Mirage: Roman (German Edition)
allradgetriebene Mehrzweckfahrzeuge – standen aufgereiht vor dem Watergate Hotel. Drei von ihnen waren das, was die Soldaten »Luxusmodell« nannten, mit seitlich und am Heck angenieteten Panzerplatten, kugelsicheren Fensterscheiben und einer gepanzerten Kanzel auf dem Dach, aus der ein Maschinengewehr im Kaliber .50 ragte.
Mustafa, Samir und Amal wurden je einem der gepanzerten MZF zugeteilt. Mustafa würde mit Leutnant Fahd im Führungsfahrzeug sitzen. MZF Nummer zwei war das ungepanzerte Modell.
Amal wurde zusammen mit Salim, Zinat, Umm Husam und einem Feldwebel Faris MZF Nummer drei zugeteilt. Zinat bot sich als Fahrerin an, aber Feldwebel Faris bestand darauf, sich selbst ans Lenkrad zu setzen, und da Löwinnen außer in Notfällen nicht erlaubt war, schwere Waffen zu bedienen, kam Salim an das Kaliber .50. »Was soll’s«, sagte Zinat, nachdem Umm Husam den Beifahrersitz für sich requiriert hatte, »wenigstens werden wir eine hübsche Aussicht haben.« Sie versuchte, Amal darauf aufmerksam zumachen, dass der Sitzgurt des MG-Schützen so durchhing, dass ihnen Salims Hintern direkt vor der Nase baumeln würde, aber Amals Aufmerksamkeit galt ausschließlich der Kanzelpanzerung, die ihr vollkommen unzulänglich erschien. Salims Kopf und Brust würden ungeschützt bleiben, besonders wenn ihn jemand von einer erhöhten Position aus ins Visier nehmen sollte.
Samir wurde dem vierten MZF zugeteilt, zwischen dessen Hecklichtern ein Schild befestigt war: AMERIKA, FAHR ZU DICHT AUF UND WIR NIETEN DICH UM.
Helme und Splitterschutzwesten waren ausgegeben worden. Samir fand die Panzerweste beengend und sinnlos, also zog er sie aus, während er eine letzte Zigarette rauchte, und als dann der Befehl zum Aufsitzen kam, versuchte er, sie zurückzulassen. Die Soldaten behielten ihn aber im Auge, und einer seiner Mitfahrgenossen, Gefreiter Dimashqi, klopfte ihm auf die Schulter und gab ihm die Schutzweste zurück. »Ich weiß, das Ding kann einem schwer auf die Nüsse gehen«, sagte der Gefreite, »aber wir würden Sie wirklich gern am Stück zurückbringen.«
»Danke«, sagte Samir verdrießlich.
Oberst Yunus kam heraus, um sie zu verabschieden. Er suchte Mustafas Blick und presste seine Hände vor der Brust flach aneinander. Mustafa lächelte und erwiderte die Geste, und der Oberst nickte Leutnant Fahd zu.
»Also dann, los geht’s«, sagte der Leutnant.
Ihr Luftgeleit, ein mit Raketen bewaffneter Shaitan-Kampfhubschrauber, schwebte über dem Kennedy Arts Center. Als die MZF-Kolonne die arabische Botschaft umkurvte und auf die Auffahrtsrampe der Theodore Roosevelt Bridge fuhr, senkte der Pilot zum Gruß die Nase des Helis und flog dann hinaus auf den Potomac, den Wagen voraus.
Leutnant Fahd, der den Reiseführer spielte, erklärte, die Brücke sei nach dem ersten amerikanischen Präsidenten benannt, der den VAS einen Staatsbesuch abstattete.In Arabien selbst hatte Teddy Roosevelt nicht viel Zeit verbracht; stattdessen waren er und Ibn Saud zu einer sechswöchigen Großwildsafari die Küste Ostafrikas hinunter nach Kenia gereist.
Die Brücke passierte in der Mitte des Flusses eine Insel. Auch sie war nach Roosevelt benannt, und vor der Invasion war sie ein Landschaftsschutzgebiet gewesen. Unglücklicherweise hatte die Bewaldung Aufständische angelockt, und nachdem zwei ehemalige Minutemen dabei erwischt worden waren, wie sie Dynamit unter die Brückenpfeiler legten, hatte man eine Pionierkompanie auf die Insel entsandt. Die Pioniere hatten auf einer zweihundert Meter breiten Fläche beidseits der Brücke jeden Baum und jeden Strauch gefällt und den Rest mit Flammenwerfern erledigt. Als er geradeaus schaute, sah Mustafa, dass der Uferstreifen auf der Virginia-Seite des Flusses einer ähnlichen Behandlung unterzogen worden war – und zwar nicht nur bezüglich seiner Bewaldung. Viele der Hochhäuser im Zentrum von Arlington waren bloße rauchgeschwärzte Betonhülsen, und diejenigen, die nicht gebrannt hatten, zeigten schwere Schäden infolge von Raketen- und Artilleriebeschuss. »Ist das da noch vom Überfall von 2004?«
»Zum Teil«, sagte Leutnant Fahd. »Einiges davon datiert aus der Zeit der Invasion, und einiges ist später hinzugekommen – Arlington ist schon immer ein Unruheherd gewesen. Auch wenn es nicht so aussieht, geben wir uns wirklich alle Mühe, Kollateralschäden möglichst gering zu halten, aber in einem so dicht bebauten Gelände – und mit hochbrisanter Munition – hat auch die größte
Weitere Kostenlose Bücher