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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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beendet hatte, verließ der Kartenspieler die Lichtung.
    Ilse krabbelte zu ihrem verletzten Manuel und nahm den zitternden Jungen in den Arm.
    Die Totenkopfkarte war mittlerweile im Schnee versunken.

3. Echos der Schuld
     
     
     
    1
     
    Nach einer kalten, gruseligen Winternacht trauten sich die ersten Sonnenstrahlen in den düsteren Wald. Nachdem der Kartenspieler seine ungemütliche Schlafstelle, die aus einem Lagerfeuer und einem improvisierten Bett aus abgebrochenen Zweigen bestand, abbaute, machte er sich auf den nächsten gemütlichen Waldspaziergang. Prinzipiell war von der Stadt aus jedes Dorf innerhalb eines Tages zu erreichen, sogar zu Fuß, doch der Kartenspieler ging gemächlich, nahm sich Zeit die Natur zu genießen, jagte sogar sein Essen, statt auf Nahrung aus der Stadt zuzugreifen, die er sich reichlich leisten konnte. Ein unaufmerksamer Wolf dagegen, der zu lange an der gleichen Stelle verharrte, landete in Scheiben geschnitten auf dem Lagerfeuer des Kartenspielers.
    Ausgeruht und gesättigt schritt der Kartenspieler durch den ruhigen Wald, bis er plötzlich eine freundliche, aber dennoch gruselige Stimme durch den Wald singen hörte.
    „Wie schön, so klar der helle Schnee
    alles weiß, was ich auf die schnelle seh’.
    Der Wald ist heute mein Zuhaus’,
    deswegen gehe ich so gern hinaus.
    Der schönste Traum in meiner Nacht,
    ist wie dieser Landschaft Pracht.
    Nie vergessen kann ich diesen Tag.
    Nie vergessen kann ich dich - an diesem Tag.“
    Sicherheitshalber zog der Kartenspieler eines seiner blutigen Messer, als er Merlin zwischen den kahlen Bäumen erspähte. Auf einem Ast über dem Zigeuneranführer saß der schneeweiße Falke Poseidon, der dem freundlichen Gesang seines Anführers lauschte.
    Merlin streckte beide Arme aus und sang dem Vogel in tiefer Bassstimme vor.
    „HOOOOO-HOOOOOOOHOOO!“
    Das Kreischen des Falken imitierte Merlins Tonfolge.
    „HOOOOOO-HOOOOOHOOOOOOO!“, sang Merlin erneut, woraufhin der Falke stimmig wiederholte.
    Langsam schlich sich der Kartenspieler an, als sich Merlin überraschenderweise in die Richtung des Kartenspielers drehte und ihm fröhlich zusang.
    „Soooo schau mich an,
    du fremder Mann,
    lauschst unserm’ Gesang,
    schließe dich uns doch an!“
    Der Kartenspieler blieb stehen und starrte Merlin entsetzt an.
    Merlin stoppte schließlich seinen Gesang und fragte höflich: „Kann ich dir helfen?“
    „Das gleiche wollte ich dich auch gerade fragen“, sagte der Kartenspieler, als ihm der leere Suppenteller auffiel, der zwischen den verschneiten Wurzeln eines Ahornbaumes lag. „Da scheint sich jemand mit Zaubersuppe den Rest gegeben zu haben.“
    Merlin sah lächelnd der Sonne entgegen. „Was für ein herrlicher Tag!“
    „Bist der erste, der die Nebenwirkungen der Zaubersuppe zu genießen scheint und sich nicht vor Schmerzen krümmt“, sagte der Kartenspieler, der sich über Merlins fröhlichen Gemütszustand wunderte.
    „Es gibt keinen Schmerz, den ich je bereuen könnte“, sagte Merlin. „Bereuen könnte ich nur, nie den Schmerz gefühlt zu haben, der mich an so einen herrlichen Ort wie diesen Wald brachte.“
    Der Kartenspieler schlich um Merlin herum, musterte ihn gründlich von oben bis unten wie ein Facharzt, der ihn auf Krankheitssymptome untersuchen wollte. „Ich habe auf meinem Weg hierher viele von deiner Sorte getroffen. Warum ist hier die Zigeunerepidemie ausgebrochen?“
    „Woher weißt du, dass wir Zigeuner sind?“, fragte Merlin überrascht.
    „Wer dröhnt sich sonst mit Drogensuppen voll und läuft singend durch den Wald?“
    „Nun, da kommen eigentlich nur wir in Frage“, gab Merlin lächelnd zu. „Im nächsten Dorf lebt ein sprechender Kaiserpinguin, der uns sein Pachtland für eine ordentliche Miete überließ. Er duldet uns, so lange wir uns benehmen und wir schwören bei unseren Vorfahren, wir sind gewillt in friedlicher Koexistenz mit unserer Umwelt zu leben!“
    „Ein sprechender Pinguin?“ Der Kartenspieler lachte auf. „Wie lustig.“
    „Ein sehr netter Zeitgenosse. Zur Zeit ist er mit Freunden in den Süden verreist, falls du ihn besuchen möchtest.“
    „In den Süden?“, fragte der Kartenspieler. „Sind Pinguine Zugvögel?“
    Merlin nahm seine Brille in eine Hand und putzte die runden Brillengläser an seinem braunen Holzfällerhemd ab. „Aber nein, ich denke seine Reise hat nichts mit einem natürlichen Trieb zu tun, eher mit einer spontanen Laune, ein lustiges Abenteuer mit guten Freunden zu

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