Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
Hin und wieder blökte eines nervös. Das Packtier, das Dormund an einer langen Leine hinter sich herführte, war besonders unruhig.
    Ergil bemerkte am anderen Ufer ein großes Exemplar, das in den Schatten zwischen zwei Bäumen hing. Er konnte den Blick nicht von dem Ungetüm abwenden, fühlte sich wie in einen Bann gezogen.
    Während er daran vorüberritt, musterte er dessen ro sa schimmernden, durchscheinenden Körper. Ganz deutlich konnte er im oberen Bereich den Vitex sehen, der wie eine gefüllte Schweinsblase aussah. Múria hatte gesagt, die Netzlinge könnten eine Spannweite von fünfzehn Ellen erreichen, aber der Bursche da drüben maß mindestens zwanzig.
    Einen halben Bogenschuss voraus beschrieb die Klamm eine nach Süden weisende Kurve. An einem Überhang des Felsens hing ein weiteres Netz. Selbst mit einem Speer in der Hand hätte man nicht heranreichen können, aber es war auch unmöglich, darunter durchzureiten, ohne von ihm angefallen zu werden.
    »Ho, Krodibo!«, sagte Tusan. Sein kluges Tier blieb auf  Zuruf stehen.
    »Zwei dieser Bestien verfolgen uns«, meldete der Schmied vom Ende der Kolonne.
    Ergil blickte über seine Schulter, an Schekira vorbei, nach hinten. Dormunds Beschreibung klang wie eine Übertreibung. Die Netzlinge bewegten sich so langsam wie Riesenfaultiere  (vermutlich hielten sie aus diesem Grund ständig Ausschau nach »Wirten«). Aber dennoch: Sie waren wie aus dem Nichts aufgetaucht und schnitten den Reitern den Rückzug ab.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Falgon.
    Tusan drehte sich im Sattel um. »Haltet die Fackeln bereit. Wenn sie uns zu nahe kommen, brennen wir uns den Weg frei. Sobald wir eine Furt entdecken, wechseln wir ans andere Ufer. Da haben wir mehr Ausweichmöglichkeiten.«
    »Sagtest du nicht, wir müssen auf der Südseite bleiben?«, erinnerte ihn Ergil.
    Der Fährtensucher grinste. »Ich folge lieber meinen Instinkten als irgendwelchen Legenden. Das hat mir schon oft das Leben gerettet.«
    Der Prinz umklammerte nur umso fester den Griff seiner  Fackel und schwieg.
    Tusan schnalzte mit der Zunge. Krodibo reagierte sofort. Im Schritt näherte er sich dem grüngrauen Netz. Sein Reiter reckte das Feuer dem lauernden Wesen entge g en. Langsam wich es vor den Flammen zurück.
    Ergil wollte schon aufatmen, als er links von sich weitere Netzlinge auftauchen sah. Sie erschienen aus Felsspalten und hinter Vorsprüngen. Es beruhigte ihn nicht wirklich, dass sie sich auf der anderen Seite des Baches befanden. Hinter ihm meldete sich erneut Falgons Stimme.
    »Über uns sind drei weitere. – Inimai?«
    »Ja, mein Lieber«, raunte sie.
    »Sagtest du nicht, diese Geschöpfe seien Einzelgänger?«
    »Hirgan Krogensen hat das jedenfalls geschrieben.«
    »Was hier ge r ade passiert, sieht mir aber verdammt nach einer Treibjagd aus.«
    »Dann hat sich entweder der Forscher geirrt oder mit den Netzlingen ist das Gleiche geschehen wie mit den Flederfischen.«   
    »Lassen wir’s nicht drauf ankommen«, sagte Tusan von vorne . »Si e sin d träge, wir dagegen schnell. Ich zähle bis drei, dann galoppieren wir los. Eins…«
    Lass lieber mich ran, sagte die Gedankenstimme von Twikus. Ich habe alles unter Kontrolle, widersprach Ergil. Seine
    Linke umklammerte den Zügel.
    »Zwei…«
    Aber du kannst nicht mit Pfeil und Bogen umgehen, gab  Twikus zu bedenken.
    Das wird uns hier sowieso nicht viel nützen.
    »Drei!« Tusan erzeugte mit der Zunge ein klickendes  Geräusch und sein weißes Krodibo preschte los.
    Das Feuer hielt den Netzling über ihm auf Abstand. Als Näch ster ritt Ergil unter dem transparenten Gewebe hindurch. Es schien, obwohl es unter dem Felsen hing, auseinander zu fließen wie Flüssigkeit. Dann war auch der Prinz vorbei. Er wandte sich im Sattel um. Ihm folgten – jeder mit erhobener Fackel – Falgon, Múria und Dormund. Als der Schmied schon fast in Sicherheit war, wurde Ergil bewusst, welchen Fehler sie begangen hatten.
    »Pass auf, Dormund, das Packtier!«, schrie er aus voller  Kehle.
    Aber zu schnell war der Ritt, zu spät kam die Warnung. Ehe der Schmied r e agieren konnte, ließ sich der Netzling schon fallen. Aus etwa zwanzig Fuß Höhe segelte er auf sein Opfer herab. Als der Fadenkörper das weiße Fell berührte, blökte das Krodibo erschrocken auf. Es riss an der Leine. Dormund hatte Mühe, sein eigenes Tier unter Kontrolle zu halten, weil die Todesangst des Artgenossen es ebenfalls in Furcht versetzte.
    Falgon riss einen Pfeil aus dem

Weitere Kostenlose Bücher