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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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wegen meinen Rückenschmerzen.“
    „Scheiße, Merlin!“, schrie Friedjof. „Das ist eine Droge! Aus den stärksten Kräuter des Waldes wird die Zaubersuppe gebraut. Du kannst dich nicht mit diesem Teufelszeug zuschütten!“
    „Die Suppe lässt meine Rückenschmerzen auf magische Art und Weise verschwinden“, sagte Merlin. „Wüsste nicht, was daran schlimm sein sollte.“
    „Wenn der Zigeunerkönig dich Junkie reden hörte!“ sprach Friedjof entrüstet. „Die Droge hemmt physische Schmerzen, während sie mentale Schmerzen um ein vielfaches verstärkt! Kein Wunder, dass du uns nicht richtig führst, wenn du dauernd unter Halluzinationen leidest. Sag, warum setzt du dich für die Linderung deiner Rückenschmerzen diesen schmerzhaften Erinnerungen aus? Willensstarke Männer verfielen durch den häufigen Konsum der Zaubersuppe dem Wahnsinn, bis sie sich gar selbst umbrachten!“
    Merlin schmunzelte. „Wenn ich ehrlich bin, stören mich meine Rückenschmerzen weniger. Es ist wahr, dass ich durch die Zaubersuppe meine schmerzhaftes Erinnerungen wieder hautnah erlebe und das ist gut so.“
    Friedjof beugte sich nach vorne. „Sag mir, was siehst du gerade, Merlin?“
    „Ich erlebe wieder unsere letzte Schlacht. Ich sehe wie viele unserer Brüder und Schwestern vor unseren Augen hingerichtet wurden. Ich sehe wie viele Cousins und Cousinen gefallen sind. Ich sehe wieder jeden einzelnen von ihnen“, sagte er mit einem Lächeln im Gesicht.
    „Warum tust du dir das an, mein Cousin?“, fragte Friedjof besorgt.
    „Reale Schmerzen vermitteln auch reale Gefühle. Der Schmerz, der mich in Momenten wie diesen ausfüllt, ist ein besserer Kompromiss als die innere Leere. Es tut so unendlich gut, wieder das Gesicht geliebter Personen hautnah zu erleben, auch mit der Gewissheit, sie nie wieder spüren zu können. Der Verlust geliebter Personen ist besser, als diese Personen nie getroffen zu haben. Jeder Schmerz, der mit ihnen verbunden ist, ist gleichzeitig ein Teil von mir, ein Puzzlestück, das mich zu dem machte, der ich bin. Auch wenn jede Person nur einen limitierten Zeitraum des Glücks bedeutete, war diese Zeit ein Teil meines Lebens, ein bunter Klecks auf einem grauen Bild.“ Merlin versank in seinem Stuhl und lächelte weiter vor sich hin. „Mit dieser Gewissheit empfinde ich bei diesen Szenen keine Trauer mehr. Es ist eine dankbare Erinnerung an Menschen, die ich liebte.“
    Friedjof schüttelte den Kopf und verließ Merlins Zelt, während der Zigeuneranführer seine Augen schloss und fröhlich vor sich hin träumte.
     
    15
     
    Im verschneiten Wald spazierten der Kartenspieler und seine Selin. In ihrer Hand hielt sie den Rosenstrauß, den der Kartenspieler ihr am Waldrand überreicht hatte.
    „Ich muss sagen, du hast mich mit den Blumen wirklich überrascht“, gestand Selin.
    „Gefallen sie dir nicht?“, fragte der Kartenspieler enttäuscht.
    „Sie sind wunderschön!“, schwärmte Selin. „Genau die Rosen habe ich mir von dir gewünscht, aber noch nicht heute. Es ist noch zu früh, Jack. Es ist noch viel zu früh für uns . Bei dieser Kälte werden die Rosen sowieso eingehen“, schmunzelte sie. „Verstehst du, worauf ich hinaus will?“
    „Also, muss ich mich ändern, damit du mich lieben kannst?“, fragte der Kartenspieler.
    „Nein. Der Winter muss sich nicht ändern, damit er zum Sommer wird. Er ist ein Teil unserer Natur, in einer Phase des Jahres herrscht der Winter, dann der Frühling, der Sommer und der Herbst. In dir herrscht zur Zeit der Winter, Jack, seit mehreren Jahren.“
    „Wann wird endlich der Frühling kommen?“ Der Kartenspieler sah sich umgeben von kahlen Bäumen und gefrorenen Waldwegen.
    „Wie lange es dauert, kann ich nicht sagen. Vielleicht pünktlich zum März oder doch im April oder erst im Mai.“
    „Wirst du so lange auf mich warten können, Selin?“
    Selin lächelte und berührte seine vom Wind abgekühlte Wange. „Natürlich werde ich auf dich warten.“
    „Wenn mir nicht die Zeit wegläuft“, sagte der Kartenspieler mit einem bedauernden Gesichtsausdruck. „Ich hatte heute morgen wieder eine Diskussion in einer Kneipe. Wir kamen auf das Thema „Kartenspieler“ zu sprechen und jeder Mensch, der an das Karma glaubt, glaubt auch an eine gerechte Strafe meiner Person. Ich will dich nicht enttäuschen, Selin. Du sollst nicht hoffnungslos auf meine Wandlung warten und letztendlich feststellen, dass ich davor gestorben bin.“
    „Und daran glaubst du?“, fragte

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