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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wasser.«
    »Wie eine Axt«, fügte Dormund hinzu.
    Falgon grinste. »Warum fallen nur mir nicht solche sinnfälligen Bilder ein! Die Gabelung ist gleichzeitig die Grenze zum Stromland. Dahinter dürften wir vorerst vor unliebsamen Überraschungen sicher sein.«
    Ergil seufzte. »Dagegen hätte ich nichts einzuwenden.« Niemand auf dem Floß ahnte, dass es ganz anders kommen
    würde.
    Der Keil war ein erloschener Vulkan, sein Kegel gewaltig, der schneebedeckte Gipfel stets von Wolkenschleiern verhüllt. Das grüne Band des Fendenspunds wurde vor dem Berg breiter und träger, als schrecke das Wasser vor dem Riesen zurück und könnte sich nicht recht entschließen, ob es nun nach Norden abbiegen oder weiter in Richtung Westen fließen sollte. Falgon hatte den südlichen Kurs in den vergangenen drei Stunden auf vielfältige Weise gepriesen. Das von Hügeln, Bergen und gut bewässerten, breiten Tälern durchzogene Stromland musste ein wahres Paradies sein – gäbe es da nicht die Bedrohung, die an seine Pforten klopfte.
    Der andere Teil seiner Beschreibung klang weniger anheimelnd. »Der zweite Arm ist amputiert«, sagte er und meinte damit die geradewegs ins Gebirgsmassiv abzweigen de  Hälfte des Fendenspunds. Schon nach etwa einer Meile werde der Fluss von einem Berg verschluckt. Wohin seine Wasser flossen, ob sie überhaupt jemals wieder unter dem großen Wall hervorbrächen, darüber habe nicht einmal Harkon Hakennase zu spekulieren gewagt.
    »Und wir werden es auch nicht tun«, schloss er seinen  Bericht.
    Gerade rechtzeitig, um Dormunds Argwohn Raum zur Entfaltung zu geben. »Sollten wir nicht allmählich auf die linke Seite des Flusses wechseln?«
    »Die Krebse werden schon wissen, was sie tun .«
    »Un d wen n nicht?«
    Falgon trat an den vorderen Rand des Floßes. Sein rechter Fuß stand auf einem Bimsstein, der linke auf einer Planke. Beide Teile wurden von lebenden Klammern zusammengehalten, die ihn von unten anstarrten.
    »Das gefällt mir nicht.«
    Erg i l horchte auf. In letzter Zeit hatte es selten etwas Gutes bedeutet, wenn Falgon dergleichen sagte. Er gesellte sich zu seinem Ziehvater an den Bug des Floßes.
    Der Keil war jetzt auf eine unwirkliche Weise gigantisch. Seine Flanken ragten schwarz und steil in den Himmel empor. Nur wenn man den Kopf weit in den Nacken legte, konnte man die Schneegrenze sehen. Der Gipfel war hinter Wolken verborgen. Vor dem Vulkan spreizten sich die grünen Fluten des Fendenspunds wie zwei Finger an einer Hand. Und das Treibholzschiff hielt eindeutig auf den rechten, den nördlichen zu.
    »Kira?« Die Elvin war inzwischen von ihrem Flug zurückgekehrt und beschäftigte sich gerade liebevoll mit Feuerwinds Ohren. Auf Ergils Ruf hin eilte sie schnell herbei.
    »Wa s ist , mei n Retter?«
    »Si nd wir auf dem richtigen Kurs?«
    »Ich denke schon.«
    »Auf Platsch und Plitsch ist doch Verlass, oder?«
    »Für die zwei würde ich meine Flügel ins Feuer halten.«
    »Könntest du sie trotzdem fragen, warum das Floß nicht längst auf die linke Seite des Flusses gewec hsel t ist?«
    »Gerne. Wenn du das für nötig hältst.«
    Die Elvin sauste davon. Ungefähr einen halben Steinwurf weit vor dem Floß blieb sie in der Luft stehen und zirpte. Nur einen Atemzug später tauchte Plitschs Kopf aus dem Wasser auf.
    Die zwei führten eine a ngenehm kurze Unterhaltung. Dem Augenschein nach musste Schekira ihre Gesprächspartnerin mehrmals unterbrechen. Danach kehrte sie zu Ergil zurück.
    »Und?«, fragte der.
    »Wir fahren nach Norden.«
    »Was?«, japste Falgon. Inzwischen hatte das Floß fast die  Gabe l ung erreicht.
    »Keine Sorge«, sagte Schekira. »Die zwei wissen schon, was si e tun.«
    »Ja, sie werden uns im Grotwall absetzen, damit wir dort erfrieren.«
    »Unsinn! Das werden sie nicht tun.« Ergil räusperte sich. »Kira?«
    »Ja , mei n Retter?«
    »Ich will ja nicht drängen, aber wenn wir nicht augenblicklich zur anderen Seite überwechseln…«
    »Zu spät«, unterbrach ihn Dormund. Seine Stimme hatte einen düsteren Klang.
    »Na gut«, korrigierte sich Ergil. »Wenn wir nicht schnell umkehren, dann werden wir von irgendeinem Be r g verschluckt. Oder wir müssen ans Ufer schwimmen und mit uns geschieht genau das, was der Oheim eben gesagt hat.«
    Die Elvin schüttelte bedauernd den Kopf. »Anstatt dich von der Schwarzseherei deiner zwei Aufpasser anstecken zu lassen, solltest du besser die Augen aufmachen, mein Retter.«
    »Meine Augen sind offen, Kira.« Ergils Ton

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