Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
erleben.“ Merlin setzte seine Brille auf und streckte beide Arme in die Luft. „Ein Spaß, den wir auch haben sollten! Los, Fremder, sing mit mir und unserem Falken ein Liedchen mit.“
„Oh, es wird Zeit, dass ich weiterreise“, sagte der Kartenspieler und nahm entschuldigt beide Hände in die Luft. „Vielleicht schau ich die Tage wieder vorbei und wir zwei ziehen gemeinsam ein Töpfchen Zaubersuppe weg.“
„Das wäre ein Spaß!“, sagte Merlin und sah zu wie der Kartenspieler die Lichtung verließ. Gemeinsam mit seinem Falken sang er dem fremden Mann noch ein Abschiedslied.
„Mein guter Freund, so geh davon,
schau nur, dass du wieder kommst.
Ich hoffe du bereist die Welt,
machst nur, was dir gefällt.
Wirst Freunde und auch Liebe finden,
reisen bis sie dich an sich binden.
Bis du eines Tages zu Ruhe kommst,
zurückdenkst und im Innersten hoffst,
die Reise wird bald weitergehen,
denn deine Freunde müssen auch verstehen,
dein Fernweh, es wird nie vergehen,
denn dafür gibt es noch viel zu viel - zu seheeeeen!“
2
Im Gegensatz zum Kartenspieler, verbrachten unsere Helden keine so ruhige und erholsame Nacht. Nach zig angezettelten Kneipenschlägereien seitens Frederick, verloren sich unsere Freunde gezwungermaßen aus den Augen, da Frederick einen halben Völkerkrieg im ruhigen Ferienörtchen ausgerufen hatte.
Sasha und Willi glaubten, als erste erfolgreich ins Hotel geflüchtet zu sein, als sie betrunken aus dem Aufzug stürzten.
Kichernd hielt sich Sasha an dem stolzen Kaiserpinguin fest, der trotz alkoholisierten Zustand immerhin seine Schritte in die korrekte Richtung lenken konnte.
„Ich bin so betrunken!“, schrie Sasha kichernd durch den Hotelflur und humpelte mit Willi um die Wette.
Willi konnte in der Hektik keinen Satz hervorzubringen, beehrte den Flur stattdessen mit seiner krächzenden Lache.
An ihren Hotelzimmer angekommen, verschnauften beide eine Runde. Sasha sah lächelnd den stattlichen Pinguin an und streichelte sein sanftes Gefieder um seinen Schnabel. Willi sah sie mit seinen treuen Knopfaugen an.
„Irgendwie fände ich es nun nicht mehr so merkwürdig, was ich gestern Nacht tun wollte“, sagte Sasha und fasste zart Willis Schnabel an.
„Was meinst du?“, fragte Willi überrascht und sah sie überfragt an.
Sasha lachte einen Moment über sich selbst. Die grelle Beleuchtung des Hotelflurs ließ ihre meerblauen Augen aufblitzen. Ihre leuchtenden, aber dennoch müde wirkenden Augen waren halboffen, als sie ihre roten Lippen zu einem Kussmund formte. Ihr Daumen streichelte über die Oberseite seines Schnabels. Sie kam schleichend näher. Willi schloss seine Augen und genoss den Geruch ihres süßen Parfums.
Der romantische Moment sollte ihnen noch nicht gegönnt sein, denn als sich die Geräusche im Hotelflur mehrten, brach ein erschrockener und nackter Frederick seine eigene Hotelzimmertür von innen auf und lief schreiend auf Sasha und Willi zu. Als er seinen Chef und die Schönheit aus dem Nachbarzimmer erkannte, bremste er zwar seine Geschwindigkeit ab, wurde dennoch von Sasha am Arm gepackt, über ihren schmalen Rücken gehoben und auf sein Kreuz geschleudert. Sasha zückte blitzschnell den Revolver aus ihrer Handtasche und visierte Frederick an, allerdings hob sie ihren Revolver beschwichtigend in die Luft, als sie die böse Überraschung als Frederick identifizierte.
„Frederick?“
Auch Willi war mehr als verwundert über Fredericks Auftritt. „Frederick? Was sollte das?“
„HULDIGT DEM NEUEN SONNENKÖNIG!“, schrie der verwirrte Frederick, der sturzbetrunken in dem Hotelflur lag. Er stellte sich aufrecht hin und ging mit einer erschreckenden Lässigkeit in sein Hotelzimmer als wäre nie etwas passiert.
Willi sah zu Sashas Revolver. „Beeindruckend. Wo hast du das gelernt?“
Sasha packte ihre Waffe wieder in ihre Handtasche. „Eine Frau sollte sich selbst verteidigen können. Man weiß nie, wann der nächste nackte Irre durch eine Hotelzimmertür bricht.“
„Und ich dachte, solch eine Gefahr sei unserem Dorf vorbehalten“, schmunzelte Willi und kratzte sich am Hinterkopf. Beide sahen Frederick hinterher, wie er von der Tarantel gestochen durch das Zimmer rannte. Den gegenseitigen Anblick versuchten sie zu vermeiden, so als hätte sich der intime Moment durch Fredericks Unterbrechung in eine peinliche Szene verwandelt, die beide gerne vermieden hätten. „Wenn du möchtest, kannst du gerne noch einen Moment mit rein kommen,
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