Mischpoche
passendes Format. Aber warum soll der Wrbik jetzt was wissen?«
»Weil er ein Pantscherl hat mit der Mitzi. Und das, obwohl er verheirat’ is’ und zwa Gschrappen hat. Dabei is’ der a schon 50. Von dem her hätt’ s’ mi eigentlich a drüberla …« Der Hausmeister erstarb und sah betreten zu Boden.
»Und wo finden wir den, den Wrbik?«, ging Bronstein nicht näher auf des Hausbesorgers Fauxpas ein.
»Der wird im Dienst sein. Am Bezirksamt beim Borromäus-Platz, gleich da gegenüber. Da hat er sein Quartier.«
Bronstein nickte und bedeutete Pieslinger, ihm zu folgen. Dreißig Schritte später betraten sie das Amtshaus. Beim Portier erkundigten sie sich nach dem Arbeitsplatz des Kanalräumers und bekamen prompt die Richtung gewiesen. Bronstein öffnete die Tür und sah sich einem ungepflegten Mann gegenüber, der ob seiner Erscheinung der Wrbik sein musste.
»Sie sind der Wrbik, vermute ich«, polterte Bronstein, um sich gleich durch seinen Ton den nötigen Respekt zu verschaffen.
»Wer lasst fragen?«
Bronstein zeigte wortlos seine Kokarde.
»Was is’?«
»Kennen S’ eine Maria Thaler?«
Aus dem Munde Wrbiks kam ein zögerliches Ja.
»Und wissen S’, wo die jetzt ist, die Thaler?«
In Wrbik kam abrupt die Wut hoch: »Hörst, schleich dich, Kieberer. Das geht dich original nix an, wo die ist. Also schieb ab, und das gach a no, sonst kummt mir die Hand aus.«
»Na, dagegen haben wir ein probates Mittel.« Noch ehe Wrbik begriff, was vor sich ging, hatte sich Pieslinger auf ihn geworfen, ihn fixiert und ihm Handschellen angelegt. »So, den hamma«, sagte er dann zufrieden.
Bronstein kehrte zum Portier zurück und telefonierte nach der Justizwache, die Wrbik ins Gefangenenhaus auf der Elisabethpromenade bringen sollte. Dann sah er auf die Uhr. »Ein Mord, geklärt in 45 Minuten. Kein schlechter Schnitt.« Auch auf seinem Gesicht zeigte sich Zufriedenheit.
Kaum war der tobende Wrbik in den Arrestantenwagen verfrachtet worden, begannen Bronstein und Pieslinger, den Arbeitsplatz des Wrbik zu durchsuchen. Auf den ersten Blick war nichts Verdächtiges zu erkennen. Linker Hand befand sich ein Arbeitstisch, rechts ein Kasten. Bronstein besah sich kurz den Tisch und wandte sich dann dem Kleiderkasten zu. Irgendetwas an der linken Tür erweckte seine Aufmerksamkeit. Er beugte sich hinunter und untersuchte das Holz genauer. Seine Finger kramten in der Jackentasche nach Streichhölzern. Kaum waren diese zutage gefördert, als Bronstein eines davon anriss. Die dadurch eintretende Helligkeit zerstörte seine Zweifel, und lächelnd winkte er Pieslinger zu sich.
»Was sagst, eindeutig Blutspritzer!« Pieslinger bestätigte Bronsteins Aussage durch eine einschlägige Kopfbewegung. Der Oberstleutnant erhob sich wieder: »Na, dann schau’n wir weiter. Das wird nicht der einzige Fehler vom Wrbik sein. Da bin ich mir sicher.«
Tatsächlich hielt Pieslinger einen Augenblick später die Porzellankanne hoch, die am Waschtisch gestanden war. Auch auf ihr waren Blutreste erkennbar. »Na, und erst da«, zeigte Bronstein auf den Vorhang, der das Zimmer abteilte. Er zog den Stoff zurück und erkannte eine abgenutzte Chaiselongue, die wohl zum Zwecke des Ausruhens hier aufgestellt, aber offensichtlich von Wrbik zu ganz anderen Zwecken benutzt worden war.
»Na servas, da schaut’s aus wie in einer Fleischerei«, kommentierte Pieslinger den Anblick, der sich den beiden Polizisten bot. Nun war es an Bronstein, eine zustimmende Geste zu machen.
»Wart’ einmal«, sagte er dann zu seinem Kollegen, »dort ist eine Stiege.«
Sie verließen den Raum durch eine Glastür am hinteren Ende und befanden sich auf einer Treppe, die in den Keller des Gebäudes führte. Unten angekommen, tat sich ihnen eine Maueröffnung auf, hinter der sich eine dunkle, nur durch ein Oberlicht schemenhaft erleuchtete Kammer befand. Direkt in der Pforte lag eine blutgetränkte Damenunterhose, daneben entdeckte Pieslinger ein Stück eines Oberarmknochens. Bronstein hielt sich ob des bestialischen Gestanks unwillkürlich die Nase zu und bedeutete Pieslinger mit einer flüchtigen Bewegung seines linken Arms, hinter dem Hackstock nachzusehen, in dem ein offenbar rostiges Beil steckte.
Der Inspektor zog zuerst das Beil aus dem Holz. Was Bronstein aus der Entfernung für Rost gehalten hatte, war getrocknetes Blut. Er drehte sich um und atmete tief ein. Dann wandte er sich wieder an seinen Kollegen. »Vorwärts, immer der Nase nach. Da hinten muss was
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