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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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dem, selbst im Mondlicht, durchdringenden Blick seiner Meisterin aus und ließ die Elvenprinzessin auf seine Hand klettern. »Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt, Kira. Der Anblick des Meeres hatte mich so gefesselt
    – ohne deinen Rüffel wäre ich… nein, wären wir möglicherweise nicht mehr am Leben. Allmählich müssten wir miteinander quitt sein, nicht wahr?«
    »Du meinst, was das gegenseitige Retten anbelangt?« Sie lachte unbeschwert. »Kommt es unter Freunden darauf an?«
    »Trotzdem musst du nicht mit hinüber zur Sooderburg kommen. Du hast ja selbst gehört, wie gefährlich das werden kann.«
    Die Prinzessin verschränkte die Arme über der Brust. »Aha, darum geht es dir also. Du willst mich loswerden.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich möchte nur nicht, das s di r etwas…«
    »Bis jetzt konnte ich ganz gut allein auf mich aufpassen, abgesehen von der Nacht, als der Mondtau über uns hergefallen war und du uns gere t tet hast. Du siehst, meine Schuld euch zwei gegenüber wird immer größer. Ich muss bei euch bleiben. Außerdem braucht ihr mich sowieso, um den Meerpfad zu überqueren.«
    »Du meinst, den Soodlandbelt?«   
    »Ja. Zum Schwimmen ist das Wasser viel zu kalt.«
    »Abe r Fa l gon und Dormund haben gesagt, es müssten irgendwo verlassene Fischerboote am Strand liegen.«
    »Tun sie aber nicht.«
    »Was?« Die Frage kam von dem Waffenschmied.
    Schekira schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Ich habe euch vorhin nicht beunruhigen wollen, weil Twikus sowieso schon am Rande seiner selbst war. Als ich meinen Erkundungsflug machte, bin ich weit über das Mondkap aufgestiegen. Es gibt weit und breit kein einziges Boot am Strand.«
    »Hört sich an, als hätte Wikander kein rechtes Vertrauen in seinen Bann .«
    Múria wiegte den Kopf hin und her. »Oder er hat den Strand bereits räumen lassen, bevor ihm die Macht zu Willen war, über die er heute verfügt.« Ihr Blick wechselte von Falgon zu Schekira. »Der Grund deines Schweigens ist doch nur die halbe Wahrheit, kleine Schwester. Du weißt genauso gut wie wir, dass unser Ritt zum Strand sinnlos ist, wenn wir dort kein Boo t finden.«
    »Du hast mich durchschaut, große Schwester. Ich wüsste da schon einen Weg, wie wir das Meer überqueren können, aber ich wollte euch lieb e r mit Taten als mit Worten überzeugen.«
    »Jetzt machst du mich aber neugierig«, sagte Twikus. Mehrere Köpfe in der Runde nickten.
    Die Elvenprinzessin erhob sich über sein Haupt in die Luft.
    »Dann lasst endlich den stinkenden Kadaver liegen und macht euch wieder auf zum Strand. Wartet dort, bis ihr meine Stimme hört.«
    Mit dieser rätselhaften Anweisung schwirrte sie davon.

25
DA S SCHOLLENMEER
     
     
     
    Die Eisschollen schienen leise miteinander zu flüstern. Im Auf und Ab des Wellengangs stießen und schabten sie s a cht aneinander – aber Twikus zweifelte, dass dieses vielstimmige Wispern davon kam. Nachdem er mit seinen Freunden zum Ufer gekommen war, hatte er die an einen Scherbenhaufen erinnernde See anfangs nur staunend angestarrt, nun aber suchte sein Geist mit a l len ihm zur Verfügung stehenden Sinnen nach Anzeichen des tückischen Banns.
    Die fünf Krodibos standen in einer Reihe am Strand. Natürlich hatten die Prinzen schon vorher gewusst, warum das Schollenmeer so und nicht anders hieß. Abgesehen von den besonders kalten Wintern, in denen es bis zu seinem südlichsten Zipfel zufror, trieben vom Polarmeer im Norden nur Schollen bis zur Insel Soodland. Wohlgemerkt, keine Eisberge, nur Schollen. In diesem Frühling, der immer noch ein Winter war, hielten sie sich besond e rs lang.
    »Hast du eine Ahnung, was Schekira vorhat?«, fragte Tusan.
    »Nein«, antwortete Twikus knapp. Sein tastender Sinn wanderte immer noch über das Wasser. Offenbar schienen die anderen das seltsame Flüstern, das von den Eisschollen ausging, nicht zu hören.
    »Wie wäre es, wenn du allmählich dein Schwert entflammst? Ich habe keine Lust, als Wikanders größter Lacherfolg im Schollenmeer zu versinken.«
    »Ich dachte, du kennst keine Angst.«
    »Das stimmt. Aber ich werde nicht gerne nass.«   
    Twikus bedachte seinen Freund mit einem durchdringenden Blick, eine wortlose Form des Tadels, die er bei Múria gelernt hatte.
    »Schon gut«, sagte Tusan. »Ich stör dich nicht mehr. Starr nur weiter aufs Eis.«
    Das tat der Prinz.
    War dieses »Flüstern« der Schollen etwa bereits das ers te Anzeichen des Banns? Oder kam es gar von jenseits des

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