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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hin.«
    Der kleine Kapitän kniff das rechte Auge zu. »Und wenn ich es dir be fehle?«
    »Dann berufe ich mich auf Artikel drei unserer Satzung.« Bombo riss den Mund auf, sah den Steuermann erbost an,
    schnappte nach Luft, breitete die Hände aus, blickte in die Runde der anderen und sagte schließlich: »Das kannst du nicht, Permund. Artikel drei gilt für die gesamte Mannschaft, nicht für die Besorgtheiten eines einzelnen Piraten.«
    »Ich werde die Namenlosen Sümpfe meiden wie die Pest. Du kannst mich nicht zwingen.«
    »Aber dich kielholen lassen.«
    »Wenn du unbedingt eine Meuterei heraufbeschw ören willst.« Permund verschränkte die Arme vor der Brust, schob das Kinn vor und starrte in den Wald.
    Sein Einwand schien nicht aus der Luft gegriffen zu sein, denn Bombo gab die Überredungsversuche auf. Mit säuerlicher Miene wandte er sich an Falgon. »I c h werde Euch begleiten.«
    Der Waffenmeister warf Permund einen abschätzigen Blick zu, bevor er antwortete. »Ist mir auch lieber so. Unser Gepäck liegt schon fertig verschnürt im Zwischendeck. Wir haben  noch ungefähr sechs Stunden Tageslicht. Lasst uns mögli chst bald aufbrechen.«
    Nur eine Stunde später ging die Schaluppe vor den Wind. Mit ihrem geringen Tiefgang und dem umlegbaren Mast war sie für den ebenso flachen wie schmalen Oberlauf des Groterspunds das ideale Gefährt. An Bord des großen Beibootes befan d en sich die Prinzen, Falgon, Schekira, Dormund, Múria, der Kapitän und Jonnin, jener kantige Bursche, der die Meerschaumkönigin vor zehn Tagen mit seinem »Feuer! « - Schrei in helle Aufregung versetzt hatte. Obwohl der junge Mann nicht zu den Scharfsinnigsten auf der Seskwin gehörte, hielt Bombo doch große Stücke auf ihn. Er habe das Herz am rechten Fleck.
    Beim Segeln jedenfalls arbeiteten die zwei Piraten Hand in Hand: Der kleinwüchsige Bombo übernahm hauptsächlich die Kopfarbeit, der kräftige, hoch gewachse n e Jonnin dagegen die Plackerei mit dem Rigg. Einmal ließ sich der Kapitän am Ruder von Falgon ablösen. Und dann sogar von Twikus.
    Ja, die neue Herausforderung hatte ihn endlich wieder aus seinem »Schmollwinkel«, wie Ergil es nannte, herausgelockt. Besser e ine Schaluppe in der Hand als einen Zweimasttopsegelschoner im Kopf, begründete er seinen Sinneswandel, der allseits mit Freude zur Kenntnis genommen wurde.
    Als der Himmel zur gewohnten Zeit die Farbe von Grafit annahm, bauten Dormund und Jonnin schnell d a s »Zelt « auf. So nannten sie die Konstruktion, die der Schmied in weiser Voraussicht mit dem Schiffszimmermann angefertigt hatte. Sie bestand aus einem Holzgestänge mit eisernen Steckverbindungen und einer Persenning. Das mit Firnis behandelte, wasserdichte Segeltuch hielt das Boot und seine Insassen einigermaßen trocken und der tägliche Wolkenbruch verlor so seinen Schrecken.   
    Erwartungsgemäß schlossen sich die Himmelsschleusen vor Einbruch der Dunkelheit, gerade rechtzeitig, um den Wandel zu beobachten, der sich jetzt am Gesicht des Flusses vollzog. Bis dahin hatte er sich zwischen einer ansteigenden Böschung bewegt, die Pflanzen wuchsen also auf trockenem Land. Jetzt schien das Ufer aufzuweichen. Das Wasser breitete sich nach allen Seiten aus und die daraus aufragenden Bäume verwandelten sich im schwindenden Licht des Tages. Bald sahen sie aus wie bizarre Wesen mit Dutzenden von Beinen.
    »Hier beginnen die Namenlosen Sümpfe«, sagte Bombo. Aus irgendeinem Grund sprach er sehr leise. Zum Ostufer deutend fügt e er hinzu: »Seht ihr die freie Stelle dort drüben? Da werden wir festmachen und das Lager für die Nacht aufschlagen.«
    Falgon blickte zum Himmel. »Es ist noch hell genug, um ein paar Meilen weiter zu fahren.«
    »Besser, wir fordern unser Schicksal nicht heraus .«
    Der Waffenmeister runzelte die Stirn. »Permund scheint Euch mit seiner Unkerei einen gehörigen Schrecken eingejagt zu haben, Kapitän. Ungeheuer, die weder Herz noch Augen haben – ich meine, das ist doch nur Seemannsgarn. Glaubt Ihr etw a daran?«
    »Glaubt Ihr an Fiederfische, die ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verloren haben und sogar einen Schoner angreife n würden?«
    Dormund rieb sich den Kahlkopf. »Also, ich würde vorschlagen, wir genießen die letzte Nacht außerhalb des Sumpfes.«
    Dieser Vorschlag f and im Boot einhellige Zustimmung und wurde damit zum Beschluss. Múria wandte sich an die Elvenprinzessin.   
    »Kleine Schwester, könntest du trotzdem noch einen Erkundungsflug

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