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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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uns besser verteidigen. Wir haben Pfeile, sie nur Speere und Schwerter.«
    »Unmöglich. Sie werden uns in die Enge treiben, so wie vorher die Grotans dich u m zingel t haben.«
    »Meinst du, hier, mit den Stromschnellen im Rücken, sind wir besser dran? Jetzt komm! Halte sie in Schach, bis ich an meinen Bogen und den Köcher komme.« Falgons Jagdausrüstung lag vor dem Gebüsch. Er packte Twikus an der Schulter und zerrte ihn nach oben.
    Die Angreifer hatten ihre erste Attacke abgebrochen, nachdem die Gegenwehr heftiger als erwartet ausgefallen war. Nun formierten sie sich neu, verstärkt durch die zehn oder  zwölf weiteren Reiter, die gerade den Hang hinabkamen. Jetzt erst bemerkte Twikus zwischen den Bäumen einen einzelnen Krieger, dessen Anblick ihm auf seltsame Weise vertraut war. Der Recke saß auf einem großen, rotbraunen Pferd und hatte das Kampfgeschehen bisher still beobachtet. Bestimmt war das der Anführer dieser Mörderbande. Er trug einen stumpfen verbeulten Harnisch und einen mit schwarzen Drachenflügeln geschmückten Helm, der sich nach oben hin verjüngte. Ruhig deutete er mit dem Arm in verschiedene Richtungen und die Reiter verteilten sich auf dem abschüssigen Terrain. Wo immer möglich, suchten sie die Deckung der Bäume.
    Twikus schickte in schneller Folge vier weitere Pfeile auf den Weg und genauso viele Männer fielen verwundet von ihren Pferden. Auch der zweite Vorstoß drohte in einem großen Durcheinander fliehen d er Kämpfer zu enden. Falgon und Twikus sprangen aus dem Gebüsch. Der Waldläufer klaubte seinen Eibenholzbogen und den Pfeilköcher vom Boden auf. So schnell sie konnten, liefen sie am Flussufer entlang, wobei sie über zahlreiche Steine setzen mussten. Ein S peer sauste auf sie zu. Falgon schlug das Geschoss mit dem Breitschwert zur Seite. Unbeschadet erreichten sie den sandigen Uferplatz.
    »Schnell, durchs Wasser auf die andere Seite!«, rief der Waldläufer und watete auch schon in die Furt. Plötzlich zischte e twas an seinem Ohr vorbei. »Twikus, was soll…?« Er verstummte, weil er in diesem Moment am anderen Ufer einen gepanzerten Krieger entdeckte, der einen Pfeil umklammert hielt, welcher ihm aus dem Hals ragte.
    Die Augen des Jungen waren weit aufgerissen. Er schüttelte entsetzt den Kopf. »O nein! Das wollte ich nicht. Er muss sich bewegt haben, nachdem ich die Sehne schon losgelassen…«
    Ein Scheppern schnitt ihm das Wort ab. Der Krieger war vornübergekippt und dabei mit dem Brustpanzer auf einen Felsblock gekracht.
    »Ich wollte ihn nicht töten!«, jammerte Twikus. Er spürte das überwältigende Bedürfnis, sich zu übergeben.
    »Schon gut, Junge. Der Bursche hat nur bekommen, was uns zugedacht war.« Falgon deutete zum anderen Ufer hinüber.
    »Das hier ist ein Hinterhalt. D ie Grotans waren nur die Vorhut. Offenbar sind die Kerle wild entschlossen, uns ins Haus der Toten zu schicken. Ziehen wir uns zurück.« Er verließ rasch das Wasser, riss im Vorbeigehen seine Lanze aus dem Schädel des zuvor niedergestreckten Schweineluchses und lief weiter.
    Twikus tappte benommen über den angeschwemmten Sand. Weder sah noch hörte er, was um ihn herum geschah. Ich habe einen Mann getötet! Der Gedanke raubte ihm fast den Verstand. Wieso waren die Fremden gekommen? Warum hatten sie ihn zu einer solch schrecklichen Tat gezwungen? Sein Fuß stieß gegen einen der beiden anderen Grotankadaver, wodurch er endlich in die Wirklichkeit zurückfand. Blinzelnd sah er sich um. Der Waldläufer schloss gerade zu ihm auf. Seltsamerweise wurde nicht auf sie geschossen.
    »Zum Glück haben sie keine Bogenschützen«, sagte Twikus mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Magen war ein harter Knoten, der nicht nur schmerzte, sondern plötzlich auch die bittere Galle unbändiger Wut in ihm aufsteigen ließ. Diese Männer hatten ihn zu einem Totschläger gemacht!
    »Unter Glück verstehe ich etwas anderes«, brummte Falgon. Der Junge schickte zornig einen Pfeil in die Luft. Er
    durchlöcherte am jenseitigen Ufer zunächst eine Anzahl von Blättern, dann eine Hand. Ein Schrei ertönte und ein M ann fiel vom Baum.
    »Wenn er sich wehgetan hat, ist er selbst dran schuld«, erklärte grimmig der Schütze.
    Falgon seufzte leise und zog ihn weiter zu den Felsen zurück.
    »Wir stecken in der Klemme. Sie sind überall.«
    Tatsächlich näherte sich der Feind nun von allen Seiten. Obwohl die Krieger nicht zu sehen waren, konnte Twikus sie doch spüren. Der Wald dampfte von ihrer Furcht, die

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