Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
handlichen Defibrillator gerechnet, aber nun kenne ich deine Waffe. Du hast deine Trumpfkarte bereits ausgespielt.“
Mantis verschränkte die Arme. „Es benötigt keine Trumpfkarte, so lange dein Gegenüber ein schwaches Blatt auf der Hand hält.“
„Du erwartest jetzt, dass ich noch einen draufsetze, von wegen Ass im Ärmel statt Defibrillator, oder?“
„Das wäre wirklich ein guter Ansatz“, staunte Mantis.
„Ich habe da eine viel bessere Idee.“ Der Kartenspieler nahm seine Hände aus den Taschen und hob beide Fäuste hoch. Zwischen seinen Fingern lugten die Klingenspitzen seiner Messer hervor. „Anstelle eines Kartenspiels, würde ich einen kleinen Tanz vorziehen.“
Der Kartenspieler lief los. Mit weitreichenden Schwüngen seiner Sense hielt sich Mantis seinen Kontrahenten erstmal auf Distanz, allerdings ließ der Kartenspieler nichts anbrennen und kämpfte sich mit jedem weiteren Angriff weiter auf Mantis zu. Je näher er dem Tierarzt kam, umso schwieriger wurde es für diesen, die Attacken des Kartenspielers abzuwehren. Die Messerspitzen schürften über das scharfe Sensenblatt. Die tödlichen Faustschläge des Kartenspielers kamen immer näher in Mantis Richtung. Rechtzeitig sprang Mantis zur Seite und nahm zu einem großzügigen Rundumschlag aus. Der Kartenspieler rollte unter der Schneidekannte gekonnt hindurch, als Mantis mit seiner Sense erneut ausnahm und sie wie eine Spitzhacke von oben herab auf den Kartenspieler schwang. Auch die gewagte Attacke konnte den Kartenspieler nicht treffen, der wiederum schamlos die Situation ausnutze und auf Mantis Sense sprang, was für Mantis aufgrund des erhöhten Gewichts es unmöglich machte die Sense aus dem Schnee zu ziehen. Der Kartenspieler machte einen weiteren balancierten Schritt, auf dem Metallstiel der Sense, auf Mantis zu, beugte sich nach vorne und stach mit seinem Messer zu. Mantis zog sich zurück, konnte allerdings nicht verhindern, dass sein rechter Arm in Mitleidenschaft gezogen wurde, den er nicht rechtzeitig von seiner Sense lösen konnte. Das Messer durchschnitt den Ärmel seines Arztkittel und ritzte durch seine Pulsader. Als der Kartenspieler triumphierend einen Rückwärtssalto von der Sense machen wollte, schaffte es Mantis mit einer linken Hand das Bein des Kartenspielers zu schnappen und seine Trumpfkarte auszuspielen.
Wie beim letzten Mal hörte der Kartenspieler das dröhnende Piepsen, als er durch den Schnee geschleudert wurde. Da Mantis den Stromschlag nicht punktgenau platzieren konnte, wurde der Kartenspieler diesmal nicht in die Knie gezwungen. Schemenhaft überspielte seine Vision von Selin und der harmonischen Schneelandschaft sein reales Sichtfeld. Sekundenweise sah er die Realität, in der blutende Mantis vor ihm stand, doch dann sah er wieder Selins Lächeln, sah verschneite Tannen und einen klaren Himmel.
Der Kartenspieler zuckte phasenweise zusammen. „Mistkerl...“
Er könnte sich zwar an das harmonische Bild von seiner Selin gewöhnen, allerdings war ihm durch das regelmäßige Auftreten der Realität die Nichtexistenz dieser Harmonie bewusst. Es erfreute und erzürnte ihn zugleich. „Deine Pulsader...“, sagte der Kartenspieler. „Das hast du davon.“
Als das Piepsen aufhörte und der Kartenspieler sich wieder fasste und die traumhafte Illusion komplett aus seinem Verstand verbannen konnte, verblüffte ihn die Realität umso mehr. Mantis stand vor ihm als wäre nichts geschehen. Sein Kittelärmel war immer noch durchschnitten, allerdings war Mantis Arm nun perfekt bandagiert.
„Du solltest längst verblutet sein!“, knurrte der Kartenspieler.
Mantis sah auf seinen Verband. „Ach das. Während deines Anfalls, habe ich die Zeit genutzt, um die Blutung zu stoppen und mir einen Verband anzulegen. Wie ich schon sagte: Ein guter Arzt hat immer alles am Mann. Man weiß ja nie, was passiert.“
„Du...“ Der Kartenspieler schäumte vor Wut. Er zog diesmal nur ein Messer für jede Hand und begab sich zu Mantis.
In der zweiten Runde fiel es selbst dem geschickten Mantis nicht so leicht, die von seinem Zorn beflügelten Angriffe des Kartenspielers abzuwehren, was unter anderem der notdürftig behandelten Verletzung zu verdanken war. Der Kartenspieler erkannte die offenen Stellen, die Mantis sperrige Sense nicht verdecken konnte. Von oben herab schwang der Kartenspieler sein Messer wie ein Schwert. Der Arztpraktikant konnte die nächste Verletzung nur verhindern, indem er den Angriff mit dem Sensenstiel
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