Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Klingen, während Rudi und Kelvin mit zerschnittenen Kehlen zu Boden fielen.
„Schade“, seufzte der Kartenspieler. „So eine Chance bekommt man in der Regel nur einmal.“
Natalya fiel es durch ihren Blutverlust schwer bei Bewusstsein zu bleiben, dennoch blieb sie stark, in der Hoffnung ihre zwei Stammkunden und den Verlust ihrer redefreudigen Zunge rächen zu können. Sie griff nach der verstaubten Flinte, die sie seit Jahren auf ihrer Seite des Tresen versteckte, nur für den Fall der Fälle. Als sie wieder auftauchte und den Kartenspieler verzweifelt suchte, stand er schon vor ihr und umgriff den Lauf ihrer Flinte mit der linken Hand. Er führte den Waffenlauf vor sein Gesicht.
„Wirst du die mutige Heldin sein, die es schafft, die Welt vor dieser Bosheit zu erlösen?“, fragte der Kartenspieler. „Hast du den Schneid zu schaffen, woran deine Freunde scheiterten? Bist du der Engel, der gerechteste Richter, bist du das Karma, das mir endlich die verdiente Strafe bereitet?“
Natalya wollte den Kartenspieler anschreien, was für eine schreckliche, sadistische Bestie er wäre, doch aus ihrem Mund flossen nur Bäche aus Blut. Mit verheulten Gesicht starrte sie den Kartenspieler an.
„Deine Hände zittern ja“, bemerkte der Kartenspieler und schloss seine Augen. „Komm schon, drück den Abzug.“
Ängstlich bewegten sich Natalyas Finger zum Abzug. Als sie abdrückte, lenkte der Kartenspieler den Lauf zur Seite, sodass der Schuss in die Decke ging. Der Putz fiel von der Decke und sammelte sich in Staubwolken auf dem Mantel des Kartenspielers.
Erneut richtete der Kartenspieler die Flinte auf seinen Kopf.
„Natalya, das war viel zu langsam. Komm schon, tu der Welt einen Gefallen und drück ab.“
Wieder betätigte sie den Abzug zu langsam, sodass der Kartenspieler den Schuss wieder verfälschen konnte. Das nächste Loch in der Decke leitete den nächsten Hagel aus Staub und Gips ein, der auf das Gesicht des Kartenspielers fiel. Das traurige Schauspiel wiederholte sich zwei, drei Male, bis der Blutverlust Natalya überwältigte. Kraftlos ließ sie den Abzug ihrer Flinte los, ließ sich in ihre Bar fallen und schmiss bei ihrem Abgang all ihre Flaschen um. Sie endete in einer Pfütze ihres Blutes und ihrem Alkohol.
Anschließend wand sich der Kartenspieler Lissy zu, die ihre Stimme aus dem Körper geschrien hatte. Ihr panischer Blick ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Der Kartenspieler umfasste den Knauf der Klinge, die ihre Hand an den Tresen fesselte.
„Na, mein Goldstück? Du wunderst dich sicher, warum ich dir keine Karte zugesteckt habe.“
Lissy nickte verstört.
„Einer muss die Sauerei ja überleben“, sagte der Kartenspieler grinsend und tätschelte Lissys Kopf wie eine Katze. „Ich gebe dir eine einfache Aufgabe, eine wirklich stupide Aufgabe, aber diese bedeutet für dich den Unterschied zwischen Leben und Tod, mein Kind.“
„Was... was... was soll ich tun?“, stotterte Lissy aufgeregt.
„Du wirst jedem erzählen, was heute in dieser Kneipe passierte“, befahl der Kartenspieler. „Geh zu einem Journalist und lasse deine Version drucken.“
Erneut nickte Lissy.
„Du wirst ihnen auch etwas ausrichten. Eine Nachricht von mir.“
„Wie... wie lautet die Nachricht?“
„Sag ihnen, der Kartenspieler ist zurück. Sag ihnen, der Ungerechteste von allen wird die Gerechtigkeit wieder einberufen. Sag ihnen, er wird dort eingreifen wo das Karma, Gott, der Kreislauf des Lebens oder wie man die Scheiße auch nennen will, versagt hat. Sag ihnen, er wird sich nur denen widmen, die versagt haben, das zu beschützen was ihnen wichtig ist, die von ihrem Weg abkamen, auf der langen Reise nach der Erfüllung ihrer Gier scheiterten und andere durch Selbstnutz verletzten. Sag ihnen, das sind seine Opfer. Kein gerechter Mann wird den Kartenspieler fürchten müssen.“
Lissy brachte ängstlich ihren Einwand vor. „Aber... aber... das kann ich mir doch nicht alles merken.“
Genervt verdrehte der Kartenspieler die Augen. „Dann sag ihnen bloß, dass der Kartenspieler ist zurück. Das wirst du dir merken können, oder?“
Kaum hatte Lissy verständnisvoll genickt, riss der Kartenspieler mit einer geschickten Bewegung das Messer aus ihrer Hand. Schreiend fiel sie zu Boden, während der Kartenspieler von seinem Tisch seinen absterbenden Rosenstrauß nahm und gemütlich in Richtung Ausgang spazierte. Vor der Tür blieb er stehen und gewährte Lissy noch einen letzten Blick in seine
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