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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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schwarzes Tuch über das Floß. Dank Schekiras Vermittlung erhielten die Gefährten das Einverständnis von Plitsch und Platsch, eine Fackel anzuzünden. Dormund bewältigte die Aufgabe mit Feuerstein, Stahl und Zunder im Handumdrehen. Einige Krebse quiekten ängstlich auf, als sie die Flamme sahen, ließen sich aber bald von den Flussgolden beruhigen.
    Die Größe der Höhle war mit Blicken nicht zu ermessen, die Fackel viel zu klein, um das gewaltige Gewöl b e auszuleuchten. Nur Ergil wusste, wie winzig Dormunds Licht im Vergleich zu dem hohlen Berg tatsächlich war.
     
    Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als das Floß von einer starken Strömung erfasst wurde. Wenig später tauchte ein weiter Felsbogen aus wuchtigen, fest aneinander gefügten Steinquadern vor den Gefährten auf.
    »Das ist kein natürlicher Durchgang. Dieser Bogen wurde von Menschenhand geschaffen«, murmelte Dormund voller Unbehagen.
    »Menschen haben diese Wasserstraße nicht erschaffen«, widersprach Ergil leise.
    »Hast du uns irgendetwas verschwiegen? Müssen wir mit weiteren unangenehmen Überraschungen rechnen?«, knurrte Falgon.
    »Ich hatte vorhin wenig Zeit, um mich hier umzusehen, aber ich glaube es nicht. Die Schöpfer dieser… ›Unterwelt‹ existieren s c hon lange nicht mehr.«
    »Beruhigend zu wissen. Hat jemand von euch schon mal nachgerechnet, wie lange wir durch dieses schwärzeste Schwarz, das mir je untergekommen ist, fahren müssen?«
    Die Umstehenden, einschließlich Schekira, verneinten.
    Falgon grunzte. » Dann werde ich es euch sagen. Das Stromland ist mir aus meiner früheren Zeit als König Torlunds Waffenmeister hinlänglich vertraut. So habe ich anhand der mir bekannten Orientierungspunkte in den letzten Tagen einige Berechnungen anstellen können. Wenn di e ser Kanal einigermaßen gerade verläuft und wir unsere bisherige Reisegeschwindigkeit beibehalten… Wie viele Kerzen haben wi r eingepackt , Ergil?«
    »Ich weiß nicht genau. Etwa ein Dutzend?«
    »Das ist zu wenig. Die verbliebenen zwei Fackeln reichen auch nicht l ang.«
    Der Schmied platzte fast vor Ungeduld. »Jetzt sagt schon endlich, Waffenmeister. Wie lange müssen wir in dieser Finsterni s ausharren?«
     
    Falgon blickte besorgt zu der zischenden, flackernden Flamme neben Dormunds Kopf. »Mindestens sieben Tage. Je nach dem Verlauf des Flusses. Es könnten aber auch zehn werden.«

12
DIE HERRIN DER SEEIGELWARTE
      
    Die   Floßfahrt   durch   die   schier   endlose   Dunkelheit   geriet   für die Gemeinschaft zur Nagelprobe. Sogar die Pferde mussten leiden. Anstelle von frischem Gras beka m en sie nun blasse Gewächse zu fressen, die von den Flussgoldern im Vorbeischwimmen gesammelt wurden. Dormund bezeichnete das krautige Zeug als »Höhlendill« und es dauerte einige Tage, bis die Vierbeiner die gewöhnungsbedürftige Nahrung überhaupt anrührten.   Hinzu kam die fast völlige Bewegungslosigkeit, deren schwächende Wirkung auch regelmäßige Massagen nicht wettmachen konnten.
    Am meisten zehrte jedoch die Finsternis an den Nerven aller Beteiligten. Ab und zu ließen Ergil und Twikus   Himmelsfeuer erglühen, um den knappen Bestand an Fackeln und Kerzen zu schonen. Es gelang ihnen aber immer nur für eine begrenzte Zeit, das   grüne   Licht   aufflammen   zu   lassen,   weil   die Benutzung   des   gläsernen   Schwertes   an   ihren   Kräften   zehrte und   sie   schnell ermüdeten.   So   ließ   es   sich   nicht   vermeiden, dass die Gefährten oft stundenlang durch die Finsternis glitten und dem gurgelnden und sprudelnden Geräusch lauschten, das die   Krebse   beim   Anschieben   des   Treibgutschiffes verursachten.
    Ohne den steten Rhythmus der Himmelslichter verloren sich die Reisenden bald in der Unendlichkeit. Die Zeit wurde zu einem Abgrund, so unauslotbar wie die Dinganschlucht. Die Orientierungslosigkeit   drückte   den   Flussfahrern   aufs   Gemüt. Ab   und   zu erlebten   sie   fast   unerträgliche   Anflüge   von  Euphorie, wenn das   Floß   durch   Schwärme   leuchtender Wasserwesen pflügte, deren Farben und Formen wunderbarer und unwirklicher erschienen als der schillerndste Traum. Und jedes Mal wenn die Dunkelheit zurückkehrte, endete das Hochgefühl so jäh wie der Flug eines Schmetterlings im Netz der   Spinne.   Nur,   hier   war   es   die Dunkelheit,   die   sie   fesselte, die an ihnen klebte und die ihre Stimmung immer weiter

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