen wir.“
„Wurde auch Zeit. Seit einem halben Jahr bin ich in der Lage, jeden Mann, so groß wie er auch ist, auf der Stelle zu töten und ich durfte nicht einmal von meiner Gabe Gebrauch machen, obwohl ich in der Schule Tag für Tag geärgert wurde. Ich will meine Rache, Willi!“
„Ich sagte dir bereits oft; bis zu dem Tag, an dem wir zuschlagen, halten wir uns bedeckt. Sie sollen uns feiern, nicht fürchten. Erst dann schlagen wir zu, mit unseren mächtigsten Waffen und vollenden unsere Rache.“ Der Pinguin drehte ihm den Rücken zu und ging zum Rand der Lichtung. „Geh nach Hause und ruhe dich aus, Jack. Du wirst morgen deine Kräfte brauchen.“
„Werde ich, Kumpel.“ Jack wollte sich ebenfalls umdrehen, doch eine Frage zermarterte ihm schon all die Zeit den Schädel. „Du, Willi? Kannst du mir eines verraten?“
Der Pinguin machte auf der Stelle kehrt und erkundigte sich nach dem Inhalt der Frage.
„Sag mir, Willi, machst du das eigentlich nur für mich? Weil sie mich alle ärgerten? Oder warum hasst du
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