Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
glücklicherweise das Terrarium. Aber Harry und Willy waren nirgendwo zu sehen, die hatten sich vor Schreck unter ihrer Wurzel verkrochen.
Herr Fischli hob den kaputten Lehrerstuhl auf und das zersplitterte Tischbein.
»Wie viel Geld habt ihr beim Trödelmarkt eingenommen?«, hat er Rosa gefragt, die gar nicht mehr rosa war, sondern eher grau vor Schmutz.
» 137 Euro und fünfundfünfzig Cent«, hat sie gesagt.
»Ich hoffe, das reicht«, hat Herr Fischli gesagt.
»Wofür?«, hat Annalisa gefragt.
»Um den Tisch und den Stuhl zu reparieren, natürlich«, hat Herr Fischli gesagt.
»Aber wir wollten mit dem Geld einen Ausflug machen!«, haben die Mädchen gejammert.
»Daraus wird nichts«, hat Herr Fischli gesagt.
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut, das geschah den Mädchen nur recht. Aber wir hatten uns zu früh gefreut.
»Die Jungs haben angefangen«, hat Rosa gesagt. »Aki hat mich geboxt.«
»Und Franz hat mich geschubst«, hat Pauline gesagt.
»Aber du hast den Papierkorb umgeworfen!«, hab ich gerufen.
»Die Mädchen räumen jetzt die Klasse auf«, meinte Herr Fischli. »Und die Jungs gehen in den Schulgarten und zupfen Unkraut.«
»Aber Unkraut zupfen macht viel mehr Spaß als aufräumen«, hat Pauline gesagt. »Das ist ungerecht!«
»Die Jungs zupfen nicht nur Unkraut, sie müssen auch die Nacktschnecken einsammeln, die sich über das Gemüse hermachen«, hat Herr Fischli gesagt und die Mädchen haben laut »Igitt!« geschrien.
Wir haben überlegt, ob wir nicht Harry und Willy mitnehmen sollten, damit die dann die Nacktschnecken fressen, aber wir waren nicht sicher, ob Schildkröten Schnecken mögen. Wir mochten sie jedenfalls nicht.
Herr Fischli ist mit uns zusammen über den Hof und zum Schulgarten gegangen, wahrscheinlich hatte er Angst, wir würden uns sonst aus dem Staub machen. Das hätten wir auch am liebsten, vor allem, als wir gesehen haben, dass Frau Sauermann und die 4 b mit irgendwelchen komischen Geräten in den Beeten herumfuhrwerkten.
»Ich bringe Ihnen tatkräftige Unterstützung, Frau Sauermann«, hat Herr Fischli gesagt. »Die Jungs aus der 4 a möchten gern Unkraut zupfen und besonders scharf sind sie darauf, die Nacktschnecken einzusammeln.«
Frau Sauermann hat uns misstrauisch angeguckt. »Wirklich? Das ist ja mal ganz was Neues, dass ihr euch nützlich machen wollt.«
Dann hat sie auf ein Beet mit Salatköpfen gezeigt und gesagt: »Da sitzen die Schnecken besonders gern. Ihr könnt sie hier in den Eimer tun.«
»Viel Erfolg«, hat Herr Fischli gesagt und ist wieder gegangen.
Wir haben uns die Salatköpfe angeschaut und da saßen sie und fraßen gemütlich vor sich hin – dicke, fette, orangefarbene und braune Schnecken, überall in den Beeten waren ihre schleimigen Spuren zu sehen.
»Müssen wir die etwa anfassen?«, hat Aki gefragt. Aber Hugo hatte schon eine aufgehoben, sie aber gleich wieder fallenlassen. »Ih, die sind ja total klebrig«, hat er gesagt und sich die Hände an der Hose abgewischt.
Tobias ist zu uns rübergekommen und hat uns Schaufeln gegeben. »Versucht es mal damit.«
Aber so einfach war das gar nicht, die Schnecken hatten überhaupt keine Lust, auf die Schaufeln zu kriechen, und wenn wir endlich eine draufhatten, haben wir uns vor Ekel so geschüttelt, dass sie von der Schaufel plumpsten.
Nach einer Viertelstunde hatten wir erst drei Schnecken im Eimer.
»Wenn ihr in dem Tempo weitermacht, seid ihr heute Abend noch zugange«, hat Frau Sauermann gesagt.
Wir haben verzweifelt nach Miss Braitwhistle Ausschau gehalten, die hätte die Nacktschnecken in Grashüpfer verwandeln können, die waren wenigstens nicht so schleimig, oder besser noch in Schmetterlinge, die wären dann einfach davongeflogen. Aber Miss Braitwhistle war nirgendwo zu sehen.
»Mein Opa hat einen Schrebergarten«, erzählte Max. »Der nimmt eine Schere und schneidet die Schnecken in der Mitte durch.«
»Man kann sie auch in ein Glas mit Bier werfen«, sagte Clemens.
»Schade um das Bier«, sagte Aki.
»Schade um unsere Freistunde«, hab ich gesagt. »Und alles nur wegen der blöden Mädchen.«
Wir haben die Nacktschnecken im Eimer angeschaut und dann hatten wir eine prima Idee. Und auf einmal ging das ganz schnell mit dem Schneckeneinsammeln.
Nur Hugo hat sich immer noch wie verrückt seine Hände an allem abgewischt, was ihm zwischen die Finger kam. An Blättern, Grashalmen, sogar in der Erde hat er gewühlt, aber der Schneckenschleim klebte
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