Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
ein Junge auch, aber ich hätte wetten können, dass es bloß ein Knopf war.
Felix hat ein paar Mal gebellt, dann hat er seinen dicken Kopf zwischen die Pfoten gelegt und ist eingeschlafen.
Aki und ich haben uns zu Tode gelangweilt.
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut. »Die haben auf dem Flohmarkt jetzt sicher jede Menge Spaß«, hat Aki gesagt.
»Wie wohl so eine echt bayerische Butterbrezel schmeckt?«, hab ich gesagt.
In dem Moment lief ein Mann im Anzug an uns vorbei, ist vor Hugo stehengeblieben, hat den Kopf geschüttelt und gesagt: »Wenn du blind bist, heiß ich Erwin.«
»Ich heiße Hugo«, hat Hugo gesagt. Der Mann hat gelacht und ein paar Münzen in die Büchse geworfen. Dann kam eine Frau um die Ecke, die mir irgendwie bekannt vorkam, aber wir konnten ihr Gesicht nicht sehen, weil es von einem großen Sonnenschirm verdeckt wurde. Sehen konnten wir aber, dass sie einen Schein in die Büchse warf.
»Das müssen mindestens fünf Euro gewesen sein«, hat Aki gerufen. »Weiter so!«
Es ging aber nicht weiter, denn wieder erschien eine Frau, die mir bekannt vorkam, aber was noch viel schlimmer war: der Frau kam Hugo bekannt vor. Aber nicht gleich. Sie ist erst an ihm vorbeigelaufen, dann hat sie zwei Schritte zurück gemacht und ist stehengeblieben.
»Hugo?«, hat die Frau gefragt. »Bist du das?«
»Ich bitte um eine Spende für ein armes, blindes Waisenkind«, hat Hugo brav gesagt, er konnte ja durch die schwarze Brille nichts sehen, sonst hätte er sicher den Mund gehalten, denn die Frau war niemand anders als Hugos Mutter!
Sie hat ihm die Brille vom Kopf gerissen und geschrien: »Was machst du hier auf der Straße? Dazu noch auf meinem guten Kissen. Und was ist mit deiner Brille passiert?«
»Wir … wollten … äh … wir sammeln doch nur Geld für unsere Klassenfahrt.«
»Das war doch nie und nimmer deine Idee«, hat Hugos Mutter gesagt und sich umgeschaut. Und ehe wir uns wieder hinter der Litfaßsäule verstecken konnten, hatte sie uns auch schon entdeckt.
»Hiergeblieben, ihr Halunken!«, hat sie geschrien. »Das hätte ich mir ja gleich denken können, dass ihr dahintersteckt.« Sie hat Hugo am Kragen gepackt und ihn hochgezogen. Max und Clemens hätten Zeit gehabt abzuhauen, aber das haben sie nicht gemacht. Das war wirklich anständig von ihnen, denn mit Hugos Mutter legt man sich besser nicht an.
»Wem gehört dieser Hund?«, hat sie gesagt. »Ihr wisst doch, dass Hugo eine Allergie gegen Hundehaare hat.«
»Das ist Felix, der gehört Herrn Fischli und –«, aber Aki konnte nicht weitersprechen, denn Hugos Mutter hat Felix’ Leine losgemacht und ist mit ihm über die Straße Richtung Schule, wir mussten wohl oder übel hinterher. Beinah hätten wir noch die Büchse mit dem Geld stehenlassen.
Wir sind um die Schule rum und auf den Hof gegangen, na, da war vielleicht was los! Überall Mütter und Kinder und es roch superlecker nach Butterbrezeln und Schokolade.
Herr Fischli hatte einen Becher in der Hand und wollte gerade einen Schluck nehmen, da stürzte Hugos Mutter auf ihn zu. »Sind Sie wahnsinnig? Schicken meinen Sohn zum Betteln, um Ihre Klassenfahrt zu finanzieren!«
Herr Fischli hat sich so erschrocken, dass er sich von oben bis unten mit heißer Schokolade bekleckert hat.
»Frau Harnisch, da muss ein Missverständnis vorliegen, die Jungs haben sich nur bereiterklärt, Felix so lange auszuführen, wie unser Flohmarkt –«
Inzwischen war es auf dem Schulhof ganz still. Keiner sagte mehr was. Herr Fischli ist rot geworden, aber lange nicht so rot wie Hugos Mutter. Wir dachten, gleich springt sie ihm an die Gurgel.
Clemens hat sich zwischen die beiden gestellt.
»Das war unsere Idee, Herr Direktor. Wir wollten nicht backen und häkeln und so Mädchensachen machen.«
Das war wirklich nett von Clemens, denn eigentlich ist es ja Akis Idee gewesen.
»Und da habt ihr Felix als Blindenhund verkleidet?«, hat Herr Fischli gefragt.
Felix hat gebellt, es klang nicht so, als hätte es ihm gefallen.
»Das wird Sie teuer zu stehen kommen«, hat Frau Harnisch gesagt und Hugos Brille geschwenkt. »Die ist hin.«
»Das kann man abwischen, Mama«, hat Hugo gesagt.
Frau Obermeier hat Hugos Mutter eine Serviette gegeben, aber die Farbe ging nicht ab.
»Mist, dann hab ich aus Versehen doch den wasserfesten Filzer erwischt«, hat Aki gemurmelt.
»Das ist Sachbeschädigung!«, kreischte Hugos Mutter.
»Keine Sorge, Frau Harnisch, selbstverständlich kommt die
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