Miranda
sagte, es müsse von jemand anderem sein, denn er und seine Frau hätten zehn Jahre lang versucht, Kinder zu bekommen, ohne dass es geklappt hätte. Das war das erste Mal, dass er seine Frau erwähnte.«
Miranda schluckte, und ihre Augen schimmerten feucht. Nach all der Zeit spürte sie immer noch den Schmerz, den ihr Toms Zurückweisung zugefügt hatte. »Ihr gehörte ein Stoffgeschäft in Laramie«, fuhr sie fort. »Es gehörte ihr alleine. Sie hieß Katherine.«
»Du hast sie kennen gelernt?« Jetzt war Überraschung aus Landrys Stimme zu hören, aber kein moralisches Urteil über sie.
»Ich habe ihr nicht richtig die Hand geschüttelt und so. Ich habe die Zügel von unserem Wagen gehalten, solange Pa im Mietstall war, um unsere Ochsen gegen Pferde zu tauschen, und da habe ich sie gesehen. Sie rannte aus ihrem Laden, als Tom hinter dem letzten Wagen angeritten kam, und sah ihm freudestrahlend entgegen. Als Tom sie sah, hat er angefangen zu lächeln, sie zu sich in den Sattel gehoben und geküsst - vor der ganzen Stadt.«
»Es tut mir leid«, sagte Landry nach einer Weile.
Miranda seufzte. Es t at ihr nicht leid, dass sie Je saiah-oder-Ezekiel in die Welt gesetzt hatte. Aber sie wünschte, sie hätte sich nicht vor aller Welt zum Narren machen lassen.
»Mir tut es auch leid«, antwortete sie leise und sah in die Glut. »Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr.«
3
Am nächsten Morgen begann Landry als Erstes mit dem Schweineschlachten. Miranda rechnete damit, dass er sie zu Hilfe holen würde zu dieser Arbeit, die sie von ganzem Herzen verabscheute. Denn Blut - ob von Mensch oder Tier - konnte sie nicht sehen, ohne dass ihr schlecht wurde. Doch er verließ das Haus vor Sonnenaufgang ohne Frühstück - ohne auch nur an ihre Tür zu Hopfen.
Miranda hatte das Baby schnell gestillt, sich gewaschen, angezogen und sich einen Kaffee eingegossen, als die Jungen auch schon in langen Unterhosen aus ihrem Zimmer gestolpert kamen und zerknittert und nicht allzu gut gelaunt aussahen. Sie hatten ihre Stiefmutter offenbar vergessen, denn als sie sie erblickten, rasten sie dahin zurück, wo sie hergekommen waren. Als sie das nächste Mal erschienen, trugen sie Hosen und Hemden, wenn auch noch keine Schuhe, und Miranda briet bereits Eier mit Speck für sie.
Sie aßen eine Menge und schienen froh zu sein, zur Schule gehen zu können, denn die Alternative wäre gewesen, ihrem Vater bei den Schweinen zu helfen. Mirandas Vater hatte bei solchen Gelegenheiten seine Tochter gezwungen, zu Hause zu bleiben und ihm zu helfen.
Als die Jungen weg waren, trödelte Miranda ein wenig herum, räumte das Geschirr weg, wischte den Boden, machte die Betten. Sie brachte es nicht über sich, in Landrys Zimmer zu gehen, aber sie nahm an, dass er dort sicher schon selber aufgeräumt hatte. Er gehörte zu dieser außergewöhnlichen Sorte Mann. Miranda konnte sich jedenfalls nicht erinnern, je einen Mann wie ihn getroffen zu haben.
Selbst Jacob McCaffrey, den sie liebte und bewunderte wie einen Vater, kochte nicht selber oder wischte die Böden und machte die Betten. Er erwartete, dass Junebug diese Art von Arbeiten erledigte, und sie tat es, ohne dass es ihr etwas ausmachte. Mrs. McCaffrey war dafür bekannt gewesen, dass sie ihrem Mann bei der Heuernte geholfen, Kühe gemolken und Pferde beschlagen hatte, und niemand hatte das ungewöhnlich gefunden - am wenigsten Miranda.
Als Miranda jetzt in dem aufgeräumten Haus stand, in das sie vor nicht ganz vierundzwanzig Stunden als Braut gekommen war, wappnete sie sich dafür, zum Schweinekoben gerufen zu werden. Als einige Zeit verstrichen war, ohne dass Landry sie gerufen hatte, machte sie sich eine Trageschlinge für den kleinen Jesaiah-oder-Ezekiel und verließ das Haus.
Der Schweinekoben mit sechs Säuen und einem Eber war leer, und es gab kein Quietschen und kein Blut oder sonst einen Hinweis auf die Schlachterei. Der ganze Hof war ungewöhnlich still.
»Landry?«, rief Miranda leise.
Er ersc h ien in der Tür zur Räucherkammer^ rot von Kopf bis Fuß, und schien über die Unterbrechung nicht erfreut zu sein, auch wenn seine Manieren wie üblich tadellos waren. »Was ist?«
Miranda schwankte, als der Blutgeruch sie erreichte. »Ich wollte nur fragen ... ob du mich brauchst... damit ich helfe ...«
Landry sah sie neugierig an. »Alles in Ordnung?«
Ihr war schwindelig. Nur der Gedanke, dass ihr Baby mit ihr fiel, wenn sie zu Boden sank, hielt sie aufrecht. »Ich m-mag ... Blut nicht
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