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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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liegen, sonst tät’s da nicht gar so stinken.«
    Pieslinger räumte den Hackstock zur Seite und sprang erschrocken zurück, als ihm der Rumpf eines Frauenkörpers vor die Füße rollte. An dessen oberen Ende war noch der Ansatz des Halses zu erkennen, die Extremitäten waren sichtlich mit besagtem Beil abgehackt worden, was, so vermutete Bronstein, auch für den Kopf galt.
    »Ich fürchte, wir wissen jetzt, wo die Mitzi Thaler geblieben ist«, sagte er mit einem Quantum Bitterkeit in der Stimme.
    Eine gute Stunde später saßen Bronstein und Cerny, den Bronstein mittlerweile beigezogen hatte, Wrbik im Verhörraum gegenüber. Dessen Versuche, die Tat zu leugnen, quittierten beide mit einem mitleidigen Lächeln.
    »Schau, Wrbik«, begann Bronstein schließlich, »die G’schicht’ ist eindeutig, aus der kommst du nimmer raus, also ist es besser, du legst nieder. Das wird die Gerichte milder stimmen und dich vielleicht vor der Höchststrafe bewahren.«
    Wrbik starrte wortlos zu Boden, und deutlich konnte man erkennen, wie seine Kiefer mahlten. Dann endlich hob er den Kopf und nickte.
    »Ja, ich hab’s derschlagen. Die Thaler Mitzi, mein’ ich. Aber das ist ein Unfall g’wesen, das müssen S’ mir glauben. Ich hab’ s’ ned umbringen wollen!« Dabei stand dem Mann die Hilflosigkeit ins Gesicht geschrieben.
    »Na, dann erzählen Sie uns einmal, wie es überhaupt zu der Tat gekommen ist«, ergriff Cerny die Initiative.
    »Also. Am Freitag auf d’ Nacht hab’ ich mich troffen mit ihr. Von Anfang an hat s’ mir wieder schöne Augen g’macht, das Luder, das. Und natürlich bin i ganz narrisch worden darauf. Und so hab’ i g’sagt, sie soll noch mitkommen in mein Quartier, damit wir a bissl ungestört sind. Was soll i sagen? Mitgangen is’. Na, und wie ich dann anfang, ihr das G’wand abz’nehmen, hat s’ auf einmal auf spröde g’macht. Na, da bin ich natürlich rapplert worden. Hab’ g’meint, sie kann mich doch ned aufkochen wie nur was und mich dann kalt abschrecken. Hat sie g’sagt, doch. Und grinst hat s’ blöd dabei. Na, wollt ich ihr eine auflegen, damit s’ wieder aufwacht, die Madame. I hab ja ned wissen können, dass die deswegen gleich die Patschen streckt. Na, und dann hab’ i die Panik kriagt. I hab mir denkt, wann ich s’ zerstückl’, dann merkt keiner was.«
    Bronstein und Cerny tauschten einen schnellen Blick. Es war bemerkenswert, wie gefühlskalt der Kanalräumer die Ereignisse schilderte. Hätte man nur auf den Tonfall seiner Stimme geachtet, man hätte glauben können, er berichte von einer unabsichtlich fallen gelassenen Vase, deren Überreste er heimlich entsorgt habe. Bronstein schüttelte den Kopf.
    »So ein Widerling ist mir ja überhaupt noch nie untergekommen. Cerny, bring’ mir den aus den Augen, sonst vergess’ ich mich.«
    Er saß bei einem Kaffee und einer Zigarette und starrte zum Fenster hinaus, als Cerny sein Büro betrat. Wrbik, erklärte er, habe das Geständnis unterschrieben und sei daraufhin in seine Zelle zurückgebracht worden. Dort nehme er nun ein Mahl ein.
    »Na, typisch. Zuerst ermordet er bestialisch ein junges Mädel, und zum Dank dafür darf er sich auch noch auf Staatskosten den Wanst vollschlagen. Verhungern sollt’ man den Hund lassen, den elendigen.«
    Cerny überlegte kurz, Bronsteins Ausbruch zu kommentieren, sah dann aber davon ab. Stattdessen setzte er sich an seinen Schreibtisch und schickte sich an, den Akt ›Wrbik‹ fertig für das Expedit zu machen. Er war gerade dabei, die Deckel des Papierbündels zusammenzubinden, als ein Angehöriger der Justizwache Bronstein am Telefon zu sprechen wünschte.
    »Was gibt’s?«, fragte dieser gelangweilt. Mit entsprechend langen Pausen dazwischen hörte Cerny seinen Vorgesetzten der Reihe nach »Was?«, »Das gibt’s ja nicht!« und »Na sicher kommen wir« sagen. Neugierig sah er Bronstein an.
    »Der Wrbik hat nach dem Essen sein Geständnis widerrufen wollen. Er verlangt, noch einmal einvernommen zu werden.«
    Cerny seufzte und ließ die Schnüre des Aktes aus. »Also zurück an den Start«, maulte er.
    »Glaubst du ihm das?«, fragte Bronstein nach der zweiten Einvernahme seinen Kollegen. Cerny schüttelte heftig den Kopf: »Jetzt, wo ihm klar geworden ist, dass er sich am Vormittag um Kopf und Kragen geredet hat, sucht er verzweifelt nach einem Ausweg, um nicht sein Leben am Felsen auszuhauchen.«
    »Genau. Zu betrunken, um sich erinnern zu können! Aber jedenfalls hat er nicht die Thaler

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