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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stehen.
    »Hm«, machte Gonther.
    »Ziemlich still an Bord«, brummte Falgon.
    »Klarer Fall von Kriegslist«, sagte Dormund.
    »Oder von einem ernsten P r oblem«, gab Múria zu bedenken.
    »Eine Mannschaft, die in Kürze zur gefährlichsten Reise ihres Lebens aufbrechen wird, habe ich mir irgendwie anders vorgestellt«, murmelte Twikus.
    »Das meinte ich«, erwiderte sie und wandte sich Gonther zu.
    »Gib bitte das vereinbarte Zeichen. Ich möchte gerne wissen, was da unten los ist.«   
    Der Greis hob ein Widderhorn an die Lippen und blies hinein. Ein langer, leicht vibrierender Ton hallte über das Wasser.
    An Deck kam Unruhe auf. Mehrere Männer deuteten zum Ufer. Dann erschien eine kleine Gestalt in grauem Tuch: Bombo.
    Dormund und Falgon winkten.
    Der Kapitän erwiderte verhalten die Geste. Er gab einige Anweisungen und kletterte sodann mit einem anderen Seemann über eine Strickleiter in ein kleines Beiboot.
    »Lasst uns zum Ufer hinabsteigen«, sagte Múria.
    Vorsichtig tasteten sich die Pferde die steile Böschung hinab. Unten wurden die Zügel einfach an den tief hängenden Zweigen einer Rotgranne befestigt. An der Wasserlinie empfing man den Kapitän und seinen Ruderer.
    »Möge Eure Hoffnung nie sinken«, rief Múria ihm entgegen, noch ehe das Gefährt ans Ufer stieß. Ihr Gruß klang beinahe wie eine Beschwörungsformel.
    Bombo machte eine säuerliche Miene.
    Falgon und Dormund zogen das Gig mühelos an den steinigen Strand. Der Kapitän und sein schmächtiger Begleiter, den er als Steuermann Permund vorstellte, kletterten heraus.
    »Was ist passiert?«, fragte Múria, bevor die Stiefelsohlen der zwei richtig den Boden berührt hatten.
    Der Kapitän zog eine neue Grimasse, breitete die Hände aus und rang nach Worten.
    »Wir haben sein Ansinnen abgelehnt«, erwiderte an seiner statt der Steuermann. Er hatte eine hohl klingende Stimme, die Twikus an das Geräusch einer Raspelechse erinnerte, die ihren Schuppenbauch über einen Stein schrappen ließ.
    »Ich dachte, B ombo führe bei euch an Bord das Kommando«, sagte Falgon in fast drohendem Ton.
    »Das tut er auch«, entgegnete Permund.   
    »Und wie könnt ihr ihm dann einfach die Gefolgschaft verweigern?«
    »Wir haben eine Satzung auf der Meerschaumkönigin, die Bombo selbst verfasst hat. Artikel drei besagt: ›Die Mannschaft kann mit einer Zweidrittelmehrheit jedes Unternehmen ablehnen, das sie für aussichtslos, gesundheitsgefährdend oder todbringend erachtet.‹«
    »Das ist nicht euer Ernst.« Falgon schüttelte ungläubig den  Kopf.
    »I c h fürchte doch«, meldete sich Bombo gequält zurück. Seine verschobenen Gesichtszüge hatten sich noch nicht wieder neu geordnet.
    »Ich war Waffenmeister des Königs von Soodland. Ich habe  Torlunds Heere gegen Feinde geführt, die auch das Stromland  – eure Heimat! – bedrohten. Das waren meistens todbringendes immer ›gesundheitsgefährdende‹ und nicht selten sogar vermeintlich ›aussichtslose‹ Unternehmungen. Meint ihr, ich hätte die Freiheit des Sechserbundes mit einer Zweidrittelmehrheit verteidigen können?« Fal g ons Stimme klang überraschend schrill.
    »Möglicherweise nicht«, räumte Bombo ein. »Aber meine Mannschaft ist keine Armee, sondern eine Zweckgemeinschaft.«
    »Eine…?«
    »Mein lieber Kapitän«, ging Múria schnell dazwischen, ehe ihr Begleiter aus der schon verhältnismäßig rot glühenden Haut fahren konnte, »gibt es in Euren Statuten auch einen Artikel, der einer Frau verbietet zur Mannschaft zu sprechen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Dann seid bitte so freundlich und bringt mich, den  Waffenmeister und die Prinzen zu Euren Männern hinüber.«  
    Bombo wechselte einen Blick mit Permund – der Steuermann schien der Fachmann für Satzungsfragen zu sein. Als kein Widerspruch aufkam, nickte der Kapitän.
    Kurze Zeit später standen alle an Deck der Meerschaumkönigin. Falgon hatte Múria die Einwilligung abgerungen, ihm den Vortritt einzuräumen, damit er als Mann zu Männern sprechen könne. Also hielt er eine glühende Rede über die Pflicht jedes Bewohners von Mirad, im Kampf gegen das Böse Stellung zu beziehen. Eine neutrale Zone gebe es nicht. Jeder müsse sich entscheiden.
    »Wir sind gegen Wikander, Hjalgord und ihresgleichen«, rief der Steuermann. Sämtliche achtundzwanzig Besatzungsmitglieder nickten.
    »Dann werdet ihr uns also zu den Oberläufen des  Groterspund bringen?«, dröhnte Falgon feierlich. Alle Mann schüttelten die

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