Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
seine leuchtenden Augen, die im ersten Moment so hell und fröhlich wirkten, doch bei genauerem Hinsehen einen traurigen Schein trugen.
„Wie geht es meinem Lieblingskunden?“, fragte Natalya in der Hoffnung, der Kartenspieler würde sein Portemonnaie zücken.
Im Hintergrund beschwerte sich Kelvin über die gezogene Karte aus Rudis Deck. „Rudi, was hast du mir für ein Scheiß gegeben! Diese Karte existiert nicht einmal in deinem Spiel!“
„Das sagt gerade der Richtige!“, fluchte Rudi. „Du bist nur am bescheißen. Ich wusste doch, dass du ein Linker bist!“
Empört zeigten sie sich gegenseitig ihre gezogenen Karten, wobei sie eine grausame Gemeinsamkeit feststellten. Beide hatten aus der Hand ihres Gegenübers eine weiße Spielkarte mit einem schwarzen Totenkopf gezogen.
Das Grinsen im Gesicht des Kartenspielers verbreiterte sich, als er Natalya fragte: „Wolltest du mich nicht an den Hoden aufhängen?“
„Was?“, fragte Natalya verwirrt. „Mein lieber Freund, das war doch nicht dir gegenüber gewidmet.“
„Schau mal unter deinem Lappen nach“, forderte der Kartenspieler auf.
Schlagartig stellte Natalya jegliche Wischbewegung ein. Mit einem kribbelnden Gefühl in der Magengegend hob sie ihren Lappen an. Unter dem Schatten ihres Lappen erkannte sie die Konturen einer Spielkarte, die sie im Licht als die gleiche Totenkopfkarte erkannte, die Rudi und Kelvin in der Hand hielten.
„Ist das ein schlechter Scherz?“, fragte Natalya.
„Ziemlich enttäuschend nach den hoffnungsvollen Drohungen letztens“, seufzte der Kartenspieler. „Ihr wolltet mich bei lebendigen Leib verbrennen, sobald ihr mich auf offener Straße erkennen würdet. Da stehe ich vor euch und alles was ihr könnt, ist eure Parolen zu schwingen.“
„Natalya, was ist das für ein Kerl?“, fragte Kelvin erschrocken.
„Wer... wer bist du?“, fragte Natalya mit angsterfüllten Augen.
„Ich bin es - der Kartenspieler “, sagte er mit ruhiger Stimme und einem genüsslichen Lächeln. „Und ich werde überprüfen, ob ihr noch etwas anderes auf Lager habt, als leere Drohungen.“
Natalya konnte keinen Schreckensschrei mehr ausstoßen, als der Kartenspieler mit seiner rechten Hand in ihren Mund griff, ihre Zunge schnappte und weit genug herauszog, dass er sie mit einem Messerstreich aus ihrem Mund herausschneiden konnte. Übrig blieb nur der blutige Zungenansatz in Natalyas Mund. Ihre Zunge ließ er unbeeindruckt auf den Boden fallen, ehe er sich Lissy widmete, die Anstalten machte von ihrem Barhocker aufzuspringen.
„Hier geblieben!“, befahl der Kartenspieler und schnappte ihre Hand. Bevor sie wusste, wie ihr geschieht, nagelte der Kartenspieler ein Messer senkrecht durch ihren Handrücken und tackerte sie an den Tresen.
Spätestens die Schmerzensechos von Lissy und Natalya waren auch für Rudi und Kelvin Grund genug ihr Kartenspiel zu unterbrechen. Sie kippten ihren Tisch um, verschanzten sich hinter ihm und zogen ihre Revolver.
„DU MONSTER!“, schrie Kelvin.
„BRINGEN WIR IHN UM!“, brüllte Rudi. „BRINGEN WIR IHN ENDLICH UNTER DIE ERDE!“
„Gentleman!“, eröffnete der Kartenspieler jubelnd. „Ich gebe euch die einmalige Chance, als Helden zu siegen oder als Verlierer unterzugehen. Wie gerne wolltet ihr mich doch bei lebendigen Leib abschlachten, mich, eine Existenz ohne jeglichen Lebenssinn, ohne jeglichen Anspruch auf Wiedergutmachung. Ein Wesen wie ich, mehr Monster als Mann, steht nun vor euch und wartet auf seinen Gnadenstoß. Tötet mich, bevor ich erneut hinausziehe und unzählige Menschen mit in meine Finsternis stürze! Gentleman, nutzt die Gelegenheit um den Willen eurer Freunde und Familien. Werdet heute zu den Helden, die ihr schon immer sein wolltet!“
Der Kartenspieler griff in seinen Mantel und rüstete jede Hand mit einer seiner scharfen Klingen aus. Als Rudi und Kelvin der Kartenspieler in seiner Kampfstellung gegenüber stand, richteten sie ihre Revolver auf das blutrünstige Monster.
Keine Sekunde später stürmte der Kartenspieler auf sie los. Zwei Schüsse donnerten durch die Kneipe und vergifteten die Luft mit Blei. Wie eine Dampfmaschine fegte der Kartenspieler durch den Holztisch und zerbrach ihn in tausende Holzsplitter. Das Blut hagelte auf die kahlen Wände, der Qualm aus den Revolvern verdünnisierte sich in der stickigen Kneipe.
Der Kartenspieler blieb einen Meter hinter Kelvin und Rudi mit ausgebreiteten Armen stehen. Das Blut tropfte von seinen erbarmungslosen
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