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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Köpfe.
    Múria seufzte. »Ich fürchte, so kommen wir nicht weiter.« Bombo schob sich näher zu ihr heran. »Wolltet nicht sowieso  Ihr zu meinen Leuten sprechen, Herrin?«
    Ihre Miene wurde streng. »Wie kommt Ihr denn darauf?« Er stutzte. »Aber Ihr habt doch…«
    »Ich fragte Euch lediglich, ob eine Frau mit Euren Männern rede n dürfe.«
    Der kleine Kapitän vergrub seine Finger in den Backenbart und schüttelte verständnislos den Kopf.
    Während er noch einen Sinn in Múrias Antwort suchte, streckte sie ihren linken Arm dem Eisvogel entgegen, der auf Twikus’ Schulter saß. Der bunt gefiederte Zwerg flatterte zu ihr und setzte sich auf den ihm angebotenen Zeigefinger.
    Bombo gab ein schnarrendes Geräusch von sich, beugte sich zu seinem Steuermann und raunte: »Ich könnte schwören, der Prinz hatte neulich ein Käuzchen dabei!«   
    Permunds Gesicht ließ erkennen, wie wenig ihn dieses  Thema interessierte.
    Inzwischen hatte Múria dem Eisvogel etwas zugeflüstert und nach einigem Zögern nickte dieser. Twikus begann zu ahnen, worum es in dem kurzen Zwiegespräch ging, verstand aber den Zweck der Übung nicht.
    »Gebt alle Acht, Männer, was nun geschieht«, rief Múria. Sie reckte wieder den Arm und drehte die Handfläche nach oben, um der bunten Federfee eine Plattform für ihren Auftritt zu geben.
    Die Eisvogeldame hangelte sich vom Finger auf die Bühne. Breitete ihre Flügel aus. Ließ sie schwirren. Wurde zu einer flimmernden Wolke, in der das Blau, Grün und Orange ihres Gefieders sich vermischten. Glitzerte plötzlich s ilbrig in der Sonne. Und dann, von einem Augenblick zum nächsten, hörte ihr Flattern auf. Sie hatte sich in eine irisierend schöne Elvenprinzessin verwandelt.
    Der Wind lockte hier und da ein Knarren aus der Takelage, ansonsten herrschte vollkommene Stille an Deck. Die Flusspiraten starrten ungläubig auf die kleine Frau, die ihnen aus Múrias Handfläche entgegenlächelte, sich jetzt sogar verneigte und sie mit ihrem hohen Stimmchen begrüßte. Sie war diejenige gewesen, für die Múria das Wort erbeten hatte, und Schekira nutzte das ihr gewährte Vorrecht mit der Feierlichkeit und Würde einer echten Königstochter.
    Zunächst stellte sie sich mit ihrem vollständigen Namen und einer gekürzten Fassung ihrer Ahnenreihe vor. Die Männer schlichen näher. Dann fasste sie in wenigen Worten die Geschichte ihres Volkes zusammen. Die Piraten – allen voran der Kapitän und sein Steuermann – rückten noch weiter zusammen. Als Nächstes ging sie zu den Besorgnis erregenden Veränderungen im Großen Alten über und benutzte diese als Metapher für den Wandel, der ganz Mirad erkalten ließ. Jetzt  stand die Mannschaft der Seskwin dicht gedrängt, in der Mitte Múria mit ihrer »kleinen Schwester«. Zuletzt ging die Prinzessin auf ihr persönliches Schicksal ein, das, wie sie sagte, seit dem Todestag ihres geliebten Tarakas mit dem des rechtmäßigen Thronfolgers von Soodland verbunden sei.
    »Ich habe meine Eltern und mein Volk verlassen«, beendete sie ihre ergreifende Ansprache, »um mich Torlunds Erben anzuschließen. Das tat ich nicht allein, weil ich nach dem Brauch der Waldelven meinem Lebensretter verpflichtet bin, sondern auch, weil ich weiß, dass die Zwillinge unsere einzige Hoffnung sind. Sie stehen mit dem Segen und in der Macht Dessen - der - tut - was - ihm - gefällt vor euch. Wikander dagegen folgt dem dunklen Weg des Melec h - Arez. Wählt das Licht, nicht die Finsternis, liebe Freunde! Entscheidet euch für Ergil und Twikus! Ich weiß, sie sind jung und noch schwach – gerade deshalb benötigen sie eure Hilfe. Aber in ihnen verbinden sich zwei Völker, die einmal Brüder waren und es durch sie wieder werden können. Ich vertraue Torlunds Söhnen. Und wenn ihr mich nicht für eine Lügnerin haltet, dann solltet ihr es ebenso tun.«
    Die Elvin legte die Handflächen vor der Brust aneinander und neigte demütig das Haupt.
    Die Männer steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Einige nickten. Das Gemurmel schwoll an. Twikus hörte einzelne Bemerkungen heraus. Einer sagte:
    »Wenn Märchen wahr werden, können auch andere Wunder geschehen.« Von woanders drang ein entschlossenes »Wagen wir’s!« zu ihm herüber. Der Steuermann Permund stand einfach nur vor der Elvin und sah wie ein staunender kleiner Junge aus.
    Twikus bemerkte, wie der Kapitän sich unterhalb von Múrias linkem Ohr auf die Zehenspitzen stellte, und flüsterte: » E in äußerst

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