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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ersteren. Wie auch immer, die Waggs waren abstoßend in höchster Vollendung.
    Ihr gedrungener, oft schiefer, aber immer ungemein massiger Wuchs ließ ihre Kraft erahnen. Weil einige Krieger nur mit Lendenschurz und Leibriemen bekleidet waren, sah man in der Morgensonne auch sehr schön ihre dichte Körperbehaarung. Obwohl somit gerade jene, die über je zwei Arme und Beine sowie nur einen Kopf verfügten, großen Affen durchaus ähnlich waren, musste man ihnen doch eine nicht geringe Intelligenz unterstellen – immerhin galten sie als Bezwinger der Sirilim. Ein Teil dieses verni c htenden Sieges mochte allerdings auch auf die ausgeprägte Aggressivität zurückzuführen sein, die man dem Grondfolk nachsagte (vor allem im nördlichen Herzland wurden die Waggs so genannt:
    »das im Untergrund lebende Volk«). Nun schöpfte sich ein Großteil des Allgemeinwissens über die Ungeraden aus Mirads reichem Sagenschatz. Vor dem Niedergang der Sirilim hatte man sie lediglich für Phantasiegestalten gehalten. Spätestens jetzt war damit Schluss.
    »Da tut sich was«, sagte Dormund und deutete nach links. Ergil sah, wie Unruhe in die Formation der Ungeraden kam.
    Die vorderen Kämpfer traten auseinander, um einem großen, besonders bulligen Wagg Platz zu machen. Er gehörte zur Minderheit der Doppelköpfigen. Auf seinen drei kurzen Beinen bewegte er sich, als hätte e r nur eins und die beiden äußeren wären Krücken. Furchtlos stampfte er auf die Mauer zu. Sein Körper steckte in einem ehernen Hemd, einer Art Tunika, die aus dicht aneinander gefügten Eisenplatten bestand und ihm nicht ganz bis zu den Knien reichte. Ansonsten waren die haarigen Arme und Beine unbedeckt. Zum Schutz der  Köpfe trug er zwei vorne offene Helme, deren Form an flache  Eimer erinnerte.
    Versetzt hinter dem Doppelkopf folgten zwei geringfügig kleinere Waggs, die sich mit je nur einem Schädel begnügen mussten. Der linke Soldat hatte drei Arme und zwei Beine, der rechte bewegte sich auf fünf Gliedmaßen, die seinen Körper wie eine Mistforke aussehen ließen, und verfügte zudem über vier obere Extremitäten. Dem forschen Auftritt nach zu urteilen, war der Doppelkopf ein Unterhändler, möglicherweise ein General, und die anderen zwei seine Adjutanten oder Schildknappen. Während der Anführer nur ein Schwert am Gürtel trug, schleppten seine Untergebenen neben den großen Schilden ein ganzes Arsenal an Waffen mit s ich herum: eine doppelschneidige Axt, je zwei Morgensterne, Bogen, Speere und Schwerter sowie eine Reihe von Dolchen und merkwürdig geformten Wurfklingen.
    »Soll ich Twikus bitten, dem Kerl ein oder zwei Augen auszuschießen?«, flüsterte Ergil.
    »Vorerst nicht«, antwortete Falgon ebenso leise. »Diese Gnome sollen ziemlich flink sein. Die Schildknappen könnten die Schüsse abwehren. Selbst wenn wir das Dreibein träfen, würden wir damit vermutlich nur einen Sturm der Entrüstung heraufbeschwören. Lass uns erst anhören, was der Bursche zu sage n hat.«
    Der doppelköpfige Wagg stemmte seine drei Füße unterhalb der Stelle ins Gras, wo Quondit auf der Mauer stand. Während sein linker Kopf die Bogenschützen auf der Zinne musterte, blickte der rechte direkt zum Herzog hinauf. Ergil überlegte, welches der zwei breiten, auffällig faltigen, bartlosen Gesichter hässlicher war. Sie wirkten beide ungefähr gleich brutal. Der rechte Mund öffnete sich, spitze Zähne – nicht mehr ganz vollständig – kamen zum Vorschein und eine merkwürdig kehlige Stimme verschaffte sich Gehör.   
    »Ich bin Kawuzz, Heerführer der Waggs von Kitora, und du dürftest der Antreiber dieser verängstigten Meute sein. Habe ic h Recht?«
    »Ihr irrt«, antwortete der Gefragte. »Ich bin Quondit Jimmar Herzog von Bolk und me i ne Männer sind alles andere als furchtsam. Wenn Euch der Sinn danach steht, Euch zu überzeugen, nur zu.«
    Kawuzz ließ ein Grunzen vernehmen, das sich mit einiger Phantasie als Lachen deuten ließ. »Jimmar? Klingt fast wie Jämmerling. Ich werde dir deine sam t en e Zunge herausreißen.«
    »Seid Ihr gekommen, mir das zu sagen?«
    »Nein. Ich wollte dir dein Leben anbieten.«
    »Ich erinnere mich nicht, es Euch gegeben zu haben.«
    »Schluss mit dem Geplänkel, Quondit. Du weißt sehr genau, was geschieht, wenn wir angreifen.«
    » Ja , ih r werde t bluten.«
    »Mag sein. Aber wir sind zu viele zum Verlieren. Wenn du uns deine Stadt kampflos übergibst, lassen wir dich und deine Meut e leben.«
    »Als Sklaven

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