Mirad 01 - Das gespiegelte Herz
unternehmen und im näheren Umkreis nach de m Rechte n sehen?«
Schon war Schekira dav o ngeschwirrt.
Bis zur Wiederkehr der Elvin packten die anderen ihre Decken und den Proviant aus. Jeder suchte sich eine Beschäftigung. Bombo kontrollierte noch einmal, ob die Schaluppe fest vertäut war. Jonnin und Twikus bargen das Segel. Dormund kümmerte sich um das Abendessen. Und Falgon starrte grimmig in das schnell dichter werdende Dunkel des Waldes.
Weil ganz besonders in der Dämmerung Mücken in hellen Scharen über die Flussfahrer herfielen, kochte Múria über einem Talglicht eine Tinktur aus Spitzwegerich, Goldlöckchen, Stinkendem Tarpunschnabel und anderen Heilpflanzen. Der beißende Geruch, versprach sie, werde die blutgierigen Plagegeister zum großen Teil vertreiben und die Wegerichessenzen den Juckreiz der trotz alledem unvermeidlichen Insektenstiche mildern. Beim Einreihen des Gesichts hatte Twikus tatsächlich das Gefühl, der Gestank des Insektenmittels könne Tote auferwecken, aber schon nach kurzer Zeit merkte er nichts mehr davon.
Ehe man die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte, kümmerte sich Dormund um die Beleuchtung. Ein offenes Feuer hielt er für zu riskant – das feuchte Holz des Waldes würde furchtbar qualmen. Daher zündete er die mitgebrachte Sturmlampe an, die aber auch nicht ganz unproblematisch war. Man musste sie vor Gebrauch jedes Mal aufpumpen, damit das darin befindliche Öl vergasen konnte, und wenn man etwas falsch machte, schoss eine große rote Stichflamme heraus und verbreitete Unmengen von Rauch und Ruß. Aber der im Umgang mit Feuer geübte Schmied wusste, was er tat.
Als die Leuchte gerade leise zischend ihr helles Licht verbreitete, kam endlich die Elvin zurück. Sie rümpfte die Nase über den strengen Duft, der das ganze Lager erfüllte, und meldete: nichts Verdächtiges, alles ruhig. Hierauf entspannte sich die Atmosphäre fühlbar. F ast schon unbeschwert wandte man sich dem kalten Mahl zu und sprach mit gedämpften Stimmen über das, was die nächsten Tage wohl bringen würden.
Später teilte der Kapitän die Wachen für die Nacht ein. Jonnin übernahm die ersten drei Stunden, danach sollte Dormund und zuletzt Falgon nach Gefahren Ausschau halten. Der Prinz protestierte. Er fühle sich übergangen. Alle behandelten ihn wie ein Kind, obwohl er doch mehr als jeder andere über Sinne verfüge, die er in den Dienst der Gemeinschaft stellen könne. Da habe er Recht, sagte Múria gut gelaunt; sie schien überhaupt nicht darauf erpicht zu sein, ihren Nachtschlaf zu opfern. Bombo entschuldigte sich. Er habe auf Seine Hoheit nur Rücksicht nehmen wollen. Morgen, versprach er, werde der Prinz seine eigene Wache bekommen.
Nachdem man sich endlich zur Ruhe gelegt hatte, konnte Twikus nicht einschlafen. Er lauschte auf die Geräusche des Urwaldes. Hier, an der Grenze der Namenlosen Sümpfe, waren sie anders als noch ein paar Meilen weiter stromabwärts. Weniger mannig f altig. Dennoch war manches Knarren, Brummen, Rascheln und Pfeifen beunruhigend genug, um sich nicht vorschnell ins Reich der Träume zu verabschieden. Zumal: Er fürchtete auch, was ihn dort erwartete.
Irgendwann musste er, ohne es zu merken, doch weggedä m mert sein. Als Twikus am Morgen erwachte, versuchte er sich den Traum der letzten Nacht in den Sinn zu rufen. Dunkel erinnerte er sich an ein Gefühl der Atemnot, aber nicht mehr daran, was diese beklemmende Situation verursacht hatte.
Wenig später glitt die Schaluppe durch den wabernden Dunst, der wie ein Leichentuch auf dem Wasser des Groterspunds lag. Im Sumpf schien der Morgennebel zäher zu sein und tatsächlich verflüchtigte er sich im Laufe des Vormittags langsamer als gewohnt. Ein modriger Geruch hing in der Luft. Das umgebende Grün drängte sich immer dichter ans Boot. Mit Blicken war es unmöglich zu durchdringen und auch das Ohr vernahm zunehmend weniger Stimmen. Allmählich entwickelten die Prinzen ein gewisses Verständnis für Permunds Widerwillen gegen eine Rückkehr in diese stille Welt aus Wasser und wucherndem Grün.
Im Laufe des Vormittags trat Twikus das Regiment über den gemeinsamen Körper an den Bruder ab. Obwohl sie doch dieselben Augen und Ohren benutzten, nahm Ergil seine Umgebung stets etwas a nders wahr. Manches, das Twikus kaum beachtet hätte, weckte seine Neugierde und er sprach mit Schekira ausgiebig über Insekten, Kröten oder Wasserschlangen. In anderen Dingen war er unheimlich schreckhaft.
Kurz nachdem
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