Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
werden.”
“Ganz recht, Pendle.”
Miranda ging in den Park. Plötzlich drehten ihre Gedanken sich nur noch um Leo. Sie war verzweifelt. Sie war eine Närrin gewesen. Wie hatte sie einem Mann wie Mr Harmon mehr glauben können als Leo? Dabei hatte sie im Herzen die ganze Zeit gewusst, welchen Weg sie beschreiten müsse. Sie hatte die innere Stimme jedoch ignoriert und war einen anderen Weg gegangen. Und der Preis dafür war, dass sie nun ein Leben lang unglücklich sein würde. Die Augen wurden ihr feucht.
“Ach, zum Teufel!”
Die Verwünschung entsprach so sehr ihrer Stimmung, dass sie merkwürdigerweise einen Augenblick lang glaubte, mit sich selbst geredet zu haben. Dann merkte sie natürlich, dass sie das nicht getan hatte. Mr Harmon hatte geflucht. Seine Hose hatte sich an den Dornen eines Rosenstrauchs verfangen. Er zerrte am Hosenbein, das mit einem leisen, aber unheilvollen Laut einriss. Er richtete sich auf und strich die Hose glatt. Er sah sehr verärgert aus und kam Miranda fast wie ein Fremder vor. Als er sie erblickte, setzte er eine glatte Miene auf.
“Mrs Fitzgibbon!”, rief er aus und schlenderte zu ihr.
Sie hätte wütend auf ihn sein sollen. Seiner gegen Leo gerichteten Rachegefühle wegen hatte er ihr Glück zerstört. Er hatte wissentlich Schaden angerichtet, ganz gleich, wie groß dieser war. Sie hätte wütend auf ihn sein müssen.
Sie war jedoch nur verstimmt und ungeduldig. Bei näherer Betrachtung war er kein Mann, der es wert war, gehasst zu werden. Er war eindeutig jemand, der im Mittelpunkt stehen wollte. Tatsache war jedoch, dass er stets am Rande des Geschehens stehen würde. Sie mochte ihn nicht mehr, hatte kein Vertrauen mehr zu ihm, hasste ihn indes auch nicht, wie er das wahrscheinlich verdient hatte.
Er ergriff ihre Hand, doch rasch entzog sie sie ihm und hielt sie auf dem Rücken. Mit plötzlich sehr scharfem Blick schaute er sie an, wie ein Fuchs, der beim Stehlen eines Huhns erwischt worden war. Der Ausdruck in seinen Augen verschwand jedoch sehr schnell. Dann lächelte er wieder wohlwollend.
“Ihr Park ist eine Pracht, meine liebe Mrs Fitzgibbon, besonders die vielen blühenden Blumen …”
“Ich bin nicht gelaunt, jetzt mit Ihnen über meinen Park zu reden, Mr Harmon. Und ich bin auch nicht Ihre ‘liebe Mrs Fitzgibbon’. Ich habe einige sehr unerfreuliche Dinge über Sie gehört. Ich glaube, Sie wissen, was ich meine.”
Mr Frederick Harmon machte ein gequältes Gesicht. “Ah! Ich verstehe. Glauben Sie mir, Mrs Fitzgibbon, dass ich von mir aus nichts gesagt hätte. Ich halte nichts davon, boshafte Geschichten zu verbreiten. Aber es hat den Anschein, dass andere Leute solche Hemmungen nicht haben. Wenn ich meine Ehre verteidigen muss, dann werde ich das tun.”
Miranda öffnete den Mund, um Mr Harmon in seiner feurigen Rede zu unterbrechen. Schweigen gebietend hob er die Hand, sodass sie gezwungenermaßen ihm und seinen Lügen zuhören musste, es sei denn, sie hätte ihn überschrien.
“Miss Sophie Lethbridge vermittelt den Eindruck, ein netter Mensch und so gut zu sein, wie sie schön ist. Ich habe das geglaubt und ihr mein Herz geschenkt. Aber, ach, sie ist nicht das, was sie zu sein scheint. Hinter der hübschen Fassade verbirgt sich eine Schlange. Stellen Sie sich vor, wie verzweifelt ich war, als sie mir, statt das mir gegebene Versprechen zu halten, den Laufpass gab. Und was war der Grund dafür? Ich war ihr nicht reich genug. Sie hat mich nie so geliebt, wie ich sie liebte, und hatte deshalb auch keine Bedenken, mich dem schnöden Mammon zu opfern.”
“Wenn jemand geldgierig ist, dann sind Sie das, Mr Harmon”, warf Miranda kalt ein. “Früher habe ich auf Sie gehört und Ihnen Ihre Lügen abgenommen. Nun jedoch habe ich begriffen, dass Sie ein Heuchler sind. Miss Lethbridge will, dass Sie aus der Gegend verschwinden, und genau das ist auch mein Wunsch.”
Mr Harmon schnappte nach Luft und schien bis ins Mark getroffen zu sein. Miranda ließ sich jedoch nicht wieder täuschen.
“Ich bitte Sie, Mrs Fitzgibbon! Adela wird das Herz brechen, wenn Sie hört, dass wir beide uns gestritten haben. Sie verlässt sich sehr auf mich …”
“Haben Sie wirklich einen Brief von ihr erhalten?”, fragte Miranda, ohne wirklich mit einer ehrlichen Antwort zu rechnen.
Mr Harmon enttäuschte sie nicht. “Natürlich habe ich einen Brief von ihr bekommen. Sie ist sehr besorgt und hat mich gebeten, auf Sie achtzugeben. Wie soll ich ihr mitteilen, dass Sie
Weitere Kostenlose Bücher