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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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– eine Geste unsäglichen Bedauerns. »Nein. Wir waren einander versprochen, aber es ist nicht mehr zur Hochzeit gekommen.«
    »Und Falgon? Ergil behauptet, der Oheim sei in dich verliebt. Ist das nur… eine einseitige Sache? Wie habt ihr euch kennen gelernt?«
    Múria bedachte Twikus mit einem unangenehm langen Blick.
    »Ihr Zwillinge scheint mit eurer Neugierde wettmachen zu wollen, was euch an Durchdringungskraft fehlt.«
    »Ich kann Ergil auch sagen, dass du nicht darüber reden möchtest.«
    »Tu nicht so scheinheilig, junger Mann. Du willst es genauso wissen. Und ihr zwei habt ein Recht darauf, weil es zur Geschichte eurer Mutter gehört. I hr Vater, König Baroq abbirim, sah das Sterben seines Volkes. Nicht ohne Grund fürchtete er den endgültigen Untergang der Alten. Seine Söhne waren im Kampf gegen Magos’ Heerscharen gestorben. So konzentrierte sich seine ganze Hoffnung auf Vania, sein einziges noch lebendes Kind. Er nahm mir das Versprechen ab, eure Mutter aus dem angestammten Reich der Sirilim herauszuführen und vor Magos zu verstecken. Und das habe ich getan. Jenseits des Grünen Gürtels, der nun unter einem grauen Schleier lag, hielt man uns nur für zwei trauernde Frauen. Einige Zeit zogen wir durch das Herzland von Mirad, bis wir schließlich nach Soodland kamen. Unser Versteck war eine Hütte in den Bergen. Durch Umstände, die zu erzählen einen ganzen Abend beanspruchen würden, gelangten wir schließlich an den Hof des Großkönigs, Vania einige Jahrzehnte später als ich, die man inzwischen zur Amme des Thronfolgers gemacht hatte.«
    »Meine s Vaters?«
    »Nein, deines Großvaters.«
    »Du warst schon Grinwalds Amme?«
    Sie nickte lächelnd. »Und schon dama l s nach
    Menschenermessen eine uralte Frau.«
    »Ich hab’s ja begriffen. Das heißt… eigentlich überhaupt nicht. Wie ist das möglich?«
    »Jazzar - fajim hatte mich in der höchsten Kunst der Sirilim unterwiesen: Wie man mit dem Schöpfer des Universums und dem Werk s e iner Hände in vollkommener Harmonie leben kann. Nur wer durch diese Schule gegangen ist, darf einen Sirilo zum Manne nehmen.«
    Twikus wollte nicht erneut Múrias Gefühle aufwühlen und fragte daher rasch: »Und auf der Sooderburg hast du Falgon kennen gelernt ? «
    »Ja. Ist deine Neugierde jetzt endlich gestillt?«
    »Liebs t d u ihn?«
    »Nächste Frage!«
    »Ergil wollte das wissen.«
    »Ja, ja. Natürlich! Falgon und ich sind kein Paar, wenn das  Interesse deines Bruders darauf hinausläuft.«
    »Wa s sei d ih r dann?«
    Múria seufzte. » Als junger Hauptmann der königlichen Leibgarde wusste Falgon nichts von meiner langen und leidvollen Geschichte. Am Hof hielt man mich für eine gramgebeugte Witwe. Der spätere Waffenmeister des Großkönigs war ein sehr schüchterner Recke… Falsch: Er ist immer noch gegenüber Frauen sehr zurückhaltend. Sein Respekt vor meiner Trauer verbot ihm, mir einen Antrag zu machen. Und weil ich nie das blaue Trauergewand der Sirilim abgelegt habe, ist es auch dabei geblieben.«
    »Dann ist er für dich nur ein weiterer Ver e hrer?«, fragte  Twikus argwöhnisch.
    Der eben noch wehmütige Ausdruck auf Múrias Gesicht wich einer strengen Miene. »Lass dich warnen, junger Mann! Jetzt gehst du wirklich zu weit.«
    Er grinste. »Also ist da doch mehr.«
    »Du hast es ja nicht anders gewollt. Siehst du die Bürste und den Bimsstein, die da auf dem Rand des Rauchfangs liegen?«
    »Ja . Wa s is t damit?«
    »Die schnappst du dir jetzt, dazu noch den Topf mit dem angesetzten Wildschweinragout und dann trollst du dich nach draußen. Beim Pferdestall findest du eine Quelle. Da schrubbst du so lange das Kupfer, bis es wie die Abendsonne glänzt. Das wird dich auf andere Gedanken bringen.«

13
DIE STADT DER IMMER SCHEINENDEN SONNE
     
     
     
     
     
    Vermutlich hat sie den beiden irgendein Kraut in den Tee getan. Der Gedanke drän g te sich Twikus auf, als er mit dem blitzblanken Kupferkessel in das Halbrundzimmer trat. Wie sonst war zu erklären, dass Falgon und Dormund ihn angrinsten, als habe ihnen jemand die Mundwinkel mit Draht an den Ohren festgezurrt?
    »Na, ist deine Schwerthand beim Topfschrubben wenigstens ein bisschen kräftiger geworden?«, spottete der Waffenmeister.
    »Oder nur schrumpeliger?«, fügte der Schmied hinzu.
    Beide hieben mit den flachen Händen auf den Tisch und stimmten dazu ein lautstarkes Gelächter an, von dem sogar das Geschirr vor ihnen zitterte – die Teller, Becher, der Brotkorb und das runde

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