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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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einfach liegenlassen. Aber wenn er nun der Meinung war, er hätte ihn wirklich umgebracht?
Zu gern hätte Daisy jetzt gewußt, wo das Gästezimmer- Schrägstrich-Wäschezimmer des Hauses war, in dem Bott übernachtete. Sie konnte ja nicht gut in alle Zimmer hinein- schauen, um sich zu vergewissern, daß der Steuermann ir- gendwo im Bett lag und friedlich vor sich hin schnurchelte.
Aber zum Bootshaus konnte sie hinuntergehen.
Während sie den Bademantel überwarf und den Gürtel zu- band, fiel ihr ein, daß auf dem Tisch oben an der Treppe eine Taschenlampe stand, wohl für Elektrizitätsausfälle gedacht. Sie tastete sich aus dem Zimmer.
Im schwachen Licht, das durch das Fenster fiel, an dem die Vorhänge nicht ganz zugezogen waren, ging sie vorsichtig zum Tisch hinüber. Etwas reflektierte vom Metallkörper der Taschenlampe. Sie streckte die Hand danach aus, um sie plötzlich hastig wieder zurückzuziehen. Wenn es hier um einen Kriminalfall ging, dann waren vielleicht Fingerabdrücke darauf. Alec würde sie umbringen, wenn sie die verwischte.
Umbringen? Sie mußte wirklich mit diesen morbiden Kli- schees aufhören!
Sie war erleichtert, als sie ein Taschentuch in ihrer Bade- manteltasche fand. Das wickelte sie sorgsam um das Griff- ende der Taschenlampe, damit nicht die etwa vorhandenen Patscherchen, wie Alecs Sergeant Tring sie nannte, ver- schmiert würden. Dann nahm sie die Lampe auf und ging vorsichtig die Treppe hinunter, eine Stufe nach der anderen. Sie hielt sich am Geländer fest und atmete kaum, ständig in der Furcht, ein lautes Knarren würde alles im Haus zusam- menlaufen lassen. Wie entsetzlich albern sie dann wirken würde!
Das Haus blieb still. Sie erreichte unbemerkt die Eingangs- halle. Unten war es stockdunkel, doch sie schob sich vorsich- tig zur Tür zum Salon, ohne die Taschenlampe benutzen zu müssen. Als die Tür sicher hinter ihr geschlossen war, schal- tete sie das elektrische Licht an.
Die Vorhänge an den Terrassentüren waren auseinanderge- zogen, und eine Tür stand offen.
In ihrem Herzen spürte Daisy Angst. Obwohl sie schon so weit gekommen war, hatte sie sich auf der ganzen Strecke zu überzeugen versucht, daß sie sich auf dem Holzweg befand. Doch hatte hier irgend jemand das Haus verlassen. Warum? Wer war das gewesen, wenn nicht DeLancey, um das Boots- haus zu bewachen? Seine Verwirrung vorhin war so groß ge- wesen, daß er durchaus die Tür offen gelassen haben könnte, als er wieder ins Haus gekommen war.
DeLancey oder Bott. DeLancey und Bott? Sie mußte hin- untergehen und nachschauen.
Der Mond, der jetzt genau zwischen Halb- und Vollmond stand, ging gerade unter, als sie die Terrasse überquerte. Dann die Treppe hinunter, über den schon taunassen Rasen, der sich im Mondlicht silbern im Fluß widerspiegelte. Eine Planke quietschte auf, als sie den Bootssteg betrat. Ein rasches Krab- beln, ein Aufspritzen – bestimmt eine Wasserratte. Sicher keine Hausratte, sagte sie sich und erinnerte sich an das Kin- derbuch Wind in the Willows und an den netten freundlichen Ratty.
Die Tür zum Bootshaus stand offen. Daisy blieb davor ste- hen und lauschte. Der Fluß gurgelte um die Holzkonstruk- tion des Piers, schlug sanft mit leisem, stetigem Platschen ans Ufer. Süße Themse, gleite leise fort, bis mein Lied geendet hat, heißt es bei Spenser. Hatte Botts Lied schon auf ewig geen- det? Ich hab den Vater Themse gesehen, wie er her abfließt zur endlosen See. Nein, das war doch Alph, der heilige Fluß aus der Sage. Und von Xanadu hieß es bei Coleridge:
Ein wilder Ort! So heilig und verzaubert
wie je unter vergehendem Mond ein Zauber waltet …
    Wie bedrohlich alles bei Mondschein wirkte!
Kein Laut war aus dem Bootshaus zu hören. Daisy schal- tete mit einem Knöchel die Taschenlampe an und erschrak dennoch beim lauten Klick.
Ein tröstlich breiter Lichtstrahl leuchtete auf. Sie ging zur Tür. Als etwas ihre Wange berührte, schrak sie erneut zusam- men, um dann aber zu erkennen, daß es nur eine herabhän- gende Ranke der Clematis war.
Stell dich nicht so an, ermahnte sie sich. Sollte jemand hier draußen sein, dann würde er ihr bestimmt keine Gefahr be- deuten.
Sie leuchtete mit der Taschenlampe im Bootshaus umher. Von innen wirkte es wesentlich größer, als sein von Blätter- werk verdecktes Äußeres vermuten ließ. Das Licht erreichte gerade noch die weiter entfernten Ecken. Außerdem war ihre Sicht von einem Gerüst mit Rudern und Paddeln verstellt, wie auch von dem anscheinend

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