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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ich noch nie gesehen. Sie müssen wie die Besessenen marschiert sein. Die Seskwin hatte einen halben Tag Vorsprung und trotzdem steht das gesamte Heer nur ein paar Stunden nach unserem Eintreffen schon vor den Mauern der Stadt.«
    »Müssen wir uns jetzt auf eine jahrelange Belagerung einstellen?«, fragte der Prinz.
    »Mir scheint, du hast diese Armee noch nicht gesehen, Twikus , sonst…«
    »Ic h bi n Ergil.«
    Falgons Nasenlöcher blähten sich, als er hörbar die Luft ausstieß. »Wie auch immer. Die Länge der Belagerung wird  einzig und allein von den B e fehlen der Wagggeneräle abhängen. Wenn die Ungeraden erst mit ihren Sturmleitern und Türmen gegen die Mauern vorrücken, dann wird es sein, als fiele ein Termitenschwarm über die Stadt her. Qujibos Soldaten können gar nicht so viele erschlagen, wie nachströ me n werden.«
    Ergil wandte sich Múria zu. »Wir müssen der Stadt helfen, Wegbereiterin Inimai. Sag, dass wir nicht machtlos sind.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Auch wenn die Wahrheit schmerzhaft für dich ist, mein Lieber, aber ich kann darauf nur antworten, was ich fühle: Du bist noch zu schwach.«
    »Aber im Palast der Schmetterlinge…«
    »… hast du an Kraft gewonnen. Das ist wahr. Doch ob du sie zu kontrollieren vermagst, steht auf einem anderen Blatt. Denk an die Seskwin, die jetzt manövrierunfähig im Fluss liegt. Wir waren nicht schnell genug…«
    »Du meinst, ich wa r z u langsam.«
    »Letztlich ist das belanglos, Ergil. Vergiss bitte nicht, wer einst die Sirilim besiegt hat. Es waren die Waggs.«
    »Ja, aber das Volk der Weisen ging dem Kampf lange aus dem Weg. Du s e lbst hast mir davon erzählt. So wurden sie aufgerieben. Außerdem wussten die Waggs damals, gegen wen sie antreten. Wenn wir beide sie mit irgendetwas überraschen könnten , dann…«
    »Dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Ach, ich weiß auch nicht.«
    »Auf die Gefahr hin, zynisch zu klingen, aber zuallererst müssen wir uns um deine und Twikus’ Sicherheit kümmern«, erklärte Falgon mit versteinerter Miene. »Wenn du in die Hände der Ungeraden fällst, dann hat Wikander schon so gut wie die ganze Welt gewonnen.«
    Dormund knete t e mit den Fingerspitzen der rechten Hand seine Kopfhaut. Als er sich jetzt zu Wort meldete, sprach er  undeutlich, wie in Gedanken. »Die Gegend um die Stadt ist bergig und selbst für ein so großes Heer schwer zu kontrollieren. Vielleicht gibt es irgendwelche Schleichwege, über die wir entkommen könnten.«
    »Das sollten wir herausfinden«, sagte Múria.
    »Ich könnte mich mal umsehen«, schlug Schekira vor.
    »Tu das, kleine Schwester.«
    Die Elvin erhob sich von Ergils Schulter in die Luft und flatterte davon.
    »Ich will mir die Waggs ansehen«, verkündete unvermittelt der Prinz.
    Falgon schnaubte. »Wozu? Um dich restlos zu entmutigen?«
    »Du brauchst mir nicht immer und immer wieder zu sagen, dass ich ein Hasenfuß bin, Oheim. Das erledigt schon mein Bruder für mich.«
    »So habe ich das nicht gemeint, Junge.«
    »Aber für mich hat es sich so angehört. Und es stimmt: Ich habe Angst. Vielleicht ist es besser, sich seiner Furcht sicher zu sein, als auf einen überschätzten Mut zu vertrauen. Und jetzt gehe ich hinunter zur Stadtmauer.«
    Die Hauptstreitmacht der Waggs hatte ihr Lager in den Flussniederungen im Süden aufgeschlagen. Ihre Feuer erstreckten sich bis an den Horizont. Die Ungeraden mussten im Schutz der Dunkelheit den Fluss überquert haben, um die Stadt bis zum Ufer des Grot e rspunds einzukreisen. So viel zu der Elvenlegende, sie seien wasserscheu wie Katzen. Ein kleinerer Verband war auf dem Fendenspund übergesetzt, hatte die Siedlung gegenüber dem Hafen überrannt und dann den Belagerungsring im Norden geschlossen. Die herzog l ichen Truppen waren nach kurzer, aber heftiger Gegenwehr in die  Stadt geflohen. Der schieren Übermacht des Feindes hatten sie nichts entgegenzusetzen.
    Als ein Leibgardist den Prinzen von Soodland und dessen Gefährten zum Herzog brachte, herrschte eine gespannte Stille auf der Zinne der Stadtmauer. Abgesehen von dem Waffengang bei der Flussüberquerung hatte es noch keine Kampfhandlungen gegeben. Man beäugte einander.
    Quondit Jimmar Herzog von Bolk befand sich in Gesellschaft von Kapitän Bombo und einiger hochrangiger Soldaten. Er empfing seinen erlauchten Gast mit einer sehr bitter klingenden Frage.
    »Wollt Ihr immer noch aus der Stadt fliehen?«
    Ergil legte seine Hand rasch auf Falgons Rechte, weil er merkte,

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