Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Hütten und leckere Speisen gibt.“
Merlin kam hinterher gerannt. „Friedjof, so halte ein! Geh nicht wieder in dieses Dorf. Die verspotten und verjagen dich! Es ist nicht förderlich für den Frieden zwischen uns.“
Auch Berto war besorgt um seinen Cousin und Freund Friedjof. „Friedjof, hör auf Merlin. Es ist zu gefährlich.“
„Kein Grund zur Sorge.“, sagte Friedjof. „Der Revolvermann, der letztens noch den großen Mann spielte, liegt verletzt beim Doktor. Keiner der Ordnungshüter ist momentan anwesend, der uns gefährlich werden könnte. Kommt mit ihr zwei und schließt euch uns an. Neues Spielzeug für unseren kleinen Berto und feine Parfums sowie schöne Stoffe für Vivicia.“
„Neue Kleider?“ Vivicia überlegte einen Moment, dann sprang sie euphorisch auf und packte Bertos Handgelenk. „Komm mit, Berto!“
Berto schaute verängstigt auf seinen Stummel. „Ich weiß ja nicht so recht. Hier geht es uns doch gut, warum sollten wir weitere Körperteile riskieren?“
„Gott sei Dank!“, jubelte Merlin. „Wenigstens der jüngste von euch ist noch bei Verstand. Dein Neid wird noch dein Ende sein, Friedjof!“
„Hör bitte auf Merlin!“, flehte Berto. „Warum sollten wir diesen Dorfbewohnern etwas wegnehmen?“
„Warum?“ Friedjof lächelte und drehte sich um. Er ging langsam davon und stimmte sein Liedchen an.
„Wir rauben und wir stehlen gern,
Sachen die wir sehr begehrn’.
Warum wir nicht zu stoppen sind,
es in uns blüht, selbst in jedem Kind?“
Vivicia stand auf und sang mit Friedjof.
„Weil wir Zigeuuuuuner sind!
Weil wir Zigeuuuuner siiiiind!“
Merlin streckte seine Hand nach Vivicia aus. „Nicht, Cousine! Bitte, lass dich nicht von Friedjofs Wahn anstecken.“
Doch ihre Gier nach Schmuck und Kleidern war zu stark, weswegen sie zum Duett einstimmte.
„Wir steigen in die Buden ein,
packen alles in unsern Sack hinein.
Und wir geben nichts zurück,
Diesmal haben wir auch mal Glück!“
Berto machte große Augen. Er raffte sich auf und lief Vivicia und Friedjof hinterher. Merlin konnte sie nicht mehr aufhalten. Er fiel geschlagen auf den Knien und sah zu, wie seine Freunde das Lager verließen und lauthals sangen:
„Weil wir Zigeuuuuuner siiind!
Weil wir Zigeuuuuner siiiiind!“
3
Im geheimnisvollen Ferienörtchen fing die Nacht zwar turbulent und blutig an, endete jedoch in einer bedenklich stillen Nacht. Die Nachricht in der Tageszeitung, über die Rückkehr des Kartenspielers, brachte selbst Frederick aus seiner gewohnt guten Laune. Willi hatte mit einem langen Streit zwischen ihm und seinen Freunden gerechnet. Ein guter Streit, in dem so manches böse Wort fiel, bereinigte eine gesunde Freundschaft weitaus schneller, als das, was Willi in dieser Nacht blühte: Seine Freunde hatten ihn enttäuscht angesehen, als hätten sie ihr gesamtes Vertrauen in ihn verloren. Sie würden ihn irgendwann teilweise verstehen könnten, doch in dieser schlaflosen Nacht würde er mit ihrem Misstrauen gestraft werden.
Er setzte sich allein an den Strand und trank seinen Schnaps. Das schlechte Gewissen, das ihn seit jeher verfolgte, verflog langsam aber sicher, allerdings machte ihm die Einsamkeit weitaus mehr zu schaffen. An Gewissensbisse konnte man sich gewöhnen, aber das Gefühl allein zu sein, wenn man echte Freundschaft bisher in vollen Zügen genoss, war unerträglich.
Willi startete in der Menschenwelt als eine außergewöhnliche Kreatur, die außer seine Fähigkeit zu sprechen im Prinzip nichts besaß. Dann knüpfte er erste Kontakte in der Menschenwelt. Aus dem Nichts stampfte er Dorfimperien aus dem Boden und letztendlich fand er sogar Freunde und etwas wie Liebe. Schließlich saß er einsam am Strand mit dem Gefühl, alles wieder verloren zu haben.
„Kann ich mich zu dir sitzen?“
Hinter Willi erschien Sasha und setzte sich, ohne Willis Antwort abzuwarten, neben ihn in den Sand.
„Da wären wir wieder.“
„Ich hab richtig Scheiße gebaut“, seufzte Willi und trank aus der Flasche.
„Hab’ ich bereits mitbekommen“, sagte Sasha. „Mach dir mal keine Sorgen. Deine Freunde mögen dich. Die werden es dir schon nicht krumm nehmen. Worum genau geht es eigentlich? Löckchen sprach nur in Rätseln und du bist auch nicht sehr gesprächig.“
„Ich habe meine Freunde in Gefahr gebracht, Sasha. Das ist unverzeihlich.“
„Schau sie dir an, sie sind quicklebendig. Vor allem Frederick.“
Willi schmunzelte. „Da könntest du recht haben.
Weitere Kostenlose Bücher