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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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verletzlichen, grünen Augen. Danach verließ er die Stadt - für immer.
     
     
    9
     
    Willi lag auf der steinernen Bank und sah in den klaren Nachthimmel über dem immer noch lauwarmen Urlaubsgebiet. Seine Flosse hing von der Bank hinunter und berührte knapp seinen halbvollen Becher mit Bier, den er auf den Boden abgestellt hatte.
    „Das erste, was uns Jasmin gelehrt hatte war, dass wir nicht mit den Rosenverkäufern reden sollten. Das wären alles diebische Zigeuner“, erzählte Willi dem einheimischem Rosenverkäufer.
    Der Rosenverkäufer, dessen richtiger Name „Ronaldo“ war, fragte Willi, ob er jetzt endlich eine Rose kaufen möchte.
    „Weißt du, die anderen habe ich verloren“, beichtete Willi. „Das zweite, was Jasmin uns lehrte war, dass wir uns nicht alleine hier aufhalten sollen, wegen den diebischen Rosenverkäufern. Das schlimmste was wir tun könnten, wäre uns allein in eurem Verkaufsgebiet aufzuhalten.“
    „Eine Rose, nur ein Taler!“, wiederholte Ronaldo ungeduldig.
    „Ronaldo, du bist wirklich ein wahrer Freund“, scherzte Willi. „Wie geduldig du mir schon seit Minuten in der kindlichen Hoffnung zuhörst, ich würde dir eine lächerliche Rose abkaufen. Was ich an euch Taschenspielern seit jeher bewunderte, ist eure Hartnäckigkeit. Die meisten Menschen schmeißen bereits nach einem gescheiterten Versuch ihre Idee hin, während du fleißiger Ronaldo mit einem minderwertigen Produkt über hundert Menschen ansprichst, bis tatsächlich jemand anbeißt.“ Mit seiner Flosse schnappte er den Rand seines Bechers, zog ihn zu seinem Schnabel und kippte dabei etwas Bier über sein Gesicht. „Euer scheiß Bier ist gepanscht. Das Zeug verursacht mir Kopfschmerzen.“
    „Zuschlagen! Nur ein Taler, eine Rose!“, flehte Ronaldo.
    „Hast du Familie, Ronaldo?“, fragte Willi neugierig. „Ich hatte mal eine, die ich verloren hab. Jahrelang war ich deswegen am Boden zerstört. In mir blieb das mulmige Gefühl, nie wieder glücklich zu werden, die innere Befürchtung, nie etwas zu finden, das meine innere Leere füllen könnte. Doch ich fand wieder gute Freunde, Freunde die meine Familie nicht direkt ersetzen konnten, aber mir ein anderes Glücksgefühl bescherten, nicht das Glück das ich mit meiner Familie hatte, aber ein Glück, das von der gleichen Hochwertigkeit ist. Dafür musste ich lange Zeit suchen, doch auch ich fand meinen Frieden, so wie du nach langer Suche auch einen Abnehmer für deine Rose finden wirst, mein lieber Ronaldo.“
    „Entweder du kaufen oder ich gehen.“
    Willi schmunzelte. „Anfangs war ich skeptisch, wohin uns dieser kranke Frederick wieder brachte. Irgendein Kaff in irgendeinem Land, das kein Mensch kennt. In den ersten Stunden wäre ich lieber wieder heimgekehrt, doch auch hinter dieser seltsamen Kulisse erkenne ich einen Sinn. Diese Frau aus dem Nachbarszimmer, Sasha heißt sie, hat etwas magisches an sich. Sie erinnert mich an etwas, das ich eigentlich fürchtete hier zu vermissen. Ich war anfangs etwas gemein zu ihr, aber mittlerweile tut es mir sogar ein Stückchen Leid. Ich glaube, ich mag sie.“ Willi setzte sich auf und suchte nach seinem Rosenverkäuferfreund. „Ronaldo? Wo bist du hin?“
    Der arme Ronaldo hatte vergeblich seine Zeit dem sprechenden Pinguin geopfert. Seine Rose wollte nicht einmal der gesprächsfreudige Pinguin haben, weswegen er sich missmutig aus dem Staub machte.
    „Süß“, sagte Sasha.
    Willi schreckte auf und sah neben sich. Sasha saß genau neben ihm und grinste ihn schelmisch an.
    „Sasha?“, fragte Willi. „Seit wann sitzt du hier?“
    „Seit einer viertel Stunde“, sagte Sasha. „Seitdem du uns an diesem Kiosk zwei Bier kauftest und dich setzen wolltest. Dann kam der Rosenverkäufer.“
    „Wie viel hast du von meinem Gespräch mit dem Rosenverkäufer mitbekommen?“, fragte Willi peinlich berührt.
    „Genug“, sagte sie kichernd.
    „Oh...“ Willi versuchte schnell das Thema zu wechseln. „Wo sind die anderen?“
    „Die sind längst zum Hotel.“
    „Wir sollten es ihnen gleich tun“, sagte Willi und rubbelte seine Stirn. „Verdammte Kopfschmerzen. Warum schütten die Arschlöcher auch Wasser in ihr Bier.“
    Sasha stand mit Willi auf. „Es ist schon zwei Uhr durch. Für einen Pinguin sollte doch längst Schlafenszeit sein.“
    „Wetten, ich würde noch länger durchhalten als du“, provozierte Willi.
    „Ich würde es gerne herausfordern“, sagte Sasha lächelnd. „Je betrunkener du wirst, umso süßer

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