Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
schmeckte.
Natürlich fragte er sich, was zur Hölle in Kathrin gefahren war, dass sie an diesem Tag so anschmiegsam war, vor allem da sie keine Skrupel besaß, keine fünfhundert Meter von ihrem Freund entfernt einen fremden Mann zu küssen. Dennoch hätte er den Kuss gerne wiederholt.
Bevor Löckchen der rothaarigen Kathrin näher kommen konnte, um sie erneut in die Versuchung der Polygamie zu führen, schoss Björn wie ein Krokodil aus dem Wasser. Laut kichernd schlängelte er sich um Löckchen, seine bleichen, dürren Finger krabbelten über Löckchens Oberkörper wie Spinnen.
„HEY SCHATZ!“, rief Kathrin freudig.
Löckchen schlug Björns Hände von seinem Körper. „Björn, was machst du da?“
„KITZELRUNDE!“, schrie Björn. „MIAU!“
„Finger weg!“
Björns Spinnenhände krabbelten auf Löckchens Schulterblätter und drückten ihn gewaltsam unter Wasser. Löckchen tauchte sogleich wieder auf und war durchaus bereit, Björn diesen schelmischen Schabernack zu verzeihen, doch der kichernde Björn gönnte dem armen Löckchen keinen Atemzug. Pausenlos tunkte er seine neue Urlaubsbekanntschaft in das kalte Meer, während Kathrin wie wild zu kreischen anfing.
Bei den verzweifelten Versuchen Luft zu schnappen, hörte Löckchen nur auszugsweise Kathrins Schreckensschrei, bis auch Björn seine Aufmerksamkeit auf seine Freundin lenkte und Löckchen das Auftauchen gewährte.
Als Löckchen sah, warum Kathrin zu Schreien anfing, wurde im bewusst, dass er den kurzen Badespaß mit Kathrin nicht als schöne Erinnerung, sondern als fatalen Fehler abstempeln durfte. Eine Haifischflosse durchschnitt die Wellen und kam mit einer unheimlichen Ruhe in ihre Richtung geschwommen.
„Ist das ein Hai?“, fragte Löckchen nervös. „Was hat der hier zu suchen?“
„ESSEN!“, schrie Björn glücklich.
Kathrin hörte nicht auf zu Schreien, während Löckchen ihre Hand griff und mit ihr in Richtung Strand schwamm. „WEG VON HIER!“
Sie strampelten mit allen Gliedmaßen, die sie hatten, unaufhaltsam auf den Strand zu, doch so sehr sie sich auch anstrengten, die Haifischflosse raste unentwegt auf sie zu.
Löckchen erblickte die schwarzen Augen des Hais, die aus der Welle auftauchten. Das riesige Maul öffnete sich und offenbarte über fünfzig dreieckige Zähne.
Löckchen sah sich bereits zwischen den zwei sägeähnlichen Zahnreihen, doch in letzter Sekunde schoss neben dem Hai der stolze Kaiserpinguin aus dem Wasser. Mit einem gehörigen Schub verpasste er dem Hai eine kraftvolle Kopfnuss, prallte dabei gegen die fünf Kiemenöffnungen vor seiner Brustflosse und lenkte den Haiangriff erfolgreich ab. Kaum aufgetaucht verschwand das gefährliche Biest wieder in die Tiefen des Meeres.
„WILLI!“, schrie Löckchen erleichtert. „Du hast uns wieder den Arsch gerettet. Was macht ein Hai hier in der Gegend?“
„VERSCHWINDET!“, befahl Willi. „Ich schätze er wird zurückkehren. Seht zu, dass ihr Land gewinnt! Ich kümmer’ mich schon um ihn.“
Löckchen nickte und schwamm mit der panischen Kathrin und dem geistesabwesenden Björn, der freudig „ESSEN! ESSEN!“, schrie, in Richtung Strand.
Willi tauchte unter und verfolgte den Hai.
16
Der Kaiserpinguin tauchte hinab in die Tiefen des Meers. Er verfolgte den dunkelblauen Schweif des gefräßiges Hais, bis dieser am Grunde des Meeres eine 180 Grad Wendung vollführte und Willi seine weißen Bauch präsentierte. Hektisch umkreiste der Hai den mutigen Pinguin, der ihn keine Sekunde aus den Augen verlor.
„ICH MUSS ESSEN!“, hallte es durch das finstere Gewässer. Willi verstand seine Sprache, auch wenn er sie lange nicht mehr vernahm. Es war die uralte Sprache des Meeres, welche sich der Hai bediente um Willi sein Anliegen vorzutragen, auch wenn sein Anliegen grob gesagt nur aus Essen bestand. „OH, WARUM LÄSST DU MICH NICHT DIESE MENSCHEN ESSEN, KAISERPINGUIN? WARUM KAMST DU MIR IN DIE QUERE? ICH MUSS ESSEN, PINGUIN, OH JA, ESSEN MUSS ICH!“
„Fürchte, da kann ich nicht zustimmen“, erwiderte Willi.
Das sieben Meter lange Ungetüm wand sich vor Hunger. „NEIN!“, brüllte er. „ICH MUSS ESSEN, ESSEN MUSS ICH, OH JA.“
„Was treibst du hier?“, fragte Willi. „Du gehörst nicht in diese Gewässer.“
„ESSEN MUSS ICH!“, schrie der Hai. „WAS TREIBT DER PINGUIN AM BADESTRAND? DAS FRAGE ICH MICH WIEDERUM. NOCH MEHR FRAGE ICH MICH, WARUM ER GIGANTOS NICHT ESSEN LÄSST, ICH HABE HUNGER!“
„Gigantos?“, wiederholte
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