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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Der Unterstand bekommt Löcher«, knurrte Falgon. Seine tiefe Stimme vermochte das Geprassel kaum zu übertönen. Ein Pfeil bohrte sich vor seinen Füßen ins Floß.
    »Kira!«, keuchte Twikus zu der vor ihm schwebenden Elvin.
    »Rufe Plitsch und Platsch herbei. Schnell!«
    »Bin schon unterwegs«, antwortete sie und brummte davon. Mit bangen Blicken verfolgte er ihren Zickzackflug hinaus aufs Wasser – unglaublich geschickt wich sie jedem Pfeil aus.
    Kurz darauf streckte die Flussgolderin neben dem Floß ihren Kopf aus den grünen Fluten. »Was können wir für Euch tun, mei n Prinz?«
    » W ir brauchen mehr Fahrt, Plitsch!«
    »Das geht leider nicht, mein Prinz. Wir mussten ein Drittel der Krebse zu Eurem Schutz abkommandieren.«
    Die Mähne von Platsch tauchte neben ihr auf. »Dann müssen wir eben selbst mit anpacken, meine Liebe. Komm schnell!«
    Die algengrünen Augen von Plitsch wurden groß. »Ich bin doch kein Sänftenschieber. Was denkst du dir eigentlich,  Platsch!? Das sieht dir wieder einmal ähnlich. Schon meine  Mutter hatte mich immer gewarnt…«
    »Halt den Mund und komm endlich«, blaffte Platsch sie an und sackte wieder nach unten.
    Plitsch wirkte betroffen. Ihr Mund stand offen, aber es kamen keine Laute mehr heraus. Endlich tauchte auch sie – immer noch mit heruntergeklappter Kinnlade – ins Wasser.
    Inzwischen war Schekira wieder auf Ergils Schulter zurückgekehrt. Neben ihm wieherte Borke verängstigt, weil ein Brandpfeil genau zwischen seinen Vorderhufen eingeschlagen war. Der Schmied trat die Flammen aus und versuchte den Braunen zu beruhigen. »Unser Schild ist schon löchrig wie ein Fenstergitter.«
    Twikus kniete am Rand des Floßes und beobachtete den goldenen Schemen, der an seiner Seite mit flirrendem Schlag das Wasser peitschte. »Sie tun ihr Bestes, Dormund. Bleibt von den Breschen weg, dann schaffen wir’s.«
    Das Floß wurde spürbar schneller. Falgon hatte sich einer der leichten Steintafeln bemächtigt und setzte sie gekonnt als Schild ein. Zahlreiche Pfeile, die durch die Löcher im kollektiven Krebspanzer gedrungen waren, scheiterten an dieser letzten Barriere. Endlich sprach der Waffenmeister die Hoffnung spendenden Worte.
    »Das Schlimmste ist überstanden. Gleich sind wir außer  Schussweite.«
    Das Prasseln wurde schnell schwächer, bis es schließlich ganz verstummte. Erschöpft ließen sich die Gefährten auf den Floßboden sinken.
    Dormund rang sichtlich um seine Fassung. Während er mit sämtlichen Fingerspitzen seine stoppelige Kopfhaut massierte, arbeitete sein mächtiger Brustkorb wie ein Blasebalg. Seine gekeuchte Unmutsäußerung war kaum zu verstehen. »Mir wäre es äußerst lieb, wenn wir das nicht wiederholten müssten,  Falgon. Beim Allmächtigen! Die waren ja giftiger als ein wütender Hornissenschwarm. Keine Warnung. Kein Schuss vo r de n Bug.«
    »Als wenn sie uns erwartet hätten…«, murmelte Twikus. Falgon schüttelte langsam den Kopf. »Unwahrscheinlich. Ich
    kann mir jedenfalls keine Kette von Meldereitern vorstellen, die schneller ist als unser Krebsgefährt. Vermutlich halten sie jedes Schiff für einen yogoboischen Rebellentransporter und nehmen es vorsorglich unter Beschuss.«
    »Es lebe die Achtsamkeit!«, grunzte Dormund.
    Schekira umschwirrte die drei müden Krieger wie eine  Libelle, bis sie schließlich vor Falgons Gesicht stehen blieb.
    »Für unsereiner wäre es ein Leichtes, dieses Treibholzfloß abzuhängen.«
    Die grauen Augenbrauen des Waffenmeisters ruckten zusammen . » Verdächtigst du dein eigenes Volk des Verrats?«
    »O nein! Die Waldelven sind niemandem außer dem Ewigen Untertan. Aber es gibt noch andere Geschöpfe auf Mirad, die flinke Flügel haben.«
    »Brieftauben?«
    »Nicht doch! Sturmfalken, Drachenwespen…«
    Ein schriller Pfeifton beendete jäh Schekiras Aufzählung von Schnellfliegern; die Flussgolder gaben das Signal zur Entwarnung. Umgehend bauten die Krebse ihren Schild von oben nach unten wieder ab. Wohl an die zwei Dutzend ihrer Artgenossen lebten nicht mehr. Sechs oder acht lagen reglos und von Pfeilen durchbohrt auf dem Floß. Die anderen hatte der Fendenspund längst davongetragen.
    Fasziniert und zugleich seltsam berührt beobachteten die Reisenden, wie die gefallenen »Krieger« von ihren Kameraden abgeholt wurden. Einen nach dem anderen zogen sie im Seitwärtsgang über den Rand und übergaben ihn den Wellen des Flusses.
    »Ich habe nie gehört, dass Krebse ihre Gefährten bestatten«, sagte

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