Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
die Schnapsflasche und schwieg vor sich hin. Wir nahmen an, er habe den Kartenspieler damals endgültig zur Rechenschaft gezogen, doch er selbst hatte es nie ausdrücklich erwähnt. Ich hatte immer meine Zweifel, ob es Willi wirklich durchziehen konnte. Der Kartenspieler und ihn verbindet eine fragwürdige Freundschaft, wenn man es nicht sogar als Hassliebe bezeichnen könnte. Es existiert die Möglichkeit, dass er es nicht über das Herz brachte. Wenn du mich fragst, sind das etwas zu viele unglückliche Zufälle.“
„ZACK!“, zischte Lüc. „Du spinnst. Er hat einen seiner ehemaligen Freunde für uns getötet.“
„Wenn du dir so sicher bist, dann ruf ihn doch an und frag ihn.“
Lüc sah auf den Boden. „Konnte ihn nicht erreichen, beziehungsweise Fredericks Handy war nicht verfügbar. Es war andauernd besetzt. Ich glaube nicht, dass Frederick der alte Geizhals den ganzen Tag telefoniert, weswegen ich glaube, er hat es zerstört. Warum auch immer.“
„Na klasse“, stöhnte Zack. „Noch ein wunderbarer Zufall.“
Der frostige Winterwind wehte durch Blutwäldchen. Sie sahen zu dem ewig brennenden Winterfeuer im Dorfzentrum Blutwäldchens und beobachteten die aufsteigenden Flammenzungen, die von dem Luftzug niedergedrückt wurden. Allerdings spendierte ihnen der Wind nicht nur diesen faszinierenden Anblick, sondern auch ein weiteres Geschenk in Form einer Spielkarte, die in Zacks Hände geweht wurde.
Zu seinem Schrecken erkannte er das Totenkopfsymbol sowie eine persönliche Nachricht: „Man sieht sich ,-)“
Zack sah zu Lüc und hielt ihr die Karte deutlich hin. „Noch ein weiterer unglücklicher Zufall, nicht?“
„Es ist die gleiche Karte“, bedauerte Lüc. In ihrem Blick schwand das Vertrauen in Willi.
Zeitgleich sahen sie zu dem ewig brennenden Winterfeuer, das für einen kurzen Moment erlosch. Für einen kurzen Moment waren die Flammenzungen geschrumpft und wurden von einem dunklen Dampfschleier verdeckt. Dem schwarzen Rauch entstieg eine dunkle Gestalt, dessen aufrechte, kräftige Figur dem verhassten Dämon ähnelte, den sie als Kartenspieler in Erinnerungen hatten. Sie erkannten sein vernarbtes Gesicht, seinen braunen Mantel, seinen Hut und die Messer in seinen Händen. Die giftgrünen Augen sahen sie amüsiert und doch verachtungsvoll an.
„Du lebst?“, fragte Lüc kleinlaut.
„Sieht nicht aus, als ob er reden wollte“, sagte Zack.
Das Feuer hinter dem Kartenspieler loderte auf, als er ohne jeglichen Wortwechsel auf sie zustürmte. Lüc zückte ihre Waffe und feuerte die Revolvertrommel auf den Kartenspieler. Die Schusslaufbahn jeder Kugel ahnte der Kartenspieler voraus. Flink sprang er von einer Seite zur anderen und verteilte bei jedem Ausweichmanöver den knöchelhohen Schnee wie emporschießende Fontänen in die Luft.
Nur noch Zack stand noch zwischen ihm und Lüc.
Zack verzog keine Mine, als er blitzschnell zu seinem Revolver griff und den anstürmenden Kartenspieler anvisierte. Der Kartenspieler sprang zur Seite, als ein lauter Knall Blutwäldchen heimsuchte. Keine zwei Meter vor Zack stoppte der Kartenspieler und bewunderte das Loch in seinem Ärmel. Das Blut lief aus der Streifschusswunde.
„Bist du aus der Übung?“, fragte Zack grinsend. Er grinste zum einen über den erfolgreich platzierten Schuss und zum anderen um das Gefühl zu verbergen, welches er nur in Gegenwart des Kartenspielers verspürte: Furcht.
Obwohl er bereits verletzt war, dachte der Kartenspieler nicht daran, erneut die Flucht zu ergreifen, wie er es einst bei Mantis getan hatte. Er lockerte den Griff um eines seiner Messer, vollführte eine Rundumdrehung und schleuderte ein Messer in die Luft.
Lüc wunderte sich erst über das ziellose Wurfmesser, allerdings wurde ihr im gleichen Moment auch wieder der Ernst der Lage bewusst. Sie griff in ihre Hosentasche, fischte neue Patronen heraus und füllte sie in die Trommel ihres Revolvers.
Der Kartenspieler stürmte erneut auf Zack zu, nahm mit seinen schrecklichen Messer aus und stach zu. Nachdem Zacks zweiter Schuss daneben ging, wusste er sich nicht anders zu helfen als den Messerstich mit seinem Revolver abzuwehren. Der Stahl schürfte über den Lauf des Revolvers mit Begleitung eines winzigen Funkenflugs. Mit einem Tritt in die Magengegend konnte Zack den Kartenspieler zurückdrängen, ehe er mit seinem zweiten Messer zustechen konnte. Auch der nächste Angriff des Kartenspielers wurde vereitelt indem Lüc blind auf ihn losfeuerte, wobei sie
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