Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
sich wieder gefangen hatte. Sie drückte ihre schmerzende Hand in den Schnee. „Es ist dir eine Freude, andere Menschen zu quälen.“
Der Kartenspieler trat vor Lüc. „Schon als Jugendlicher kämpfte ich mir meinen Weg durch das Leben. Zwischen so viel Blut und Tod ist kein Platz für Freude. Das Letzte, was ich je empfunden habe oder werde, ist Freude.“
„Was treibt dich an?“, fragte Lüc. „Warum quälst du uns?“
„Wir drehen uns im Kreis“, sagte der Kartenspieler. „Ihr seid nicht wesentlich besser als ich. Ihr mordet euch ebenfalls durch die Weltgeschichte und beruft euch dabei auf Gründe wie den Schutz eures unwichtigen Dorfes. Jede einzelne unserer Aktionen ruft eine unmittelbare Reaktion herbei. Ob es nun ich bin, der zurückkehrt, um euch den Arsch aufzureißen oder jemand anderes. Wir befinden uns in einem unheimlicher Kreislauf, den wir geschaffen haben. Die Spirale wird sich immer weiterdrehen, bis sie einer Abrissbirne gleicht, die unschuldig pfeifend ihren Weg der Zerstörung bahnt und dabei auch Unschuldige über den Haufen mäht. Menschen wie wir denken viel zu einseitig. Wir denken nicht daran, dass das Lösen eines Problems auch gleichzeitig ein zweites hervorrufen könnte. Nicht im ersten Moment ein Problem für einen selbst, aber weitergedacht fällt alles auf uns zurück. Die Gerechtigkeit ist nicht immer gerecht. Der moralische Kompass unserer Welt ist verstellt. Immer trifft es die falschen, nicht wahr? “
„Und welches Problem haben wir dir beschert?“, fragte Lüc. „Willi hatte dich verschont, obwohl du den Tod verdient hattest. So dankst du es ihm? Ist das nicht genau dein Bild der ungerechten Gerechtigkeit?“
„Es geht mir nicht um mich oder Willi oder einen von euch“, erwiderte der Kartenspieler. „Natürlich hatte ich den Tod verdient, aber das habt ihr ebenfalls. Ich werde dir beweisen, dass einzelne Menschen wie ein Virus agieren, die andere Menschen verseuchen. Mord, Gerechtigkeit, Rache, Krieg oder Politik sind alles verschiedene Namen für ein und denselben Virus. Wir befinden uns in einem ewigen Krieg, zumindest ein Teil von uns, der es für nötig hält Kriege auszutragen. Meine Aufgabe ist es, die verseuchten Zellen zu eliminieren, mich selbst eingeschlossen. Doch zuerst kümmere ich mich um euch.“
„Du hast den Verstand verloren“, zischte Lüc. „Du predigst, die Welt zu verbessern, indem du Menschen umbringst, die Menschen umbringen. Seit wann liegt dir so viel an der Welt?“
„Es geht mir nicht um die Welt“, sagte der Kartenspieler. „Ohne Menschen wie uns würden bessere Menschen immer noch leben. Menschen wie sie .“
„Menschen wie... sie?“, fragte Lüc.
Der Kartenspieler sah auf Lüc herab. „Ich kann verstehen, dass du mir noch nicht glauben kannst, doch schon bald wirst du die Welt aus meinen Augen sehen können. Ich werde der Spiegel sein, der dir deine Verdorbenheit vor Augen führt.“
Bevor Lüc antworten konnte, nahm der Kartenspieler zu einem kraftvollen Tritt aus, der Lüc gezielt an die Schläfe traf und ebenfalls Schlafen schickte.
„Reden ist so anstrengend“, seufzte der Kartenspieler.
Als er sich Zack widmen wollte, hörte er verdächtige Schritte im Schnee. Blitzschnell drehte sich der Kartenspieler zu dem ungebeten Gast, packte drei Messer aus, die er gezielt in die Richtung der Schritte warf.
Alle Messer prallten am stählernen Sensenblatt ab, Mantis Skalpell, das der titellose Doktor geschickt um sich wehte und jedes Geschoss abblockte.
„Ach, du bist es nur“, sagte der Kartenspieler erleichtert.
Mantis trat auf das Schlachtfeld und betrachtete sorgfältig Zack und Lücs Verletzungen. „Na, da hast du ja mal wieder eine Sauerei veranstaltet“, bemerkte Mantis unberührt. „Sieht aus, als hätte ich zwei neue Patienten.“
„Fürchte das kann ich nicht zulassen, lustiger Tierarzt“, drohte der Kartenspieler.
„Du hast am eigenen Leib die Privilegien meiner Patienten erfahren. Ich erkläre die zwei zu meinen Patienten.“
„Kannst du nicht einmal ein Auge zudrücken ?“, fragte der Kartenspieler grinsend.
„Ausgeschlossen“, erwiderte Mantis.
„Ich hege keinen Groll gegen dich“, sagte der Kartenspieler. „Das heißt, wenn du mir aus dem Weg gehst, werde ich dich nicht in Scheiben schneiden.“
„So wie beim letzten Mal?“, fragte Mantis.
Der Kartenspieler schmunzelte. „Gut, beim letzten Mal habe ich mich etwas blöd angestellt. Allerdings hätte ich nicht mit deinem
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