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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Heli zurückkommt?«
    »Tut er nicht. Du hast den Direktor gehört. Wir stehen unter himmlischem Schutz.«
    »Ach ja? Wenn der Direktor sich da so sicher ist, wieso ist er dann nicht hier?«
    Ein Rascheln von Laub, als Timothy sich halb nach ihm umdrehte: »Wir machen es, Terry. Du machst es.«
    Nach so viel Zeit in der Dunkelheit brauchte Terry keine Nachtsichtbrille, um den Ausdruck im Gesicht seines Gefährten erkennen zu können. Er fröstelte beim vergeblichen Versuch, Tim zu erklären, er könnte sich selbst ficken. Aber es hatte schon seinen Grund, dass Timothy Anführer und er bloß ein Handlanger war.
    »Okay«, sagte er und senkte, gebändigt, den Kopf. »Okay.« Dann: »Scheiße, verdammte.«
    Mustafa schlug die Augen gegen vier Uhr früh auf. Samir hatte sich fast die ganze Nacht lang hin und her gewälzt, aber jetzt war sein Bett leer. Mustafa stand auf und ging zur Toilette. Dort war Samir auch nicht, aber in der Kabine roch es stark nach Erbrochenem.
    Er fand Samir im Sintflutsaal, wo er neben dem Velociraptor-Skelett auf dem »Berggipfel« saß. Der Raptor kauerte noch immer in der Haltung, als wollte er die Arche Noah anspringen, aber Samir sah so aus, als hätte er das bereits versucht und wäre damit baden gegangen: Sein Gesicht und sein Hals waren nass, und die Haare klebten ihm am Schädel.
    »Samir?«, sagte Mustafa. »Bist du krank?«
    »Wahrscheinlich ja«, erwiderte Samir mit der schweren Zunge eines Schlafwandlers. »Viele würden das so sagen.«
    »Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Nein. Es ist nicht die Art von Krankheit.« Dann: »Ist es schon Zeit zu gehen?«
    »Noch nicht. Aber hör mal, Samir, wenn es dir schlecht geht, solltest du vielleicht hierbleiben. Amal und ich können …«
    »Nein!« Samir schreckte plötzlich hoch, erst alarmiert und dann wütend. »Ich bin kein Feigling!«
    »Schon gut«, sagte Mustafa. »Ich gehe jetzt zu Oberst Yunus, zum Beten. Möchtest du mitkommen?«
    Samirs Gesicht war wieder erschlafft, und seine Antwort ließ so lange auf sich warten, dass Mustafa jetzt sicher war, dass er wirklich noch schlief. Endlich sagte Samir: »Nein. Wenn Gott keine Zeit für mich hat, habe ich auch keine für Ihn … Hol mich ab, wenn du fertig bist.«
    Von irgendeiner vorigen Gruppe von Partisanen war ein Unterstand in den Hang gegraben, verlassen und vergessen und dann von Bar Abbas, während er den Highway nach geeigneten Stellen für einen Hinterhalt absuchte, wiederentdeckt worden. Kurz bevor es hell wurde, kroch er hinein. Zwanzig weitere Milizkämpfer lagen entlang des Hügelkamms verteilt, die Waffen neben sich, bäuchlings im Dreck.
    Der Sehschlitz des Unterstands bot eine Aussicht auf den jetzt im Frühnebel verschwommenen Davis Pike. Auf den Sims aus festgetretener Erde, der die untere Kante des Schlitzes bildete, platzierte Bar Abbas ein Fernglas, ein Päckchen Zigaretten, eine Thermosflasche Kaffee und last but not least eine Fernbedienung.
    Das grüne Lämpchen an der Fernbedienung leuchtete sofort auf, als Bar Abbas sie einschaltete, und als er die TEST-Taste drückte, blinkte das Lämpchen und zeigte dadurch an, dass der elektronische Zünder der Bombe aktiviert war. Ein rotes Lämpchen würde Bar Abbas mitteilen, dass – beziehungsweise ob – Samir die SENDEN-Taste seines Mobiltelefons betätigt hatte. Danach würde er nichts mehr zu tun haben; die Bombe würde anhand des GPS-Telefons selbst entscheiden, wann sie hochgehen sollte. Aber die Fernsteuerung hatte noch eine zweite, gesicherte Taste, die Bar Abbas erlauben würde, sollte das Lämpchen nicht aufleuchten, die Bombe manuell zu zünden.
    Bar Abbas’ Mobiltelefon vibrierte lautlos in seiner Jacke. Es war eine Textnachricht von einem Verbündeten in der Grünen Zone: ABFAHRT SARAZENEN 0700. NormaleVerkehrsbedingungen vorausgesetzt, würde die Fahrtzeit von der Grünen Zone bis zu dieser Todeszone um die dreißig Minuten betragen, also musste er grob gerechnet zwei Stunden warten.
    Der Unterstand bot Platz für wenigstens drei Männer, aber Bar Abbas hatte auf Ungestörtheit bestanden. Während seine Untergebenen im Freien fröstelten, schenkte er sich einen Kaffee ein und holte aus einer Umhängetasche, die zu seinen Füßen lag, ein Buch hervor. Im grauen Zwielicht der Frühe las er Titel und Verfassernamen: ›The Osama bin Laden I Know‹, von Peter Bergen.
    Ein Laster rumpelte unten auf dem Highway vorbei. Bar Abbas steckte sich eine Zigarette an und schlug das Buch auf.
    Die vier MZF – massige

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