Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Freunde aus dem Türrahmen, folgten Björns Finger mit ihren Blicken, wo sie außer dem leeren Flur nichts erkannten.
„Was soll dort sein?“, fragte Löckchen.
„Ohhhhh...“, fing Björn an zu stöhnen. „OOOOOOOMA!“
„Oma...?“, wiederholte Willi verstört.
Björn ging zögerliche Schritte in den Gang, ehe er freudig die Luft umarmte. Unter Tränen sprach er: „Oma! Endlich bist du wieder da.“
„Scheiße, ist das gruselig“, sagte Frederick. „Wir sollten ihm mal einen guten Klaps auf den Hinterkopf geben und dem Spinner die Tassen im Schrank neu ordnen.“
„Frederick, es ist der erste Tag“, warnte Willi. „Verscherz’ es dir nicht schon heute bei jedem.“
„Können wir unseren Kioskbesuch nicht verschieben, bis er weg ist?“, fragte Löckchen.
„Na gut“, schnaufte Frederick. „Aber morgen ist er fällig.“
Stillschweigend verschwanden unsere Helden wieder in ihrem Zimmer, zogen die Tür hinter sich und verschlossen sie sicherheitshalber.
Björn hingegen verteilte in der Luft feuchte Küsse und jubelte in einem gruseligen singsang, der für jeden Hotelbesitzer leise vernehmbar war. „Omaaaaa, Omaaaaaaa, Omaaaa...“
8
Welch ein Wunder, dass sich ein weiteres Mal vier Gäste zur gleichen Zeit in „Natalyas Kneipe“ aufhielten. Natalya konnte es nicht fassen, dass sich zeitgleich zu ihren Stammgästen Kelvin, Rudi und Lissy auch wieder der mysteriöse Mann im Mantel in ihre Spielunke gesellte. Ihr seltsamer Gast bestellte diesmal sogar einen „Theison“-Schnaps nach dem anderen, anstatt wie beim letzten Mal nur einen Kaffee zu trinken. In Natalyas Vorstellung klingelte bereits die Kasse, da dieser seltsame Kerl schon beim letzten Besuch überaus spendabel war und ihr den vielfachen Wert seines Kaffees bezahlte. Ach wie schön, was für ein meisterlicher Tag. Warum der Kerl immer noch seinen Blumenstrauß mit sich rumschleppte, wusste sie nicht. Sie war sich sicher, dass es immer noch die selben Rosen waren, wie bei seinem letzten Besuch, denn sie sahen sehr mitgenommen aus, als wären sie bereits am absterben.
Die zwei Kumpels, Kelvin und Rudi, dagegen, nippten wie üblich nur an ihrem Bier, gönnten sich in seltenen Ausnahmefällen einen Kurzen, während sie Rudis selbsterfundenes Kartenspiel spielten.
„Hast du ne’ sieben?“, fragte Kelvin.
„Nein, das Glück war mir bisher nicht hold“, erwiderte Rudi.
„Dann zieh auch zwei Karten!“
„Warum sollte ich zwei Karten ziehen?“
„Es sind deine scheiß Regeln. Du hast das Spiel erfunden.“
„Ich wüsste doch wohl, wann ich eine Karte ziehen müsste.“
Kelvin klopfte verärgert auf den Tisch. „Du hast mir gesagt, ich muss so lange zwei Karten aus dem Deck ziehen, wie ich keine Sieben auf der Hand habe. Bei einer Acht darf ich eine Karte ablegen und bei einem Ass darf ich eine Karte aus deiner Hand ziehen.“
„Wirklich?“, fragte Rudi. „Dann zieh’ ich halt zwei Karten.“
Widerwillig zog er zwei Karten aus dem Deck, wobei er einen Blick auf den Kartenspieler warf, der in der dunkelsten Ecke saß und seinen Schnaps trank. „Hey Kumpel!“, rief Rudi. „Wolltest nicht mal eine Runde mitspielen? Wir brauchen hier jemand neutrales am Tisch. Glaube Kelvin bescheißt, indem er mir die falschen Regeln diktiert.“
Der Kartenspieler zog seinen letzten „Theison“-Schnaps durch seinen drei-Tage-Bart. Die zwielichtige Beleuchtung fiel auf den düsteren Kartenspieler, der erst bedrohlich Rudi anstarrte, seine Versessenheit jedoch in einem netten Lächeln auflöste. „Spielt die Runde doch zu Ende. In der nächsten steige ich ein.“
Rudi und Kelvin nickten den freundlichen Vorschlag ab und machten sich weiter an ihr Spiel, während der Kartenspieler aufstand und in Richtung des Tresens marschierte.
„So, jetzt habe ich ein Ass“, erklärte Kelvin. „Also darf ich eine Karte aus deinem Deck ziehen.“
Lächelnd warf Rudi ein Ass aus seiner Hand. „Ha! Den gleichen Trick bringe ich auch. Ich schnappe dir deine letzte Acht von deiner Hand, mein Freund.“
„Versuche es!“, sagte Kelvin grinsend.
Der Kartenspieler lehnte sich über den Tresen und grinste freundlich Natalya an, die mit ihrem Lieblingslappen ihre Spucke auf der Theke verrieb. Die Busenamazone Lissy konnte nicht die Augen von dem mysteriösen Kartenspieler lassen, der trotz seinem vernarbten Gesicht etwas magisch anziehendes hatte. Vielleicht waren es seine giftgrüne Augen, die seine zerrissene Seele offenbarten,
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