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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Sprechen gelehrt?«
    »Einer, der mächtiger ist als du.«
    »Un d wi e heiß t er?«
    »Er ist der Herr in den Eisig e n Höhen.«
    Twikus erinnerte sich. Auch Nisrah hatte Wikander so genannt. »Und warum bist du uns seit Fungor auf den Fersen?« Wieder schien das Maul des Sindran in die Breite zu wachsen. Er machte einen weiteren Schritt auf den Schützen zu. »Kannst du dir das nicht denken, du dummer kleiner  Welpe?«
    »Bleib stehen!«, verlangte der Prinz abermals. Er hob zwar drohend die Pfeilspitze, aber in seinem Innern schwelten Zweifel. Bogen oder Schwert?
    »Du vermagst mich nicht zu bezwingen«, sagte Murugan in giftig süßem Ton. Zugleich schlich er weiter heran.
    »Du bist wegen uns hier«, bemerkte Twikus und wich zurück. Bogen oder Schwert?
    »Der Welpe ist doch nicht so dumm«, spöttelte der Graue.
    »U m un s z u töten.«   
    »Das zu erraten, war wohl nicht schwer.« Der Sindran duckte sich zum Sprung.
    Ich muss das Schwert nehmen… Die Gedanken des vom inneren Zwiespalt gelähmten Schützen gerieten ins Stocken, als die eben noch unter Murugans grauem Fell spielenden Muskeln jäh erstarrten. Der Prinz war selbst Jäger. Er wusste, was das bedeutete. Im nächsten Augenblick würde ihn das Tier anspringen.
    Unvermittelt hallte Ergils Gedankenstimme durch seinen  Kopf. Für das Schwert ist es zu spät, Twikus. Schieß!
    Der Schütze zögerte immer noch.
    Die Vorderläufe des Sindran hoben vom Boden ab.
    Schieß endlich!, schrie Ergils Geist.
    Da ließ Twikus den Pfeil von der Sehne schnellen.

    Der graue Jäger hatte gerade abspringen wollen, als die Pfeilspitze sich durch sein Fell bohrte und in seinem Herzen stecken blieb. Der Schmerz überraschte ihn. Vor Schreck verkrampften sich blitzartig seine Muskeln und warfen ihn regelrecht um.
    Der große Murugan war fassungslos. Wie hatte das passieren können? War er nicht unverwundbar? Während er mit einem tiefen Seufzer sein Leben aushauchte, wurde ihm der Irrtum seines Gebieters bewusst. Der Herr in den Eisigen Höhen hatte ihn nur gegen die Macht der Menschen gefeit, gegen Eisen und Stahl, sich aber offenbar nicht in diesen jungen Sirilo hineinversetzen können, der auf die aberwitzige Idee gekommen war, aus einem Fischzahn eine tödliche Waffe zu machen.   
    Nachdem vom Sindran keine Gefahr mehr drohte, trauten sich auch die anderen Gefährten näher heran.
    Múria schüttelte den Kopf. »Ist es nicht eine Ironie des Schicksals? Ausgerechnet ein Flederfischzahn – eine Waffe, die Wik ande r gege n un s ins Feld geführt hat – tötet einen seiner beharrlichsten und vielleicht mächtigsten Häscher.«
    Twikus musterte seine Meisterin argwöhnisch, weil ihre Stimme irgendwie überdreht klang. Auch er fühlte sich euphorischer, als es der Sieg über den grauen Jäger angemessen erscheinen ließ. Er musste sogar ein Kichern unterdrücken, als er antwortete: »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was aus uns geworden wäre, wenn ich die Eisenspitze gewählt hätte.«
    Schmunzelnd legte sie ihm die Hand auf den Unterarm. »Es ist müßig, darüber nachzudenken, mein Lieber. Vielleicht hat sich schon damals, als dein Bruder den von dir getöteten Fischen die Zähne herausschnitt, dessen durchdringende Gabe gezeigt.«
    »Du meinst, er konnte in die Zukunft sehen?« Die Frage war kaum heraus, als aus seinem Innern schon Ergils Einspruch kam.
    Ganz gewiss nicht. Ich wollte dich nur trösten, weil du so todesmutig gekämpft hattest und am Ende… Na, du weißt schon.
    »Was hat er gesagt?«, erkundigte sich Múria.
    Twikus stöhnte theatralisch. »Es sei nur eine Gefälligkeit gewesen.«
    »So mag er empfunden haben.« Die Herrin der Seeigelwarte lächelte wissend. »Aber die Gabe der Sirilim muss nicht immer den Umweg über den Verstand wählen, damit ihr Besitzer das Richtige tut. Einige der größten Einsichten verdanken wir der Intuition.«   
    »Eingebung?«, murmelte Twikus zweifelnd. »Dann muss es auch Erleuchtung gewesen sein, als ich den falschen Pfeil in den Köcher zurückgesteckt und den richtigen gezogen habe.«
    »Wer weiß. Sicher hat Der - der - tut - was - ihm - gef ällt noch etwas mit dir und deinem Bruder vor. Er kann uns Kräfte verleihen, die über das Normale hinausgehen, und er vermag uns kleine Flüsterer auf die Schulter zu setzen, die uns im richtigen Moment warnen. Das alles könnte natürlich auch reiner Zufall gewesen sein. Du solltest nicht so viel an dem Guten herummäkeln, das dir widerfährt.«
    Twikus wich

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