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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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junge Frau gegen eine gewisse finanzielle Aufmerksamkeit von seiner Seite dazu bereit erklärt hatte, ihm in sein Quartier zu folgen. Sie habe sich bei ihm auf der Chaiselongue niedergelassen, jedoch schnell gemeint, ihr sei kalt. Da habe er sie mit seinem Sakko zugedeckt, im gleichen Atemzug jedoch zärtliche Zuwendung eingefordert. Die Frau habe hingegen darauf bestanden, zuerst bezahlt zu werden, und da sei er eben zornig geworden.
    »Immer woll’n diese Hurenmenscher zuerst das Geld. Da vergeht’s einem doch. Versteh’n die das nicht?« Wrbik sandte einen nach Zustimmung heischenden Blick an die beiden Polizisten, doch die blieben undurchdringlich abweisend. Zögernd fuhr Wrbik fort: »Na, da ist mir die Hand auskommen. Sie hat g’schrien wie am Spieß und wollt’ davon. Da hab’ ich die alte Spediteurshack’n g’nommen und ihr eine drübergezogen. Kracht hat’s. Wissen S’, so knirschend. Die Alte hat die Augen verdreht, und hin war s’.«
    Wrbik schwieg wieder.
    »Und weiter?«, sagte Cerny mit schneidender Stimme.
    »Ang’raucht hab’ ich mir eine. Nachdenken hab’ ich müssen.«
    »Das hättest vorher machen sollen, du Trottel!«, entfuhr es Bronstein. Wrbik fühlte sich offenbar durch diese Anrede nicht beleidigt, sondern zuckte nur mit den Schultern.
    »G’raucht hab’ ich. Eine nach der anderen. Bis die Tschik gar waren. Da war’s dann auch schon beinah’ hell. Ich bin aufg’standen und hab’ s’ aus’zogen. Bis sie ganz nackert dagelegen is’. Das G’wand hab’ ich g’nommen und in einen Mistkübel in der Nähe g’stopft. Den Mantel hab’ ich in einem Park liegen lassen. Und ihren Hut hab’ ich einfach auf der Straße wegg’schmissen.«
    »Und was hast du Unmensch mit der Leiche gemacht?«, schnarrte Cerny.
    »Mit der? Nix.«
    »Was heißt nix«, brauste Bronstein auf, »willst uns weismachen, die hätt’ ein anderer tranchiert?«
    »Ach so. Nein, das war schon eh ich auch. Aber halt erst später.«
    Immer noch völlig unbewegt berichtete Wrbik, dass er am Samstag in das Quartier zurückging, wo er die nackte Frauenleiche über die Treppe in den Keller schleppte und sie anschließend zerstückelte.
    »Das war eine Heidenarbeit, das kann ich Ihnen sagen. Man glaubt gar ned, wie zäh so ein Fleisch ist. Na, und erst die Knochen! Stellen S’ Ihnen vor, fast wär’ mir das Sägenblattl ab’brochen.«
    »Halt mich z’rück, Cerny, sonst …«
    Bronstein verließ den Verhörraum und kehrte erst nach einer Zigarette wieder zurück, deren Konsum ihn wieder einigermaßen beruhigt hatte. Cerny hatte in der Zwischenzeit in Erfahrung gebracht, dass Wrbik die Arme und Beine 24 Stunden lang zum Abtropfen im Keller gelassen hatte, ehe er sie in der Nacht von Sonntag auf Montag an den jeweiligen Fundorten hinterlegt hatte. »Und den Kopf, sagt er, hat er in den Donaukanal g’schmissen. Der ist jetzt wahrscheinlich schon irgendwo zwischen Neusatz und Belgrad.«
    «Und was hat das jetzt alles mit der Mitzi Thaler zu tun?«, fragte Bronstein unvermittelt.
    »Das muss mir das Weib g’stohlen haben. Das Kuvert war nämlich in dem Sakko, das ich ihr gegeben hab’, damit ihr ned kalt ist.«
    »Aha«, schnalzte Bronstein mit der Zunge, »das macht sogar Sinn. Das unglückliche Würstl hat wahrscheinlich glaubt, der Wrbik heißt Thaler, und die Mitzi ist seine Frau. Wahrscheinlich wollt’ sie ihn später damit erpressen, damit sie noch ein paar Schilling extra macht.«
    »Na ja, wenigstens hat sie sich auf diese Weise an ihrem Mörder gerächt«, meinte Cerny, »denn ohne das Kuvert wären wir nie so schnell auf die Spur zum Wrbik gekommen.«
    »Auch wieder wahr. Eine Art höhere Gerechtigkeit.«
    »Und was wird die irdische Gerechtigkeit sagen?«
    »Bei so einem Gemütsmenschen? Lebenslänglich. Drunter geht da nix.«
    Da Wrbik standhaft dabei blieb, nicht zu wissen, wie sein Opfer geheißen habe, ließen ihn Bronstein und Cerny wieder in seine Zelle führen. Für einen Tag, so fanden sie, hatten sie genug erreicht. Es war Zeit, die Dinge ein wenig zu überschlafen.
    Am nächsten Morgen saß Cerny schon ungeduldig am Schreibtisch, als Bronstein endlich das Büro betrat.
    »Du, ich hätt’ da eine Idee zur Leiche vom Wrbik«, begann er ohne Umschweife.
    »Aha«, machte Bronstein und zündete sich eine Zigarette an, »lass hören.«
    »Wir haben zwar keinen Kopf, aber wir haben die Finger. Wir könnten sie doch daktyloskopieren und schauen, ob die schon einmal auffällig war.

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