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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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könnt’. Also sei er – der Fuchs, nicht der Hausmeister – hingangen und hätt’ sich die Sache näher ang’schaut. Na, und da hat er dann g’merkt, dass der Schenkel da liegt, nur notdürftig mit ein bissel einem Schnee zugedeckt.«
    »Aha«, machte Bronstein, »und weiter?«
    »Na, der Herr Fuchs ist dann gegangen, aber zehn Minuten später war er schon wieder da. Sie werden’s ned glauben, hat er g’sagt, aber ich hab’ noch einen Haxen g’funden.« Dabei wies Pieslinger nun auf das rechte Bein, welches in Packpapier gewickelt war. »Auch bei der Krummgasse 4. Das ist ihm auf dem Heimweg aufg’fallen.«
    »Na, ein guter Beobachter, der Herr Fuchs, was?«, ließ sich Bronstein vernehmen und wippte dabei mit den Zehen leicht auf und ab, sodass er für kurze Zeit größer wirkte, als er in Wirklichkeit war. »Ist der Onkel Doktor schon da?«
    »Der ist schon da«, echote ein schmächtiger Mann, der Bronstein unbekannt war. »Gestatten, Dr. Zellinger, Amtsarzt für den hiesigen Bezirk.«
    »Ah, sehr erfreut. Was können S’ mir über die zwei Schenkerl da erzählen?«
    Zellinger ließ seinen Kopf leicht nach links und rechts pendeln. »Nicht viel eigentlich. Die … äh … Besitzerin dieser Beine ist noch recht jung. 20, vielleicht 25 Jahre, mehr nicht. Und wer immer sie ihr abgenommen hat, der muss ein Grobian allerersten Ranges sein.«
    »No na ned«, war Bronsteins lapidarer Kommentar. Wer sonst außer einem Grobian kam auf eine derartige Idee. Zellinger ging nicht näher auf Bronsteins Einwurf ein. »Sehen S’ das da?« Dabei deutete Zellinger auf die Schnittstelle des einen Beins. »Das sind Sägespuren. Wer immer da gefuhrwerkt hat, er hat die Haxen einfach abg’sägt – wie seinerzeit die Feldschere im Krieg.«
    »Na servas«, meinten Bronstein und Pieslinger gleichzeitig.
    »Und so, wie der da vorgegangen ist, wundert’s mich, dass er sie nicht gleich aus dem Rumpf herausg’rissen hat. Aber dazu reicht halt die menschliche Kraft für gewöhnlich nicht aus, gell!« Dabei lächelte der Mediziner schmal. »Allerdings eines kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Und zwar was?«
    »Ob die … Besitzerin g’lebt hat oder tot war, als ihr die Beine abg’nommen worden sind. Beides ist möglich, das kann man so nicht feststellen. Und es ist möglich, dass die Frau immer noch lebt. Heutzutage, wenn man richtig vorgeht, verblutet man an einer solchen Amputation nicht mehr.«
    Bronstein erbleichte nun doch leicht und zündete sich, um zu verhindern, seine Fassung zu verlieren, eine Zigarette an. »Na, Prost Mahlzeit! Das heißt, wir suchen unter Umständen nach einer noch lebenden Person, der irgendwer zwei Haxen g’stohlen hat. Da ist … also …« Bronstein erstarb. Er wusste, es war höchste Eile angesagt, doch genauso gut wusste er, dass er keinerlei Grundlagen für eine Entscheidung, wie er nun genau vorgehen sollte, besaß. Er schnaufte und fühlte sich durch das penetrante Grinsen des Mediziners einigermaßen provoziert.
    »Was grinsen S’ denn wie ein frisch lackiertes Hutschpferd. Ich find’ das nicht lustig«, knurrte er.
    »Ich auch nicht«, bekräftigte Zellinger, »aber Sie erraten nie, was der Kollege Pieslinger z’erst g’funden hat.«
    »Ich will auch nicht raten! Was hat er g’funden?«
    Zellinger gab Pieslinger einen Wink: »Sie werden es nicht glauben, Herr Oberstleutnant, aber in der Sache ist entweder ein extrem abgebrühter Hundling oder aber ein bemerkenswerter Trottel am Werk. Der rechte Haxen ist nämlich in einem Strumpf g’steckt. Und wissen S’, was da drin war?«
    Bronstein war es entschieden zu früh am Tage für irgendwelchen Denksport. Zudem fühlte er sich durch die beiden Männer zunehmend gefrotzelt.
    Hörts mir einmal zu, ihr zwa Safensieder. I hob überhaupt ka Animo, dass i mi do zum Dodel moch’. Also jetzt red’ts Fraktur, oder i kriag den Rotlauf.
    Na, diese Gedanken behielt er besser für sich. Solch ein Umgangston war vielleicht für einen Revierinspektor angemessen, doch bei einem Amtsarzt konnte man nie wissen, wie der auf eine solche Anrede reagieren würde. Bronstein zwang sich also zu einem Lächeln: »Was denn?«, fragte er dann und dehnte das zweite Wort, als wäre er kein gestandener Polizeioberst, sondern ein Hortkind aus dem Gemeindebau.
    »Ein zerrissenes Kuvert!« Pieslinger war deutlich der Stolz anzusehen, den er ob dieser Eröffnung empfand. Er sah Bronstein triumphierend an und verharrte ansonsten in tiefem Schweigen. Bronstein verdrehte

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