Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
Vom Netzwerk:
Praxis entfernt hatte, ballte er die zittrigen Finger zur Faust und schleuderte sie gegen die weißen, mannshohen Schränke der Arztpraxis. Nach dem fünften Schlag hatte sich das Zittern gelegt. Die blutigen Stellen zwischen seinen Faustknochen ließen ihn kein Schmerz spüren, stattdessen brachte es ihn zum Lächeln. Noch einmal sah er durch die Glasscheiben Lücs Silhouette hinterher. Sie hatten sich nicht zum ersten Mal kennengelernt.
     
     
    14
     
    Im Zigeunercamp saß Friedjof, die rechte Hand des Zigeuneranführers, auf einem Baumstamm, während sein Falke Poseidon auf seinem Arm Platz nahm. In seinem hakenförmigen Schnabel hielt das stolze Tier eine frisch gefangene Maus, die sogleich fein säuberlich zerkleinert und verdaut wurde. Friedjof graulte die Kehle seines gefiederten Freundes. „Ist nicht fair, dass wir noch hier im Wald hocken und unser Essen jagen müssen, nicht wahr Poseidon? Wie gerne würde ich auch in Häuser aus Stein leben, mit meinem heißen Kaffee und einer Frau, die für mich kocht. Doch leider blieb uns so ein Leben bislang verwehrt.“
    Zustimmend kreischte der schneeweiße Falke auf.
    „Wäre unser Anführer Merlin nicht so ein Schlappschwanz, hätten wir dieses dämliche Dorf längst überrannt und könnten in ihren Hütten speisen. Du müsstest nicht mehr in die Wälder fliegen und Essen suchen, mein guter Poseidon, oh nein, wir würden die Dorfbewohner verdonnern für uns zu jagen und zu sorgen. Dieses Mal werden wir nicht die Dummen sein, mein guter Poseidon, oh nein, dieses Mal werden wir das Leben der Könige leben können.“
    Als Friedjof aufstand, hüpfte der dressierte Falke automatisch auf seine Schulter. Friedjof stampfte durch den knöchelhohen Schnee bis hin zu Merlins Zelt. Der Anführer des Zigeunertrupps war ein friedfertiger und bescheidener Mensch. Seine Eigenschaft, jeden Konflikt zu meiden, beruhte nicht auf Feigheit, sondern nur um für die Sicherheit seiner Mitreisenden zu sorgen. Die gemütlichen Wohnwägen überließ er seinen Freunden, während er selbst in einem großen Zelt und auf einer Hängematte schlief. Merlin kochte sich selbst gerade auf der Feuerstelle in seinem Zelt eine leckere Suppe, als Friedjof eintrat.
    „Merlin, wir müssen uns beraten!“, sprach Friedjof entschlossen. „Wir können nicht weiter nur in unserem Lager sitzen und nur warten. Wir müssen uns aufraffen und für unsere Heimat kämpfen!“
    Merlin rührte mit einem Kochlöffel die rote Brühe in seinem Topf um und sah gelassen zu Friedjof. „Auf was sollen wir denn warten, Friedjof? Zurzeit leben wir doch wie Made im Speck. So lange wir jeden Monat unsere Miete zahlen, werden wir in Ruhe gelassen. So eine Harmonie wie in diesen Tagen, habe ich in den letzten Jahren selten erlebt.“
    „Merlin, wir sind Zigeuner, gottverdammt! Unser Lebensinhalt besteht seit Jahrhunderten darin, eine richtige Heimat zu finden. Keine drei Kilometer entfernt steht ein harmloses Dorf, dass wir problemlos überrennen könnten! Mensch, Merlin, willst du ewig in diesem Zelt versauern?“
    Merlin nahm den Topf von der Feuerstelle und setzte sich mit ihm in einen Campingstuhl. Er fing an die rote Suppe zu löffeln. „Wieso redest du immer davon eine Heimat zu suchen, Friedjof? Wir haben doch längst eine Heimat gefunden. Zugegeben es sind nur Zelte und Wohnwägen versammelt auf einer Lichtung, doch was willst du mehr? Wir sollten den Frieden wahren und nicht die Hand beißen, die uns füttert. Weißt du nicht mehr, was zuletzt passierte als wir einen Putschversuch starteten? Aufgrund unserer Gier verloren wir mehr als die Hälfte unseres Clans. Ich bin der neue Anführer und unter meiner Flagge wird keiner unserer Leute leiden müssen. Wir werden von nun an in Frieden leben.“
    „Ruf deinen Cousin, den Zigeunerkönig!“, befahl Friedjof. „Mit seiner Hilfe wird es ein leichtes sein Blutwäldchen zu erobern. Wir müssen niemanden auf unserer Seite mehr verlieren!“
    „Tut mir leid, Cousin, aber ich werde ihn nicht rufen“, verneinte Merlin und entspannte in seinem Campingstuhl. „Nach so vielen Jahren der Flucht, des Tötens und der Trauer, können wir endlich den Luxus genießen, an einem Ort verweilen zu dürfen. Jetzt lass mich bitte in Ruhe meine Suppe essen.“
    Friedjof vernahm den süßen, tomatigen Duft Merlins Suppe. Er betrachtete das rote Gebräu genauer. „Ist das Zaubersuppe ? Gottverdammt, Merlin, was tust du dir an?“
    „Ja, ist es“, gab Merlin zu. „Ich nehme sie nur

Weitere Kostenlose Bücher