Miranda
einfangen!«
Angesichts ihres ernsten Gesichts hätte er fast gelacht, aber das war der falsche Zeitpunkt. Der Himmel wusste, dass er nicht gut mit Frauen umgehen konnte. Er hatte einfach zu wenig Erfahrung mit ihnen. Caroline hatte er von der Schulbank weg geheiratet, nachdem sie Ki ndheit und Jugend als Nachbars kinder verlebt hatten. Doch er wusste immerhin, dass man über eine Frau nicht lachen durfte. Das brachte immer Probleme, auch wenn es nicht böse gemeint war.
»Ich wollte sagen, dass du sicher ein paar Kleider und so brauchst.« Landry errötete, weil er an die Dinge dachte, die Frauen unter ihren Kleidern trugen. Caroline hatte gerne Seide getragen und auch Spitze, auch wenn man die hier in der Gegend kaum bekam, sondern dafür in die Stadt musste. »Ich dachte, du könntest sie dir nähen.«
Miranda sah fast niedergeschlagen aus. »Nun, ich bin ... ich kann nicht sehr gut nähen. Kleider und Unterröcke würde ich noch hinkriegen, aber für Mieder und Strumpfgürtel muss man viel können -«
Jetzt war es Landry, der schluckte. Mieder und Strumpfgürtel? Liebe Güte!
»Vielleicht ist Junebug McCaffrey ja bereit, es dir beizubringen«, sagte er heiser. »In einer Woche bin ich mit dem Schlachten fertig, und die Schweinehälften können in die Räucherkammer. Dann habe ich Zeit, mit der Kutsche nach Choteau zu fahren und zu holen, was du brauchst.«
Ihre Augen wurden groß. »Du meinst kaufen? Sachen neu kaufen?«
Landry lächelte. »Das habe ich gemeint. Du wirst auch andere Dinge brauchen, schweres Tuch für einen Mantel. Ende Oktober kann es hier schon sehr kalt werden.«
Landry schwieg und dachte nach. »Diese Schuhe werden auch nicht mehr lange halten«, bemerkte er dann und sah auf Mirandas Füße. »Wir holen dir ein paar feste Stiefel für den Winter und ein paar Knöpf stiefel für die Kirche.«
Wieder errötete sie, was ihr sehr gut stand. »Das, was ich habe, reicht«, sagte sie dann. »Es hat gereicht, solange ich denken kann.«
Er h ätte sie gerne berührt, dieses feste kleine Kinn mit der Hand umschlossen, aber er tat es nicht. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und zu seinem Bett getragen. Aber er hatte ihr versprochen, dass er ihr reichlich Zeit lassen wolle, sich an alles Neue zu gewöhnen. Und er war kein Mann, der sein Versprechen brach.
»Ich will ja nicht gl eich die Läden leer kaufen, Mi randa«, erklärte er so zärtlich, dass es ihn selber überraschte. Nein, er wollt e sachlich und eher streng auf treten. Haushaltsvorstand, die Hosen an und so weiter. »Einfach nur ein paar Sachen kaufen. Vielleicht ein paar Hosen für den kleinen -« Er hatte Das-Eine- oder-das-Andere sagen wollen, schwieg aber noch rechtzeitig, - »für das Baby.«
Miranda blinzelte, presste die Hand gegen die Brust und sank völlig überwältigt auf einen Stuhl. »Ich glaub’s einfach nich«, murmelte sie.
»Nicht«, korrigierte er automatisch und machte sich dann wie jeden Abend daran, die Fenster zu schließen, das Feuer zu löschen und das Licht auf Sparflamme herunterzudrehen. Als er wieder zu Miran d a kam, war sie gegangen.
Sie saß auf der Kante ihres engen Bettes, beide Hände an die heißen Wangen gepresst und versuchte, sich zu beruhigen. Den Babykorb hatte sie mitgenommen, und der kleine Jesaiah-oder-Ezekiel schlief so friedlich, als sei das Leben seiner Mutter - und damit sein eigenes - nicht völlig auf den Kopf gestellt worden, seit sie heute Morgen aufgestanden war.
Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Miranda ihrem Vater den Haushalt geführt, und er hatte ihr nicht einmal auch nur ein Haarband geschenkt, von einem Gang in die Stadt, bei dem man Geld in Geschäften ausgab, ganz zu schweigen. Miranda hatte so lange schon Gebrauchtes und Weggeschenktes getragen, wie sie sich erinnern konnte, da sie nicht nähen konnte und nie Geld für Einkäufe gehabt hatte. Die Kleidungsstücke, die sie seit ihrer Ankunft in Springwater von Savannah und Rachel erhalten hatte, waren kaum getragen. Sie war dankbar dafür gewesen und hatte nicht geglaubt, jemals mehr zu brauchen: etwas, das nur für sie gemacht war.
Die Vorstellung war fast Angst einflößend, und Miranda wiegte sich leicht hin und her, um sich zu beruhigen und ihre Gedanken zu sammeln. Schlimm genug, dass Landry so attraktiv war, dass allein sein Anblick ihr Herz schneller schlagen ließ. Wenn er nun auch noch großzügig war, wusste sie nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Erwartete er doch etwas anderes
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