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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ergils vernünftige Argumente konnten den Vorwurf der Hasenherzigkeit kaum mildern. Es war jedoch Múria, die Quondit kühl und besonnen antwortete.   
    »Glaubt Ihr wirklich, bei einer Übermacht von fast dreihunderttausend Kriegern spielt es noch eine Roll e , ob wir a n Eure r Seit e stehen?«
    »Ich habe Torlunds Andenken in meinem Reich immer in Ehren gehalten. Wenn jetzt seine Söhne unter uns sind und Himmelsfeuer über dem Feind erstrahlt, wird das die Moral meiner Männer stärken.«
    »Aber es kann uns nicht retten, mein lieber Quondit. Wikander ist unser eigentlicher Gegner. Wenn wir ihn besiegen, strecken auch seine Schergen die Waffen.«
    Am Ende hatte der Herzog dies eingesehen und gab Befehl, ein Schiff für den alsbaldigen Aufbruch ausrüsten zu lassen. Eine Besa t zung aus freiwilligen Kaufleuten sollte die Gefährten nach Seltensund bringen. Quondit wollte auf keinen einzigen seiner Leibgardisten verzichten. Als sich dann auch noch Bombo mit dem Haupt seiner Heimatstadt solidarisch erklärte (»Ich bleibe hier und kä m pfe mit meinen Männern, solange Atem in uns ist«), schlug Falgon dem Herzog einen Handel vor.
    »Gebt uns für den Kapitän und seine Piratenbande wenigstens einen Mann mit unerschütterlichem Mut.«
    Quondit dachte einen Moment darüber nach. Dann nickte er.
    »Als o gut, das ist nur fair. Muss der Held lediglich furchtlos sein oder braucht er sonst noch irgendwelche Eigenschaften?«
    »Eure Vorsicht im Hinblick auf die nach Seltensund gesandten Boten hat mich hellhörig gemacht. Jeder, der mit einem Schiff den Kandenblood hinabfährt, steht in der Gefahr, überfallen zu werden. Möglicherweise müssen wir uns auf geheimen Gebirgspfaden nach Norden durchschlagen. Daher wäre uns ein Mann von Nutzen, der sich gut im Grotwall auskennt.«
     
    Der Herzog zupfte sich am Bart. »Ein Mann der Berge ohne Furcht…?« Seine Augen leuchteten auf. »Mir fällt da eigentlich nur einer ein.«
    »Gehört er zu Eurer Leibgarde?«
    »Gott bewahre! Tusan lässt sich in keine Uniform zwängen. Er ist wie ein wildes Tier, das in einem Käfig aus militärischer Zucht und Ordnung über kurz oder lang verkümmern und eingehen würde.«
    »Jetzt ist mir klar, warum Ihr ihn uns so bereitwillig zur  Verfügung stellt.«
    »Zur Verfügung stellen? Ha!« Der Herzog lachte. »Ich kann lediglich ein gutes Wort für Euch einlegen. Tusan wird si ch Euch entweder aus freien Stücken anschließen oder gar nicht.«
    »Na, wenigstens scheint er kein Speichellecker zu sein«, murmelte Dormund.
    Quondits Stirn legte sich in Falten. »Was habt Ihr gesagt, Schmied?«
    »Es ist Nacht und wir wollen früh aufbrechen. W o finden wir diesen widerborstigen Mann?«
    »Legt Euch für zwei oder drei Stunden zur Ruhe und überlasst meinem Hauptmann die Suche. Tusan verdient sich manchmal ein Goldstück, indem er für mich schwierige Botengänge erledigt. Sofern er in der Stadt ist, wi r d Woogan ihn irgendwo ausgraben.«
    »Ihr wisst nicht einmal, ob er sich derzeit in Bolk aufhält?«, hakte Múria ungläubig nach.
    Der Herzog verzog das Gesicht zu einem grimmigen Grinsen.
    »Ist es Euch je gelungen, den Weg eines wilden Vogels am  Himmel zu ergrün den?«
    Es war noch dunkel, als Ergil von dem Geschrei im Lichthof geweckt wurde. Entgegen seinen Erwartungen hatte ihn die Erschöpfung doch noch übermannt. Er flüsterte in sich hinein. Twikus antwortete nicht. Offenbar wanderte er noch durchs  Reich der Träume. Schlaftrunken schlüpfte der Prinz in seine Kleider und tappte zur Tür. Als Gast von königlichem Geblüt hatte man ihm eine eigene Zimmerflucht zugewiesen.
    Auf der von Fackeln beleuchteten Galerie des Innenhofes war der Lärm um einiges lauter. Von unten hallten Schritte herauf, das Geklapper von Rüstungen und Waffen, das Wiehern eines Pferdes, die Stimme eines Kommandanten, der seine Befehle wie schallende Ohrfeigen verteilte…
    »Auc h scho n wach?«
    Die neckende Frage kam von Schekira. In Gestalt der kleinen Eule landete sie auf Ergils Schulter. Von rechts näherte sich Múria, deren Zimmer auf demselben Stockwerk lag.
    Ergil gähnte. »Was ist da los, Kira?«
    »Die Waggs sind da!«
    »Was?«
    »Hättest du durchs Fenster auf der anderen Seite hinausgesehen, dann wüsstest du es schon. Die Feuer des Heeres sind überall.«
    Von einer Treppe in der Nähe eilten in diesem Moment Falgon und Dormund herbei. Alle versammelten sich um den Prinzen.
    Der Waffenmeister schüttelte den Kopf. »So eine Armee habe

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