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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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am Sattel hängenden Köcher und spannte seinen Bogen.
    »Nicht! Du wirst das Krodibo töten«, warnte ihn Ergil.   
    Der Netzling umschmie g te das Tier inzwischen wie eine zweite Haut. Sein Vitex – der Knoten mit den lebenswichtigen Organen – hatte sich wohlweislich auf dessen Brust gelegt. Wer auf ihn schoss, würde unweigerlich auch das Herz des Wirts durchbohren.
    »Die anderen kommen näher«, warnte Múria. Ihr Blick war nach oben gerichtet, wo jetzt eine Schar von Netzen durch die Felsen glitt.
    Dormund versuchte an das gefangene Tier heranzukommen, um den Netzling mit seiner Fackel zu vertreiben. Aber jedes Mal, wenn die Spannung der Leine nachließ, wich das verängstigte Krodibo weiter zurück. Es musste Schmerzen fühlen, denn sein Blöken war beängstigend schrill geworden, fast wie bei einem Schwein, das sich dem Messer des Schlächters gegenübersieht.
    »Schneid die Schnur durch«, rief Tusan von vorne. Er hielt ein langes Blasrohr in der Hand, wagte aber offenbar nicht, es einzusetzen.
    Dormund war so beschäftigt mit seiner Rettungsaktion, dass er ihn nicht hörte.
    Ergils Nase nahm einen beißenden Geruch auf. Entsetzt sah er, wie sich der Fänger in das Krodibo einzubrennen schien. Schon bildete sich auf dem schneeweißen Fell ein blutrotes Netzmuster. Das Tier wurde bei lebendigem Leibe verdaut.
    »Dormund!«, schrie Tusan. »Der Netzling lockt dich in einen Hinterhalt. Gleich ist ein anderer über dir. Sch n eid endlich die Lein e durch!«
    Der Todeskampf des Krodibos übertönte seine Warnung.
    »Schieß!«, rief Tusan dem Waffenmeister zu.
    Falgon besaß genug Erfahrung, um die Situation abwägen zu können. Das Packtier war verloren. Er ließ den Pfeil von der Sehne schnellen.   
    Das Krodibo ging mit durchbohrtem Herzen zu Boden. Zuerst brachen die Vorderläufe ein, dann kippte das Becken zur Seite. Der Federschaft des tödlichen Geschosses ragte noch aus dem weichen Vitex seines Fängers. Das ganze Netz zitterte.
    Und Ergil bebte mit. Es war mehr als das übliche Schaudern angesichts einer schrecklichen Erfahrung. Weil er das befremdende Gefühl nicht einordnen konnte, packte ihn die Angst. Es war, als hinge sein Bewusstsein an dem des sich in Schmerzen windenden Netzlings fest.
    Erst jetzt hatte Dormund das Geschrei seiner Gefährten mitbekommen. Er drehte sich um. Ihre Hände deuteten nach oben. Der nächste Fänger war schon dicht über ihm.
    Der Schmied riss seine Fackel hoch. Fast gleichzeitig schoss Falgon einen weiteren Pfeil ab. D ie eiserne Spitze durchschlug den Lebensknoten des Netzlings. Trotzdem konnte Dormund dem fallenden Körper nicht mehr ausweichen. Die bläulich durchscheinenden Fäden trafen auf die Flammen und zischten wie Fett in einer heißen Pfanne. Dormund schrie vor S c hmerzen auf, als einer der Stränge seinen Handrücken streifte. Offenbar schwitzten die Netze ihren ätzenden Verdauungssaft auch schon bei der Jagd aus. Brüllend befreite sich der Schmied.
    Ergil zitterte am ganzen Körper und hielt sich die Ohren zu.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Múria.
    »Nein«, erwiderte Dormund mit einer vor Abscheu bebenden Stimme. »Lieber versenge ich mir den Hintern, als noch einmal so ein Ding zu berühren. Ich hab es schreien gehört.«
    »Wa s has t du?«
    Ergil glaubte zu ahnen, was der Schmied meinte. Er selbst hatte Ähnliches gefühlt.
    »Lasst uns keine Zeit verlieren«, rief Tusan von vorne. »Wir müssen in Bewegung bleiben.«   
    Nur noch fünf Krodibos liefen weiter das Tal der Fischer hinab. Die Überlieferungen beschrieben es als verhältnismäßig kur z : acht Meilen, vielleicht zehn. Sie hatten bis jetzt nicht einmal die Hälfte geschafft.
    Ans Umkehren war trotzdem nicht zu denken, denn die
    »Fischer« hatten sich vor allem im Rücken der Reiter formiert. Obwohl das Schlimmste zunächst überwunden schien, moc hte Ergil trotzdem nicht auf sein Glück bauen. Die ganze Sache sah immer noch nach einer Treibjagd aus.
    Eine halbe Meile weiter trafen sie auf einen etwas ruhigeren Abschnitt des Baches. Durchs klare Wasser konnte man den steinigen Grund sehen. Tusan wagte den Wechsel zum Nordufer. Hier hatten sie mehr Platz, um bei einem etwaigen Angriff auszuweichen.
    Die anfangs nur vereinzelten Dampffahnen stiegen jetzt aus fast jeder Felsritze empor und erschwerten den Gefährten die Sicht. Je tiefer sie in die Klamm vordrangen, desto wärmer wurde es. Bald hielt es keiner mehr in seinem dicken Mantel aus. Nacheinander entledigten sie sich ihrer

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