Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
Miss Braitwhistle hat auf Aki gezeigt. »Was du wolltest uns teilen mit, Aki?«
Aki hat die Schultern hochgezogen und irgendwas vor sich hingenuschelt.
»Lauter, please, damit alle konnen verstehen, was du sagst.«
»Ich meine, also ich wollte nur sagen, dass Sie wieder da sind«, hat Aki gesagt und einen ganz roten Kopf bekommen.
Miss Braitwhistle hat eine Augenbraue hochgezogen. »Really?«
»Haha!«, machte Pauline. »Du bist ja ein Schnellmerker, das wissen wir schon längst.«
Clemens hat mir von hinten zugeflüstert: »Es hing ganz groß ein Zettel am schwarzen Brett.«
Miss Braitwhistle hat ihre Tasche aufgemacht und ich dachte, gleich zieht sie wieder ihre Teekanne raus, aber es war eine Thermosflasche!
»Wo ist denn Ihre Teekanne, Miss Braitwhistle?«, hat Max gefragt.
»Teekanne? Man kann nicht haben teapot in Tasche, wie das soll gehen?«
»Aber Sie hatten doch immer eine –« Max hat schnell den Mund zugemacht, denn Miss Braitwhistle hat ihn angeschaut, als sei er nicht ganz richtig im Kopf. Dann hat sie einen Plastikbecher aus der Tasche geholt und sich Tee eingegossen.
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut. Wo war denn ihre Tasse geblieben? Die Tasse mit Goldrand und blauen Blümchen. Das hätten wir gern gewusst, haben uns aber nicht getraut zu fragen.
Annalisa hat sich gemeldet. »Miss Bratwiesel! Die Jungs haben Hugos Brille zerstört und wir sollen dafür zahlen.«
»Wir denken aber nicht im Traum dran«, hat Pauline gesagt.
Hugo hat still auf seinem Platz gesessen und wir dachten, gleich verschwindet er unter dem Tisch, so klein hat er sich gemacht. Er hatte keine Brille auf und hat die ganze Zeit die Augen zusammengekniffen. Wir hatten ihn noch nie ohne Brille gesehen und das war auch besser so, denn Hugo sah aus wie eine verwirrte Blindschleiche.
»Was soll kosten neue Brille?«, hat Miss Braitwhistle Hugo gefragt.
»Mindestens hundert Euro«, hat Hugo geflüstert.
»Hundert Euro, das ist viel Geld, sehr viel Geld«, hat Miss Braitwhistle gesagt. Dann hat sie ihre Tasche aufgemacht und wir dachten schon, sie zieht gleich ein Bündel Geldscheine heraus, aber es war nur eine langweilige Brille.
»Die hat gehort meine Onkel Fitzgerald, vielleicht sie passt dir«, hat sie gesagt und Hugo die Brille gegeben.
»Die kann gar nicht passen«, hat Hugo gesagt und sich die Brille aufgesetzt. »Ich hab nämlich eine ganz seltene Form von Fehlsichtigkeit, meint der Arzt, und ich brauche ganz besondere Glä–«
Gläser
wollte er sicher sagen, aber er strahlte nur: »Ich sehe, ich sehe so scharf, so scharf hab ich noch nie gesehen!«
»Dann alles ist in Ordnung, nicht wahr?«, hat Miss Braitwhistle gesagt und ist an die Tafel gegangen. »Dann wir ja endlich konnen anfangen mit Unterricht.«
»Und wir dürfen unser Geld behalten?«, hat Pauline gefragt.
»Naturlich«, hat Miss Braitwhistle gesagt.
»Aber für eine Klassenfahrt reicht es trotzdem nicht«, meinte Rosa.
»Vielleicht hat Miss Braitwhistle ja eine Klassenfahrt für euch in ihrer Tasche«, hat Aki gesagt, aber Miss Braitwhistle hat ihn so finster angeschaut, dass er den Rest der Stunde über still gewesen ist.
Es war eine recht langweilige Stunde, denn wir haben Englisch gemacht und sollten die ganze Zeit nur englisch miteinander reden und wer ein deutsches Wort benutzt hat, bekam einen Minuspunkt.
Die meisten Minuspunkte hatten am Ende Aki und Henni. Aki, weil er nicht wusste, was
Blödmann
und
Vollidiot
auf englisch heißt, und Henni, weil sie mal wieder nicht kapiert hatte, worum es ging.
Als es zur Pause klingelte und wir alle schnell raus und auf den Hof wollten, kam Herr Fischli in die Klasse.
»Ich wollte euch nur sagen, dass wir morgen in der ersten Stunde eine Mathearbeit schreiben. Es ist die letzte Arbeit vor den Zeugniskonferenzen. Strengt euch also an, ihr wisst ja, was auf dem Spiel steht.«
Wir hatten aber überhaupt keine Lust, uns anzustrengen, wir wollten neue Zauberkreide.
»Weißt du was? Wir fragen Miss Braitwhistle, ob sie uns welche gibt«, hat Aki gesagt.
»Aber so, dass die andern nichts mitkriegen«, hab ich ge-sagt.
Wir sind in der Pause zum Lehrerzimmer und haben brav angeklopft, auch wenn wir das gar nicht mussten, denn die Tür war nicht richtig zu. Wir haben uns aber nicht getraut, reinzugehen, denn wir haben Frau Sauermann gehört. Sie schien sehr schlechte Laune zu haben. Das ist nichts Besonderes, sie hat eigentlich immer schlechte Laune.
»Herr Fischli!«, hat sie
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