Mio, mein Mio
stärker. Sicher kam er von irgendeinem Feuer.
Ja, es war ein Feuerschein, der an den finsteren Bergwänden aufleuchtete. Er flackerte und wuchs an.
Wir näherten uns diesem Feuer mehr und mehr,
während wir so gingen und auf unseren Flöten spielten.
Noch immer spielten wir die alte Melodie, als wir die Höhle des Schwertschmiedes betraten. Wir waren zu einer Schmiede gekommen. Ein gewaltiges Feuer flammte dort. Vor einem riesigen Amboß stand ein Mann.
Einen größeren und stärkeren Mann hatte ich noch nie gesehen. Er hatte dichtes rotes Haar und einen großen 119
roten Bart. Er war schmutzig und schwarz, und er hatte die größten und schwärzesten Hände, die ich je gesehen habe. Er hatte dicke, buschige Augenbrauen, und als wir in seine Höhle traten, stand er reglos da und blickte uns mit hochgezogenen Augenbrauen an und sah sehr erstaunt aus.
»Wer flötet in meinem Berg?« fragte er. »Wer ist es, der in meinem Berg Flöte spielt?«
»Ein Ritter, gefolgt von seinem Waffenträger«, sagte Jum-Jum. »Ein Ritter aus dem Land der Ferne. Es ist Prinz Mio, der in deinem Berg auf der Flöte spielt.« Der Schwertschmied kam mir entgegen. Mit seinem
schmutzigen Zeigefinger berührte er meine Stirn und sah sehr erstaunt drein.
»Wie licht deine Stirn ist«, sagte er, »wie klar dein Blick. Und wie schön du in meinem Berg spielst.« »Ich komme, um dich um ein Schwert zu bitten«, sagte ich.
»Eno hat mich geschickt.«
»Was willst du mit einem Schwert?« fragte der Schwertschmied.
»Ich will gegen Ritter Kato kämpfen«, sagte ich. Kaum hatte ich das gesagt, da stieß der Schwertschmied ein 120
Gebrüll aus, so entsetzlich, wie ich es nie zuvor gehört hatte.
»Ritter Kato!« brüllte er, daß es im Berg dröhnte.
»Ritter Kato! Tod, Tod ihm!«
Wie Gewitter rollte es weit hinten in den finsteren Gängen.
Als der Schwertschmied brüllte, wurde es nicht zu einem heiseren Geflüster. Nein, lauter als der Donner polterte das Echo zwischen den Bergwänden. Die großen schwarzen Hände geballt, stand er da, der
Schwertschmied, und der Schein des Feuers fiel über sein Gesicht, das dunkel war vor Wut.
»Ritter Kato! Tod, Tod ihm!« brüllte er wieder und wieder.
Und der Schein des Feuers fiel auch auf eine lange Reihe scharfer Schwerter, die an den Wänden seiner Höhle hingen. Sie glänzten und schimmerten und sahen unheimlich aus. Ich stellte mich vor sie hin und betrachtete sie.
Der Schwertschmied hörte auf zu brüllen und kam zu mir. »Siehst du meine Schwerter?« sagte er. »Alle meine scharfen Schwerter, die ich für Ritter Kato geschmiedet 121
habe? Ritter Katos Schwertschmied, das bin ich.« »Wenn du sein Schwertschmied bist, warum rufst du: Tod ihm, Tod Ritter Kato?« fragte ich. Er ballte seine schwarzen Fäuste, daß die Knöchel weiß wurden.
»Deshalb, weil niemand Ritter Kato mehr haßt als sein eigener Schwertschmied«, sagte er. Und erst jetzt sah ich, daß er eine lange Kette aus Eisen hinter sich herschleppte, die ihn an die Bergwand fesselte. Sie rasselte bei jedem Schritt, den er tat. »Warum bist du festgekettet am Berg?« fragte ich. »Warum glühst du deine Kette nicht über dem Feuer auf und zerschlägst sie auf deinem Amboß?« »Ritter Kato selbst hat mich hier angeschmiedet«, sagte der Schwertschmied. »Und kein Feuer und kein Hammer zerstören seine Ketten. Ritter Katos Ketten des Hasses zerbricht man nicht so leicht.«
»Warum mußt du Ketten des Hasses tragen?« fragte ich.
»Weil ich der bin, der die Schwerter schmiedet«, sagte er. »Ich schmiede Schwerter, die die Guten und Unschuldigen töten. Deshalb hat Ritter Kato mich mit der sichersten Kette angeschmiedet, die es gibt. Er kann ohne meine Schwerter nicht sein.« Mit Augen, die wie Feuer glühten, sah mich der Schwertschmied an.
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»In meiner Höhle sitze ich hier und schmiede Schwerter für Ritter Kato. Tag und Nacht schmiede ich Schwerter für ihn. Aber es gibt ein Schwert, von dem er nichts weiß
– das ist dieses hier.«
Der Schwertschmied hatte mich in die dunkelste Ecke der Höhle geführt. Aus einer Spalte des Berges zog er ein Schwert. Wie eine Flamme leuchtete es in seiner Hand.
»Tausend und abertausend Jahre habe ich an einem Schwert geschmiedet, das durch Stein schneiden kann«, sagte er. »Und jetzt in der letzten Nacht ist es mir geglückt. Erst in der letzten Nacht ist es fertig geworden.«
Er hob das Schwert auf, und mit einem einzigen Schlag schnitt er eine große Wunde in die
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