Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
wir zu Geld?«
Das hätte ich auch gern gewusst, aber Aki hat nur abgewinkt und gemeint, das sei so geheim, das könnte er uns nicht sagen, solange die Mädchen noch in der Nähe seien.
In der nächsten Stunde war Mathe und ich musste schon wieder an die Tafel, und meine Hände schwitzen vor Aufregung so sehr, dass sich mein letztes Stückchen Kreide in weiße Schmiere auflöste. Ich hab den Finger reingetaucht und versucht, damit zu schreiben, aber es ging nicht. Miss Braitwhistles Zauberkreide war alle und mein Kopf war leer.
»Was ist denn mit dir los, Franz?«, hat mich Herr Fischli gefragt. »Gestern konntest du es doch noch.«
Ich musste mich hinsetzen und Aki sollte nach vorn kommen. Aber es gab ein grässliches Geräusch und Akis Kreidestückchen sprang ab, dafür fuhr sein Fingernagel über die Tafel.
Den Rest der Stunde mussten wir Aufgaben aus dem Buch rechnen.
»Was ist das denn jetzt für eine Idee?«, hab ich geflüstert.
»Das hab ich doch nur so gesagt«, hat Aki zurückgeflüstert. »Aber keine Angst, mir fällt schon noch was ein.«
Hoffentlich, sonst würden wir vor den Mädchen als die totalen Versager dastehen.
Als wir endlich mit den Aufgaben fertig waren, hat sich Rosa gemeldet. »Herr Fischli, dürfen wir Mädchen nächsten Samstag auf dem Schulhof einen Flohmarkt veranstalten? Wir brauchen doch Geld für die Klassenfahrt.«
Herr Fischli hat sich übers Kinn gestrichen. »Hm, ich sehe nicht, was dagegen spricht. Ich rede mit Frau Obermeier und frage, ob sie euch behilflich ist.«
Dann hat er sich an den Kopf gefasst. »Ich hätte ja auch noch so einiges, das ich verkaufen könnte, aber ich kann nicht den ganzen Samstag in der Schule sein und Felix allein zu Hause lassen.«
»Sie können ihn doch mitbringen«, hat Annalisa vorgeschlagen.
»Das ist keine gute Idee«, hat Herr Fischli gesagt. »Ich hatte ihn schon mal auf einem Markt dabei, und als er einen anderen Hund begrüßen wollte, hat er einen Stand mit Gemüse umgerissen. Die Tomaten waren hinterher Soße.«
Aki hat sich gemeldet: »Wir übernehmen Felix, Herr Fischli. Wir gehen solange mit ihm spazieren.«
»Das ist sehr nett von euch«, hat Herr Fischli gesagt und dann war die Stunde auch endlich rum.
In der Pause haben wir uns ganz weit weg von den Mädchen gestellt und wollten wissen, was Aki sich ausgedacht hatte.
»Wir appelieren an das Mitleid unserer Mitbürger«, hat Aki gesagt.
»Häh?« Ich hab nichts kapiert.
Aki hat auf Hugo gezeigt. »Schaut euch diesen armen, blinden Jungen an.«
»Ich bin nicht blind!«, hat Hugo gerufen. »Ich bin nur kurzsichtig.«
»Am Samstag bist du blind. Wenn die Mädchen hier mit ihrem dämlichen Flohmarkt beschäftigt sind, sitzt du vorm Supermarkt neben dem Cortina und sammelst Geld ein.«
»Geld einsammeln … aber wie denn?«, hat Hugo gestottert.
»Ich glaube, Aki will, dass du dich als Blinden ausgibst und bettelst«, hat Clemens gesagt.
»Und von dem Geld können wir uns dann gleich Eis kaufen«, meinte Max. »Ich nehme Nougat und Vanille und ihr?«
»Bist du bescheuert?« Aki hat ihn geschüttelt. »Das Geld brauchen wir für die Klassenfahrt. Und es muss auf jeden Fall mehr sein als das, was die Mädchen zusammenkratzen. Das ist ja wohl Ehrensache.«
»Ehrensache«, haben wir gesagt.
»Und damit das Ganze auch richtig überzeugend ist, hat Hugo einen Blindenhund dabei«, hat Aki gesagt.
»Was denn für einen Blindenhund?«, hat Hugo dumm gefragt.
Aber ich ahnte natürlich schon, wer den Blindenhund spielen sollte. Felix natürlich.
»Wirklich eine super Idee«, hab ich gesagt und Aki auf die Schulter geklopft, aber so ganz wohl war mir bei der Sache nicht.
Und ich sollte recht behalten.
6. KAPITEL Ein armes, blindes Waisenkind
Die Tage bis zum Samstag waren wir Jungs total entspannt, während die Mädchen sich benahmen wie ein Wespenschwarm, in den man einen Knallfrosch geworfen hatte.
Körbeweise wurde alter Krempel in die Schule geschleppt und begutachtet und mit Preisen versehen.
Aki zog einen Zündplättchenrevolver aus Plastik aus einer Kiste und ballerte damit herum. Also nicht richtig, denn die Munition fehlte natürlich.
Rosa riss ihm den Revolver aus der Hand. »Der kostet zwei Euro, dann kannst du ihn haben.«
Aki hat sich nur an den Kopf getippt.
Pauline und Annalisa haben in den Pausen Topflappen gehäkelt in den grauenvollsten Farben, die man sich nur denken kann: schweinchenrosa, babyblau und pipigelb.
»Warum nehmt ihr keine schwarze
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