Mischpoche
getroffen. Und das sollen wir ihm glauben! Das tät’ ihm so passen, dem Schwein.«
»Aber in einem Punkt können wir ihm tatsächlich nicht an«, gab Cerny zu bedenken. »Solange wir den Kopf der Leiche nicht haben, können wir auch nicht beweisen, dass die Tote die Thaler ist.«
»Ja, da hast leider recht. Aber ich werde da jetzt andere Saiten aufziehen. Es wäre doch gelacht, wenn wir diesem sadistischen Schneebrunzer nicht über wären. Jetzt machen wir Generalmobilmachung. Du bestellst alle verfügbaren Kollegen ein. Da müssen wir jetzt generalstabsmäßig vorgehen.«
Kurz nach drei Uhr nachmittags lauschten 15 Beamte Bronsteins Ausführungen. Dieser hatte einen regelrechten Schlachtplan entworfen, der jedem der Männer eine konkrete Aufgabe zuwies. Zwei Kollegen sollten sich noch einmal im Wohnhaus des Wrbik umhören und ein Profil des Mannes erstellen. Fünf Polizisten hatten, gegebenenfalls mit Unterstützung der Uniformierten vor Ort, die ganze Gegend erneut sorgsam nach den fehlenden Körperteilen abzusuchen, und Cerny trug er auf, sich zu erkundigen, wo die Maria Thaler zur Zeit gemeldet war und ob sie sich dort vielleicht aufhielt.
»Ich selbst werde inzwischen die eingelangten Vermisstenanzeigen durchsehen. Vielleicht stimmt es ja, dass die Tote nicht die Thaler ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Ermittlungen müssen wir einfach jeder Spur nachgehen. Meine Herren, Waidmanns Heil.«
In den folgenden drei Stunden mutierte Bronsteins Büro zu einer Art Nachrichtenzentrale. In einem fort drangen neue Informationen ins Sicherheitsbüro vor, sodass Bronstein um 6 Uhr abends eine erste Bilanz ziehen konnte, als er wieder seine gesamte Gruppe um sich versammelt hatte.
»Also, meine Herren. Eines wissen wir bereits mit Bestimmtheit. Die Tote ist nicht die Mitzi Thaler. Die lebt quietschvergnügt in Linz, wie Kollege Cerny dankenswerterweise herausgefunden hat. Kompliment auch an die Kollegen vom Koat 3, welche die Ehefrau des Wrbik gefunden und einvernommen haben. Aus diesem Gespräch wissen wir nun, dass der Wrbik, ein elender Säufer vor dem Herrn, deshalb so viele Frauengeschichten g’habt hat, weil er die Damen erst mit Geld und dann mit Schlägen gefügig gemacht hat. Die meisten haben sich vor Scham nicht getraut, Anzeige gegen ihn zu erstatten, aber ein paar Fälle haben sich im Archiv gefunden. Vor vier Jahren hat das Gericht sogar die zwangsweise Einweisung des Wrbik auf den Steinhof angeordnet, um dort seine latente Aggression zu kurieren. Ohne Erfolg, wie es scheint«, fügte Bronstein hinzu.
»Den größten Fund machten aber die Kollegen Müller eins und Maier zwo, die die Arme der Toten im Vermählungsbrunnen vor dem Amtshaus Landstraße gefunden haben. Nach Aussage des Amtsarztes ist die Leiche damit bis auf den fehlenden Kopf komplett.«
»Ja«, ergänzte Cerny, »aber ohne den wissen wir immer noch nicht, mit wem wir es zu tun haben, zumal die Vermisstenanzeigen in dieser Hinsicht keinen Ansatz bieten.«
»Das ist leider richtig. Wir werden also dem Wrbik noch einmal auf den Zahn fühlen müssen. Meine Herren, für Sie ist der Arbeitstag hiermit beendet. Der Kollege Cerny und ich nehmen uns noch einmal den Wrbik vor. Morgen um 9 Uhr Dienstbesprechung wieder hier. Meine Herren, angenehme Nachtruhe.«
Ein drittes Mal kam es an jenem Tag zur Konfrontation zwischen Wrbik und den Ermittlern. Der Kanalräumer hatte sich kaum gesetzt, als Bronstein ihn bereits anbrüllte: »Jetzt pass einmal auf, du faule Frucht! Wir wissen, dass die Tote ned die Thaler ist. Und wir wissen, dass du der Täter bist. Ich garantier’ dir, wennst jetzt ned redest, dann sorg’ ich höchstpersönlich dafür, dass dir in Stein ein Unfall passiert. Dort gibt’s Leut’, die nehmen dich genauso auseinander wie du das arme Madl. Also red’, oder du bist in drei Monat’ hinig.«
Bronsteins drastische Schilderung einer möglichen Gefängnis-Vendetta trieb Wrbik nun doch den Angstschweiß auf die Stirn. Nach einigem Hin und Her entschloss er sich, eine neue Geschichte zum Besten zu geben.
»Im Gasthaus Metzger war’s. Auf der Landstraßer Hauptstraße. Dort bin ich am Freitag gegen neune am Abend hin, weil ich mich ansaufen wollt’. Und da is’ ein Madl g’sessen, das was ich nicht gekannt hab’. Ich hab’s‹ eing’laden auf ein Achterl, und sie hat sich zu mir g’setzt. Und dann hab’ ich g’meint, ob s’ ned a bisserl freundlich sein könnt’ zu mir.«
Monoton schilderte Wrbik, dass sich die
Weitere Kostenlose Bücher