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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gefährten auf die Felsnadel übergewechselt war. Anscheinend hatten sie nicht begriffen, warum die Brücke Wankelmut hieß. Die Bewegungen des steinernen Haars waren für diese Männer nicht vorherzusehen.
    Twikus hielt den Atem an. Jetzt schwang das Überbleibsel eines vormals dichten Pelzes auf die Kante zu. Das Plateau wurde langsamer, wie ein Fährboot, das am Ufer anlegt. Und blieb stehen.
    Die Verfolger wurden unruhig, weil ihr Transportmittel etwas versetzt zu ihnen angehalten und sich zudem nicht nahtlos mit der Kante verbunden hatte. Der Anführer riss seinen Schwertarm hoch und schrie einen Befehl, der für Twikus unverständlich blieb. In jeder Beziehung. Die Recken machten allen Ernstes Anstalten, ihre Pferde zum Sprung über den Spalt anzutreiben.
    Der Kommandant ging mit zweifelhaftem Beispiel voran. Er hatte seinen Helm vom Kopf gezogen und einfach zu Boden fallen lassen – offenbar zur Verringerung des Gewichts. Zum Ablegen des übrigen Rüstzeugs fehlte ihm die Z e it. Er ließ sein Tier rasch einen kurzen Anlauf nehmen. Das Pferd sprang. Und setzte wohlbehalten über. Die Stadtwache bejubelte den Helden und der feuerte sie jetzt zur Nachahmung an.
    Twikus?, meldete sich Ergil nach längerem Schweigen endlich wieder.
    Was ist?
    Du solltest dich von diesem traurigen Schauspiel abwenden. Die Männer werden sterben.
    Ich weiß.
    Aber vorher könnten sie uns töten. Einer ist schon auf dem Weg zu uns. Konzentriere dich wieder auf die Haare der Dingan, damit wir von hier wegkommen.
     
    Ein zweiter Recke schaffte den Sprung über den Spalt. Ein  Bogenschütze.
    Twikus überlegte, ob er das Schwert wieder um den Leib schlingen und seine Jagdwaffe zur Hand nehmen sollte. Aber dann wären sie ohne Licht…
    Warum zögerst du noch?, drängte Ergil.
    Wieder trieb ein Reiter sein Pferd zum Absprungpunkt, aber das Tier scheute vor der gähnenden Leere. Ross und Reiter gerieten auf dem abschüssigen Hang ins Rutschen und stürzten schreiend in die Tiefe.
    Hast du deshalb gezögert? Wolltest du dir da s nicht entgehen lassen? Ergils innere Stimme troff von Abscheu.
    Nein… Es fiel Twikus schwer, seine Gedanken zu ordnen. Ich wollte das nicht. Warum geben sie nicht auf?
    Weil unser Vaterbruder es ihnen nicht erlaubt. Jetzt hilf mir endlich beim Auskundschaften des Pfads!
    R eiter Nummer vier setzte zum Sprung an. Sein Pferd hatte sich noch nicht ganz vom Boden abgestoßen, als der Pfeiler sich jäh bewegte. Für die weiter entfernten Beobachter zog er sich ohne den geringsten Laut vom Rand zurück. Der Soldat versuchte noch sich von seinem Tier fallen zu lassen, aber es war zu spät. Gemeinsam stürzten auch sie in eine Dunkelheit, die sie gierig verschluckte, lange bevor ihre Schreie verstummten.
    Mit einem Ruck riss sich Twikus von der grausigen Szene los. Er schloss die Augen und wandte den Blick nach innen. Lass uns endlich hier verschwinden, Ergil.
    Gerne, Bruderherz!, gab dieser seiner Erleichterung  Ausdruck.
    Erneut richteten die Zwillinge ihre Konzentration auf die sich wiegenden Nadeln.
    Zur gleichen Zeit wappneten sich Falgon und Dormund gegen einen Übergriff der zwei Soldaten auf Pfeiler Nummer  eins. Wegen des übereilten Aufbruchs hatte der Schmied nur seinen mächtigen Hammer zur Hand. Der einstige Waffenmeister von Soodland entlieh dagegen Pfeil und Bogen von seinem Zögling.
    » Sie kommen näher«, sagte Falgon mit schon fast kaltblütiger Ruhe. Er hatte in seinem Leben mehr als einmal einer Übermacht gegenübergestanden und war trotzdem nicht zurückgewichen. Der Kampfplatz hier war vielleicht etwas exotisch, aber die Zahl der Gegner nicht wirklich beunruhigend.
    Für die Sinne des Prinzen verschwanden zunehmend all diese Wahrnehmungen. Er sah wieder den wankelmütigen Brückenpfad und versuchte seinen Geist in das Schwingen einzuflechten, um es nach- und schließlich auch mitzuempfinden.
    »Der Bogenschütze zielt auf uns«, brummte Dormund.
    »Ich sehe es…« Ein sirrender Laut riss die Worte des Waffenmeisters förmlich davon. Ein Schrei hallte durch die Schlucht, gefolgt von Dormunds bewunderndem Ausruf: »Du hast seine Hand getroffen!«
    »Ging ni c ht anders. Der Kerl ist ja am ganzen Leib gepanzert.«
    »Ich hatte deine Zielgenauigkeit schon fast vergessen, Waffenmeister Falgon.«
    »Du solltest mal erleben, wie der Junge schießt. Er trifft sogar Dinge, die man nicht sieht. – Mac h dic h bereit.«
    »Bin ich l ängst.«
    Twikus öffnete die Augen. Zu den unablässigen

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