Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
zu retten?“, fragte Lüc. „Ihr wart einmal Freunde und jetzt wollt ihr euch gegenseitig umbringen?“
Willi sah beschämt zu Lüc. „Louise... Bitte geh zur Seite. Schlimm genug, dass ihr unter einen Entscheidungen leiden musste, nun ich will ich nicht auch noch zwischen euch stehen.“
Zack senkte seinen Revolver. „Geh aus der Schussbahn, Liebling.“
Lüc breitete ihre Arme aus. „Egal was er getan hat; ich werde nicht zusehen, wie du ihn erschießt! Deine Motive uns zu schützen in allen Ehren, aber sobald es in Skrupellosigkeit übergeht, macht dich das keinen Deut besser als den Kartenspieler.“
Zähneknirschend steckte Zack den Revolver in seinen Halfter und drehte wortlos um. Er würde kein einziges Mal seine Waffe auf seine Liebste richten, auch nicht aus Versehen. Insgeheim hatte er auf einen solchen Ausgang gehofft, in dem er seinen Standpunkt glaubhaft untermauern konnte, ohne dabei zu drastischen Maßnahmen greifen zu müssen. Das Feuer seiner Wut brennte immer noch lichterloh in ihm, allerdings wusste er es zu Gunsten seiner Liebsten einzudämmen. Er verschwand wortlos in der Menschenmasse.
Löckchen war sich sicher, vor lauter Aufregung kurz weggetreten zu sein. „Was... was... war das?“
Frederick ließ Manuel in den Schnee fallen, der mittlerweile ohnmächtig geworden war, da Frederick vor Aufregung seine Kraft nicht kontrollieren konnte. „Oh mannomann“, sagte er.
Willi versuchte Lüc nach so langer Zeit in die Augen zu sehen, die allerdings ihr Gesicht von ihm wegdrehte. „Es tut mir leid“, seufzte Willi.
„Du hast uns enttäuscht“, sagte Lüc und sah ihn aus dem Augenwinkel ab.
„Geht es dir gut?“, fragte er. „Was ist geschehen?“
„ Es geht“, sagte sie knapp. „Was soll wohl geschehen sein? Du hast uns angelogen und uns alle in Gefahr gebracht. Nicht weil du ihn verschontest, sondern weil du uns nicht vertraut hattest.“ Sie machte sich auf und folgte Zack humpelnd. Willis Erklärungsversuche scheiterten allesamt. Nicht eine brauchbare Erklärung kam aus seinem Schnabel, nicht eine Entschuldigung konnte sein Misstrauen gegenüber seinen Freunden rechtfertigen.
Während sich die Dorfbewohner nach und nach verzogen, fiel Willi grübelnd in den Schnee. Er hatte es versaut.
Frederick drehte sich zu Löckchen. „Glaubst du der Currywurstmann ist noch in der Nähe? Ich könnte jetzt etwas Nervennahrung gebrauchen.“
Zurück blieb nur Willi, der mit einer gewissen Zufriedenheit der verschwindenden Menschenmasse zusah. Zack hatte vielleicht recht und er war für Blutwäldchens Unheil wie Licht für Motten. Jeder der ihm zu nah kam, wurde zwangsläufig verletzt oder gar umgebracht. Noch vor einer Woche glaubte er, er habe seinen Platz in der Menschheit endlich gefunden, doch letztendlich musste er feststellen, dass er dazu verdammt war, einsam zu sein.
5. Die strahlende Dunkelheit
1
Nach seinem sensationellen Geschäftsabschluss mit Frederick, hatte Matheo allen Grund zu feiern. An diesem sonnigen Wintertag kam seine Provision per Scheck, weswegen der eloquente Handelsvertreter freudig durch seine Wohnung tanzte. Da er an allen Ecken sparte, goss er seine Topfpflanzen mit Regenwasser aus einer alten, rostigen Gießkanne.
„Schön wachsen, ihr kleinen Engel!“, lobte Matheo seine Pflanzen. „Immer schön wachsen wie mein Kontostand.“ Er vollführte eine Pirouette, wobei das Wasser seiner Gießkanne auf seinen Teppich tropfte. „Ratet, wer heute seine Provision kassiert hat!“
Die Pflanzen gaben ihm keine Antwort.
„Euer guter Matheo hat wieder Geld gescheffelt“, sagte Matheo freudestrahlend. „Da wundert ihr euch bestimmt, wie euer guter Matheo so schnell Geld verdient. Doch die Antwort liegt auf der Hand: Viel Fleiß! Und man darf sich nicht unterkriegen lassen. Oh ja, man braucht sehr viel Mut. Nicht jeder traut sich an jeder Tür zu klopfen, um anschließend aus dem Haus getreten zu werden.“
Weiterhin keine Reaktion der Pflanzen.
Grinsend sinnierte Matheo vor sich hin. „Mein erster Tag war die Hölle. Da hab ich mich in meinen feinen Zwirn gezwungen, trank für meine Portion Mut noch eine viertel Flasche „Theison“-Schnaps und ging danach auf die Jagd nach Geld. Hab an der ersten Tür geklopft und bekam keine Minute später eine ins Gesicht.“ Matheo schüttelte lächelnd den Kopf. „Das waren Zeiten. Aber da ich nie etwas anderes gelernt hatte, bin ich dran geblieben, bissig und hungrig wie ein tollwütiger Wolf.
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